Der Chef des Stuttgarter Klinikums ist weg – bei der Belegschaft gibt es Kritik. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Nachdem sich das städtische Klinikum von Geschäftsführer Ralf-Michael Schmitz getrennt hat, äußern einige Klinikmitarbeiter Kritik an der 900 000-Euro-Abfindung für den ehemaligen Chef. Auch die Arbeitsbedingungen sorgen für Unmut.

Stuttgart - Der Chef des Stuttgarter Klinikums, Ralf-Michael Schmitz, ist weg, und mit ihm auch 900 000 Euro aus öffentlicher Hand. Das finden einige Mitarbeiter nicht in Ordnung: „Ich finde es seltsam, wenn jemand so einen Blödsinn macht und dafür dann auch noch so viel Geld bekommt“, sagt eine Krankenschwester des Katharinenhospitals.

Außerdem: „Ich arbeite hier jeden Tag brutal hart, seit 25 Jahren. Ich darf in ein paar Jahren mit einer Mini-Rente rechnen.“ Schmitz sei sie noch nie persönlich begegnet, aber sie würde nicht sagen, dass sich der geschasste Chef nicht für die Mitarbeiter interessiert hätte. Allerdings: „Am Ende ist nur das Geld wichtig, wir Arbeiter sind nur Nebensache. Ist das gerecht?“

„Nein“, sagt eine Putzfrau, die dem Gespräch zugehört hat. Sie meint, dass die 900 000-Euro-Abfindung zu roten Zahlen beim Klinikum führen werde. Die Konsequenzen für die Belegschaft: „Weniger Personal und mehr Arbeit für die Leute, die da sind. Immer mehr.“

Außerdem berichtet sie von Überstunden und schlechter Behandlung durch die Vorgesetzten. Eine andere Krankenschwester des Klinikums sagt: „Man kann das Geschäft mit dem Geld im Klinikum mit einem Topf Honig vergleichen. Alle wollen den Finger reinstecken und am meisten Honig abbekommen.“ Wie die anderen Mitarbeiter des Klinikums will auch sie nicht namentlich zitiert werden.

„Wir kommentieren das nicht“, sagt ein Arzt der Frauenklinik. Einige Mitarbeiter sind darüber verärgert, dass das Hospital ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit abgebe: „Die Chefetage hat’s verbockt, und jetzt denken viele Leute vielleicht, dass alles schiefläuft am Klinikum“, befürchtet ein Krankenpfleger. Wie sich die Arbeit in der Führungsetage normalisieren könne, da haben einige Mitarbeiter einen Vorschlag: „Vielleicht müssen mehrere Leute in der Krankenhausleitung etwas zu sagen haben und nicht nur einer“, mutmaßt ein Auszubildender. Eine Krankenschwester sagt: „Einer sollte auf jeden Fall ein Arzt sein, nicht nur Manager.“ Denn ein Arzt wisse, wie ein Krankenhaus funktioniere und was auf den Stationen gebraucht werde.

Die Nachricht, dass der Krankenhaus-Chef geht, hat viele Mitarbeiter offenbar noch gar nicht erreicht. „Was interessiert mich das? Für meine Arbeit ändert sich sowieso nichts“, sagt ein Krankenpfleger.