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EntbindungKliniken erhoffen sich Zulauf nach Schließung in Wermelskirchen

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Aufgrund der Schließung der Geburtsstation in Wermelskirchen könnten künftig mehr Kinder in Bergisch Gladbach zur Welt kommen.

Aufgrund der Schließung der Geburtsstation in Wermelskirchen könnten künftig mehr Kinder in Bergisch Gladbach zur Welt kommen.

  • Durch die Schließung der Geburtsstation im Wermelskirchener Krankenhaus rechnet das Evangelische Krankenhaus in Bergisch Gladbach und das Vinzenz-Palotti-Hospital in Bensberg mit einem Anstieg der Geburten auf ihren Stationen.
  • Ob die beiden Krankenhäuser tatsächlich eine Alternative sind, wird sich zeigen. Denn es gibt vier weitere Krankenhäuser in Umkreis von Wermelskirchen.

Bergisch Gladbach/Wermelskirchen – Seit das Klinikum Wermelskirchen Anfang des Monats seine Geburtsstation geschlossen hat, rechnen das Evangelische Krankenhaus (EvK) in Bergisch Gladbach und das Vinzenz-Palotti-Hospital (VPH) in Bensberg mit einem höheren Zulauf. Mitte März hatte die Klinikleitung die Schließung verkündet und damit eine ganze Reihe von Frauen unter Zugzwang gesetzt, die für Anfang April noch zur Entbindung angemeldet waren.

Ob die beiden Gladbacher Geburtsstationen perspektivisch eine Alternative für den Norden des Rheinisch-Bergischen-Kreises darstellen, muss sich erst noch zeigen. Denn es gibt auch vier Krankenhäuser im Umkreis von Wermelskirchen, die als Ausweichstation in Frage kommen. Das Sana Klinikum in Remscheid ist acht Kilometer entfernt, das Klinikum Solingen 18 Kilometer, das Klinikum Leverkusen 25 Kilometer und das Helios Krankenhaus in Wipperfürth 19 Kilometer weit weg. Von Wermelskirchen nach Gladbach sind es allerdings auch nur 24 Kilometer, nach Bensberg um die 30 Kilometer.

Großes Einzugsgebiet

Dennoch rechnet sich Dr. Simeon Korth, Chef der Frauenklinik und Geburtshilfe am VPH, etwas aus. „Schon jetzt kommen Gebärende von weither zu uns, sogar aus Köln, aber auch aus dem Nordkreis, aus Krefeld, Düsseldorf und südlich bis Koblenz“, sagt Korth. „Ich gehe schon davon aus, dass das zunehmen wird.“

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In Wermelskirchen waren zuletzt nur noch 272 Kinder im Jahr zur Welt gekommen – zu wenig, um den Betrieb der Station rentabel zu halten, wie Klinikchef Christian Madsen die Schließung begründet hatte. Zum Vergleich: Im Bensberger Zentrum für Geburtshilfe am VPH erblicken jährlich etwa 1856 Babys das Licht der Welt.

„Es tut mir sehr Leid, dass die Kollegen in Wermelskirchen die Geburtshilfe einstellen mussten“, bedauert Korth. „Es ist natürlich für die Frauen und Familien angenehmer, ein ortsnahes Angebot zu haben.“ Doch 600 Geburten gelten als magische Grenze. „Darunter rechnet es sich kaum, ein entsprechendes Angebot bereitzuhalten“, erklärt Korth sein Verständnis für den Schritt der Geschäftsführung.

„Nur" noch 272 Geburten in Wermelskirchen

Der Chef sieht seine Frauenklinik gut gerüstet, einen Teil der Wöchnerinnen aufnehmen zu können: „Durch den steten Anstieg der Geburten haben wir auch entsprechend Personal aufgestockt.“

Die Geburtsstation des EvK ist deutlich kleiner. Doch auch hier verzeichnete man 2015 mit 648 Kindern ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Es ist ein ausdrückliches Bekenntnis unseres Trägers, eine Geburtsstation vorzuhalten“, erklärt Pflegedienstleiter Thomas Stokowy, obwohl er weiß, dass dies auch ein finanzieller Drahtseilakt sein kann. „Dass wir eine kleine, persönliche Station haben, ist auch ein Plus“, findet er.

Das EvK sieht er durchaus in der geografischen Lage, im Nordkreis ein Angebot zu machen. „Unsere leitende Hebamme hat bereits Kontakt zu den Beleghebammen in Wermelskirchen aufgenommen“, berichtet Stokowy. „Wir arbeiten ja auch mit Beleghebammen und möchten uns mit unserem Angebot dort in Erinnerung bringen. Da ist der persönliche Kontakt zwischen den Hebammen sicher ein wichtiger Ansatz.“

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