Helios Amper-Klinikum:Aufbauspritze

Helios Amper-Klinikum: Der Ärztliche Direktor Horst-Günter Rau.

Der Ärztliche Direktor Horst-Günter Rau.

(Foto: Jørgensen)

Der Ärztliche Direktor des Helios Amper-Klinikums Dachau, Horst-Günter Rau, vermeidet eine Stellungnahmezur öffentlichen Kritik an der pflegerischen Qualität. Er unterstützt "voll und ganz" die Geschäftsführung

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Der ärztliche Direktor des Helios Amper-Klinikums in Dachau, Horst- Günter Rau, nimmt keine Stellung zu der massiven Kritik an der pflegerischen Qualität des Krankenhauses. Im Schulterschluss mit der Helios-Geschäftsführung bekräftigt er seine Hoffnung, dass die von der Leitung und ihm vorgeschlagenen Maßnahmen für eine bessere Pflege zu einem innerbetrieblichen Frieden und zu einer besseren Versorgung führen werden. Bekanntlich haben sich Patienten, Kreisräte und - Mitte dieser Woche - auch ein Großteil der Pflegekräfte massiv über die Sauberkeit, die Hygiene und die Arbeitsbedingungen beschwert. Der Betriebsratsvorsitzende Claus-Dieter Möbs sagte: "Die Pflege am Dachauer Klinikum ist ein Überlebenstraining für Patienten."

Der Unmut in der Bevölkerung in den vergangenen zwei Monaten hat sich mittlerweile zu einer radikalen Kritik an der Unternehmensführung gesteigert. Den Anfang machten Kreisräte wie der CSU-Sprecher Wolfgang Offenbeck oder der SPD-Fraktionsvorsitzende Harald Dirlenbach. Beide warfen dem Klinikum anhand von Beispielen vor, dass die pflegerische Vor- und Nachsorge von Patienten erheblich verbesserungsbedürftig sei. Helios-Geschäftsführer Christoph Engelbrecht wies im Kreistag vor einer Woche darauf hin, dass die Kritik an der Sauberkeit berechtigt sei, nicht aber an der Hygiene. Denn die Übertragung von Viren und Bakterien geschehen nahezu ausschließlich über Handkontakt. Dirlenbach konterte: "Sie können mir nicht erklären, dass Kot und Blut in den Betten nichts mit Hygiene zu tun haben." Am vergangenen Dienstag hoben Pflegekräfte in einer Podiumsdiskussion zu einer fundamentalen Kritik an Helios an, welche ihre Arbeit nicht wertschätze, Kritik untersage und nur noch daran interessiert sei, die Umsatzrendite in einen höheren zweistelligen Bereich zu treiben.

Da die Berufsgruppe der Ärzte am Klinikum bisher in der Debatte nicht öffentlich Stellung bezog, wollte die SZ vom Ärztlichen Direktor des Dachauer Klinikums wissen, ob er und seine Kollegen die Kritik aus der Bevölkerung, dem Kreistag und vor allem aus den Reihen des Pflegepersonals nachvollziehen oder sogar teilen. Hat also Betriebsratsvorsitzender Möbs beispielsweise mit seiner Einschätzung der Pflegequalität recht? Und wie sehen die Ärzte die Forderung der Belegschaft nach einer guten Pflege?

Landrat Stefan Löwl (CSU) hatte bereits in seiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrat, mehrmals empfohlen, dass die Pflegeteams neu gebildet werden. Seiner Ansicht nach wäre es nötig, die nur scheinbar selbstständigen Untergesellschaften aufzulösen. Denn sie behinderten eine echte Zusammenarbeit und Teambildung. Auf der Podiumsdiskussion bestätigte das Betriebsratsvorsitzender Möbs: "Wir müssen eine Einheit werden, in der jeder für den anderen einsteht." Zurzeit könne eine Pflegekraft keine Reinigung anordnen, weil die Kollegin einem anderen Unternehmen angehört und nur nach deren Vorschriften handeln dürfe.

Auf die Fragen der SZ antwortete der Ärztliche Direktor Horst-Günter Rau in einer schriftlichen Stellungnahme so: "Lassen Sie mich bekräftigen, dass ich voll und ganz hinter unseren Maßnahmen, welche wir als Klinikleitung getroffen haben, stehe." Er verweist auf ein Pressegespräch Mitte vergangener Woche, auf dem Helios-Geschäftsführer Christoph Engelbrecht ein Sieben-Punkte-Programm als Sofortmaßnahme für mehr Sauberkeit vorstellte. Es sollte auch dazu dienen, Pflegekräfte von fachfremden Tätigkeiten zu befreien. Rau schreibt, dass auch im Kreistag alle Themen angesprochen und von Engelbrecht "ausführlich erläutert" worden seien. Rau weiter: "Dem kann ich aktuell nichts hinzufügen. Für mich - und ich denke, da spreche ich auch für Herrn Marx (René Marx, Pflegedienstleiter, d. Red.) und Herrn Engelbrecht - hat nun die schnelle und nachhaltige Umsetzung Priorität. - Ich danke für Ihr Verständnis!"

Das Sofortprogramm sieht vor, dass der Reinigungsdienst verbessert werden soll und Personal den einzelnen Stationen zugewiesen wird. Außerdem wird die Sauberkeit künftig von einem Team regelmäßig kontrolliert und die Kritik von Patienten protokolliert. Gleiches gilt für die Servicekräfte, die das Essen bringen und die Betten machen. Helios will einen Bettentransportdienst mit Fachkräften und einen Springerdienst aufbauen.

Engelbrecht konnte mit diesem Sofortprogramm den Kreistag nicht überzeugen. Dass Pflegekräfte keine Reinigungsdienste übernehmen dürfen, weil ihnen sonst Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit abgehe, wurde als eine Selbstverständlichkeit bezeichnet. Tatsächlich müsste Helios Maßnahmen vorschlagen, welche geeignet seien, die Qualität der Vor- und Nachsorge erheblich zu verbessern. Deshalb sprach sich Löwl für einen Tarifvertrag am Klinikum aus, der dem aktuellen der Berliner Charité ähnelt. Er legt Mindestbesetzungen fest und besteht aus klaren Kriterien des Gesundheitsschutzes für die Belegschaft. Dann könnten sich keine 3700 Überstunden allein in einem Stockwerk ansammeln, wie Pflegekräfte monierten.

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