Sepsis unterschätzt :
Wer denkt schon an Blutvergiftung?

Von Christina Hucklenbroich
Lesezeit: 4 Min.
Patient auf der Intensivstation
In Deutschland gibt es deutlich mehr Sepsisfälle als angenommen. Eine neue Studie korrigiert die Zahlen und schlägt Alarm: Viele Todesfälle könnten verhindert werden, bei der Vorbeugung hapert es gewaltig.

Der Patient hat Fieber oder Untertemperatur, ist unruhig und verwirrt, sein Herz rast, seine Atmung wird schwer. Analysiert man sein Blut, findet man eine veränderte Konzentration von Plättchen und weißen Blutkörperchen, gemessen am Normalzustand - diese Symptome deuten auf eine schwere Sepsis hin. Es sind klinische Anzeichen, sie genügen, um die Diagnose zu stellen. Ein Erreger, meist ein Bakterium, das in die Blutbahn eingedrungen ist und nun den ganzen Körper befällt, muss nicht notwendigerweise nachgewiesen werden, damit von einer Sepsis - im Volksmund auch als „Blutvergiftung“ bekannt - gesprochen werden kann. Nur in maximal dreißig bis vierzig Prozent der Sepsisfälle ist überhaupt ein Erreger dingfest zu machen.

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