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Klinik Möhnesee sieht geplantes Rehazentrum in Soest äußerst kritisch

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Der Verwaltungsleiter der Klinik Möhnesee sieht das geplante Rehazentrum in Soest kritisch. Seiner Meinung nach sind keine zusätzlichen Reha-Betten im Umkreis nötig.
Der Verwaltungsleiter der Klinik Möhnesee sieht das geplante Rehazentrum in Soest kritisch. Seiner Meinung nach sind keine zusätzlichen Reha-Betten im Umkreis nötig. © Niggemeier

Möhnesee - Kritisch bewertet der Verwaltungsleiter der Klinik Möhnesee den Umstand, dass das Klinikum Soest an den Plänen für ein Reha-Zentrum festhalten will. Angesichts der verfügbaren Reha-Betten in der Region gebe es überhaupt keinen Bedarf.

Einen Vorteil hätten am Ende nur die Krankenkassen als Kostenträger, weil sie bei einem Mehr an Reha-Betten die Pflegesätze weiter drücken könnten. Dass die Verantwortlichen des Klinikums Soest daher ausgerechnet darauf verweisen, man verfolge das Projekt auf Empfehlung der Krankenkassen, bewertete Vornheder mit Verwunderung.

Wirtschaftlich nicht darstellbar: Aus diesem Grund soll, wie Insider berichten, die zu Orpea gehörende Celenus-Klinikengruppe aus dem Projekt Reha-Zentrum am Klinikum Soest ausgestiegen sein.

Forciert wurde diese Entscheidung den Berichten zufolge von Susanne Leciejewski, der Vorstandsvorsitzenden von Celenus, höchstpersönlich, weil sie aus eigener fachlicher Einschätzung von dem Projekt nicht überzeugt gewesen sei.

Trotz dieser Absage von Orpea will das Klinikum Soest an den Überlegungen für das Reha-Zentrum mit 240 Betten festhalten. Wie dies aus Sicht eines Experten aus dem Bereich der Reha-Einrichtungen im Kreis Soest zu sehen ist, erläuterte Lars Vornheder, Verwaltungsleiter der Klinik Möhnesee, in einem Gespräch mit dem Anzeiger.

Vornheders zentrale Einschätzung: Für zusätzliche Reha-Betten in der Region bestehe überhaupt kein Bedarf. Dazu verwies er auf eine Erhebung des AOK-Verlags. Demzufolge gebe es in einem Umkreis von 50 Kilometern um Soest zirka 3 000 Betten in Reha-Einrichtungen.

Alle wichtigen Indikationen sind laut AOK-Auflistung, teils auch mehrfach, vertreten. Konkret sind dies Kardiologie, Rheumatologie,

Lars Vornheder, Verwaltungsleiter der Klinik Möhnesee.
Lars Vornheder, Verwaltungsleiter der Klinik Möhnesee. © Privat

Orthopädie, Pneumologie, Geriatrie, Psychosomatik und Neurologie. In einem Umkreis von 150 Kilometern rund um Soest komme man sogar auf rund 33 800 Betten, dann seien auch Indikationen aus den Bereichen Onkologie, Stoffwechselerkrankungen und Erkrankungen der Nieren, Harnwege oder Prostata vertreten.

Dass es angesichts dieser Versorgungslage keinen Bedarf für zusätzliche Reha-Betten gibt, zeige sich auch daran, so Vornheder, dass die Zahl der Reha-Betten seit den 1990er Jahren und dem Beginn der Gesundheitsreformen kontinuierlich zurück gegangen ist. 

Erkennbar werde die Entwicklung auch an der Schließung von Kliniken. Vornheder: „Das ist der Punkt, wo ich warnen möchte: Wir brauchen keine zusätzlichen Reha-Betten im Umkreis.“ Vor diesem Hintergrund bewertete er Aussagen seitens des Klinikums Soest und des Aufsichtsratsvorsitzenden Roland Maibaum, der Bau des Reha-Zentrums erfolge auf Empfehlung der Krankenkassen, mit Verwunderung.

Hier handelten die Krankenkassen nach Vornheders Einschätzung eigennützig nur nach ihrem Interesse, dabei gehe es offenkundig um das Ziel weiterhin sinkender Pflegesätze.

Weitere Einsparungen seien bei 70 Prozent Lohnkosten allerdings schwierig. Vornheder: „Das geht nur über die Löhne oder Entlassungen. Und das in einem Bereich, wo wir am Menschen arbeiten.“

Dazu passt die am Dienstag veröffentlichte Mahnung des Deutschen Ethikrates, wonach das Wohl der Patienten in deutschen Krankenhäusern wegen des Kostendrucks schon heute auf der Strecke bleibe. Gerade auf die Orientierung aufs Patientenwohl komme es aber an.

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