Wissenschaft, die Wissen für die Praxis schafft – das ist Selbstverständnis und Kernaufgabe des Instituts als Forschungs- und Entwicklungseinheit des AOK-Systems. Daher bietet man Expertisen für jeden Leistungsbereich der Gesundheitsversorgung und nimmt die Patientenversorgung insbesondere der 24 Millionen AOK-Versicherten auch in sektorenübergreifender Perspektive in den Blick. Damit das gelingt, werten die Spezialisten jedes Jahr viele Millionen wichtiger Daten zur Gesundheitsversorgung in Deutschland unter Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsaspekten aus – und machen Zahlen sprechend.
Die bisher eingesetzte, performante Data-Warehouse-Appliance musste aufgrund gestiegener Anforderungen ausgetauscht werden. Das Unternehmen suchte nach einer neuen, ausbaufähigen Lösung eines integrierten Systems aus Hard- und Software, bei dem Wartung und Services über den kompletten Einsatzzeitraum der Maschine sichergestellt werden sollten. Die Zielsetzung war, darüber hinaus eine Performancesteigerung um mindestens 50 Prozent gegenüber der bisherigen Lösung zu erzielen.
Dieser Herausforderung stellte sich der IT-Dienstleister Fritz & Macziol mit einem neuen IBM-Server x unter Red Hat Enterprise Linux (RHEL) sowie einer DB2 10.5. Da die Systemwartung im Rahmen des Managed-Dienstware-Angebots komplett an den externen Partner ausgelagert wurde, kann sich Wido in der nächsten Zeit nun voll auf die Optimierung der Businesslogik konzentrieren.
Anonymisierung der Daten
Gabriela Brückner, Verantwortliche des Data Warehouse (DWH) bei Wido, geht auf die Ausgangssituation und die Anforderungen ein: „Bei uns laufen die anonymisierten Daten von 24 Millionen AOK-Versicherten zusammen. Das Datenvolumen summiert sich aktuell auf mehr als zehn Terabyte und schlägt sich in Tabellen mit mehreren Milliarden Zeilen nieder.“ Die Analyseanforderungen an das Data Warehouse sind laut Brückner sehr komplex.
Die Fachanwender, die mit ihrer Fachlichkeit aus Medizin, Pharmakologie, Epidemiologie, Controlling etc. spezifische Fragestellungen beantworten wollen, erwarten einen stabilen und performanten Zugriff, um das Informationsangebot des Wido optimal nutzen zu können. „Vom neuen System versprachen wir uns hier vor allem eine Verkürzung der Antwortzeiten“, so Gabriela Brückner. Das Institut hatte mit der bislang dafür eingesetzten Appliance gute Erfahrungen gemacht, da trotz des hohen Volumens der granular vorgehaltenen Daten die komplexen Anforderungen mit Antwortzeiten im Minutenbereich bereits performant abgebildet werden konnten.
Vom IT-Dienstleister kam daher der Vorschlag, auf die jeweils aktuelle Version des momentanen Systems zu modernisieren: Neben einem neuen und leistungsstärkeren Modell des System-x-Servers sollte die DB2 in der aktuellen Version 10.5 unter Enterprise Linux zum Einsatz kommen. Dazu bündelte der Dienstleister seine Erfahrungen aus verschiedenen Geschäftsbereichen: Neben den Systemspezialisten rund um Server und Datenbank kamen außerdem Kollegen aus der Speicherabteilung sowie das Business-Analytics-Team mit ins Boot. Damit konnte die Komplexität des Systems, bestehend aus einem System x3850 X5 mit DB2 10.5 unter Linux, angeschlossenem Storage V3700 sowie den Data-Warehouse-Features der DB2, in einer Appliance zusammengeführt und gekapselt werden. Das bereitgestellte Paket enthielt zudem drei Jahre Wartung, worin alle Dienstleistungen rund um Fernwartung, -überwachung und -zugriff inklusive einer eigenen Hotlinenummer für Notfälle enthalten sind.
Zur Beschleunigung der Abfragen kommt beim neuen System des Instituts hauptsächlich das bekannte, bereits auf dem bisherigen System verwendete Database Partition Feature (DBF) der DB2 zum Einsatz. Bei dieser Funktion wird beispielsweise das vorhandene Datenmaterial auf 16 Partitionen verteilt. Bei einer Tabelle mit 1,6 Millionen Zeilen kommen dann auf jede Partition 100.000 Zeilen, auf denen parallel gearbeitet werden kann. Diese Funktion der DB2 liefert für die Anforderungen des Instituts schnelle Antwortzeiten. Die Steigerung in der Verarbeitungsgeschwindigkeit lässt sich vor allem auf das gewählte Hardwaredesign sowie die neue Datenbankversion 10.5 zurückführen. Allein dieses neue Release bietet im Vergleich zur Version 9.7 etwa 15 bis 20 Prozent mehr Leistung.
Komplexe Standardanfragen, welche auf dem Altsystem mitunter Antwortzeiten von rund 2:40 Minuten benötigten, konnten auf der neuen Systemlösung um mehr als die Hälfte reduziert werden. Die IBM-In-Memory-Funktion Blu kommt zunächst nur auf dem Testsystem zum Einsatz. Gabriela Brückner: „Damit konnten wir bei einzelnen seltenen Abfragetypen eine Performancesteigerung von bis zu 80 Prozent erzielen.“ Sollten sich die Anforderungen weiter entwickeln, kann die In-Memory-Funktion basierend auf den gewonnenen Erfahrungen auch im operativen System zur Anwendung gebracht werden. Außerdem werden damit die Systemressourcen effizienter genutzt, da beispielsweise weniger Storage verwendet wird. Brückners Fazit: „Unser neues Big-Data-System ist erfolgreich an den Start gegangen und wir können uns voll um die Optimierung der Businesslogik kümmern.“
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido)
Das Institut wurde im Jahr 1976 gegründet. Die durchgeführten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sollen insbesondere die AOK-Gemeinschaft bei der Sicherstellung einer hochwertigen und wirtschaftlichen Gesundheitsversorgung unterstützen. Gegenstand der Forschung sind zudem die Grundlagen, Probleme und die Weiterentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung sowie der mit ihr zusammenhängenden Gebiete.
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