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Höhere Vergütung für Kliniken: Mehr Notfall-Kaiserschnitte

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Bayerische Kliniken rechnen Kaiserschnitt-Geburten zunehmend als Notfall-OP ab. Grund dafür könnte sein, dass Krankenhäuser für einen ungeplanten Kaiserschnitt mehr abrechnen können als für einen geplanten.

Im Jahr 2009 waren von 100 Kaiserschnitten 53 ungeplant, fünf Jahre später bereits 56. Das ist eine Zunahme von sechs Prozent.

"Während in den Jahren 2005 bis 2008 im Freistaat die geplanten Kaiserschnitte insgesamt noch in der Überzahl waren, stieg das Verhältnis ab 2009 stark zu Gunsten der ungeplanten Notfall-Kaiserschnitte an", so Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern. 2009 wurde auch bekannt, dass es für einen Kaiserschnitt als Notfall-OP eine höhere Vergütung gibt, als für einen geplanten Kaiserschnitt.

31,5 Millionen Euro Mehrausgaben

Aktuell gibt es in Bayern rund 3.330 Euro für eine ungeplante Kaiserschnitt-Geburt ohne komplizierte Diagnosen. Für eine vergleichbare geplante OP dagegen nur 2.700 Euro. "Der wirtschaftliche Anreiz ist offenbar für die Zunahme entscheidend", so Bredl. Bis 2009 hatten die gesetzlichen Krankenkassen einen Kaiserschnitt einheitlich vergütet - egal ob geplant oder ungeplant. "Auf die gesamte gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland ergeben sich zusätzliche Ausgaben von 31,5 Millionen Euro für den Zeitraum 2010 bis 2014", rechnet Bredl hoch und stützt sich dabei auf eine Auswertung von Routinedaten durch das Wissenschaftliche Institut für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) der Techniker Krankenkasse.

Jedes dritte Baby kommt per Kaiserschnitt

Insgesamt ist sowohl in Bayern als auch in Deutschland die Kaiserschnittrate seit der Jahrtausendwende rasant gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag die Kaiserschnittrate 2014 bundesweit bei fast 32, in Bayern sogar bei 33 Prozent. Im Jahr 2000 war sie im Bund und in Bayern noch unter 22 Prozent.

Kaiserschnittbabys haben lebenslang ein höheres Krankheitsrisiko

Die Kaiserschnittrate in Deutschland ist derzeit etwa doppelt so hoch wie sie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. Bredl erläutert: "Ein Kaiserschnitt sollte nur durchgeführt werden, wenn eine natürliche Geburt die Gesundheit oder das Leben von Mutter und Kind in Gefahr bringen würde." Er appelliert an die werdenden Eltern, sich genau vor der Entbindung zu informieren. Zu bedenken seien auch die lebenslangen Folgen für das Baby, das per Kaiserschnitt auf die Welt kommt. So ergab eine Studie der Uni Kopenhagen, basierend auf Daten von 1,9 Millionen zwischen 1977 und 2012 reif geborenen Kindern, dass Kaiserschnitt-Kinder im Vergleich zu natürlich Geborenen ein um 23 Prozent erhöhtes Asthmarisiko haben. Außerdem seien auch die Risiken beispielsweise für Immundefekte und entzündliche Darmerkrankungen um ein Vielfaches höher als bei Kindern, die auf natürliche Weise geboren wurden.

sca / TK

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