BUNDESGERICHT: Zentralschweizer Spitäler blitzen vor Gericht ab

Die Spitäler Schwyz, Zug und Uri wehren sich gegen die Zentralisierung der Medizin. Ihre Beschwerde hatte allerdings vor dem Bundesverwaltungsgericht keine Wirkung.

Nadine Annen
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Gewisse Operationen finden nur noch in grossen Spitälern wie hier Lausanne statt. Bild: Gaetan Bally/Keystone

Gewisse Operationen finden nur noch in grossen Spitälern wie hier Lausanne statt. Bild: Gaetan Bally/Keystone

Anfang dieses Jahres hat das Beschlussorgan der «Interkantonalen Vereinbarung über die hoch spezialisierte Medizin» entschieden, einzelne Eingriffe der Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) dem Bereich der hoch spezialisierten Medizin zuzuordnen. Somit dürfen diese Operationen künftig nur noch an ausgewählten Zentrumsspitälern durchgeführt werden. Die Spitäler Schwyz, Zug und Uri wehrten sich mit einer Beschwerde gegen diesen Entscheid. Das Bundesverwaltungsgericht ist jedoch nicht darauf eingetreten.

Konkret geht es um hoch spezialisierte Eingriffe an Speise­röhre, Bauchspeicheldrüse, gewisse Typen von Lebereingriffen und Eingriffe bei tiefen, bösartigen Mastdarmtumoren, erklärt Roger Schlüchter, Chefarzt Chirurgie und Leiter der Viszeral­chirurgie am Spital Schwyz.

Schwyzer operieren in Zürich

Da Eingriffe bei seltenen Tumoren im Bereich Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse und komplexe Lebereingriffe bereits heute mehrheitlich an ausgewählten Zentrumskliniken – teilweise auch von den Schwyzer Chirurgen – durchgeführt werden, fallen in Schwyz lediglich rund acht bis zehn Eingriffe pro Jahr weg; nämlich jene im Bereich der tiefen, bösartigen Mastdarmtumore, erklärt Schlüchter. Diese hoch spezialisierten Eingriffe werden künftig durch die Schwyzer Chirurgen am Stadtspital Triemli in Zürich operiert, mit welchem das Spital Schwyz bereits in den letzten Jahren eine enge Kooperation im Bereich der hoch spezialisierten Viszeralchirurgie aufgebaut hat.

Die Kantone würden mit dieser Umteilung ein weiteres wichtiges Zeichen zur Qualitätssicherung setzen und ihren Willen zur Konzentration der hoch spezialisierten Medizin erneut deutlich zum Ausdruck bringen, schreibt die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheits­direktorinnen und -direktoren (GDK) in einer Mitteilung.

Ganz anders bewerten die Spitäler Schwyz, Zug und Uri diese Zentralisierung: Sie befürchten mit der Abwanderung von immer mehr hoch spezialisierten Eingriffen in die grossen Zentrumskliniken nämlich auch die Abwanderung von gut ausgebildetem Personal, wie der Urner Spitaldirektor Fortunat von Planta gegenüber dem Regionaljournal Zentralschweiz von Radio SRF erklärte. Das wirke sich schliesslich auf alle Patienten aus – also auch auf solche mit einfacheren Eingriffen.

Obwohl man im Spital Schwyz sowohl medizinisch als auch infrastrukturell sehr gut positioniert sei und mit der breiten Vernetzung und engen Zusammenarbeit mit grossen Zentrumsspitälern der heutigen und zukünftigen Entwicklung gerecht werde, sei es in den nächsten Jahren unabdingbar, dass die gesundheitspolitischen Vertreter auch aus Schwyz die Interessen der entsprechenden Standorte vehement vertreten – und dass nicht einfach Regelungsmodalitäten anderer Kantone, vor allem des Kantons Zürich, der sein Gesundheitswesen zurzeit sehr stark reguliere, übernommen werden, fügt Schlüchter hinzu.

«In den heutigen Entscheidungsgremien sind die Vertreter der grossen Kantone mit ihren eigenen Interessen und Steuerungsideen viel zu stark gewichtet», kritisiert Schlüchter. Dieser Umstand habe unter anderem dazu geführt, dass sich das Spital Schwyz zu einer Beschwerde entschlossen habe, erklärt der Chefarzt weiter.

Nadine Annen zentralschweiz@luzernerzeitung.ch