Pfaffenhofen
Die Heimat ruft

Geschäftsführer Marcel John will die Ilmtalklinik Ende Juli verlassen Aufsichtsrat tagt am 26. April

08.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr

Seine Zeit in den Fluren der Ilmtalklinik läuft ab: Geschäftsführer Marcel John (links) - hier im Gespräch mit dem Organisatorischen Leiter der Notaufnahme, Dirk Lieber, - wird Pfaffenhofen Ende Juli in Richtung Erfurt verlassen. - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Insider dürften nicht wirklich überrascht gewesen sein: Marcel John, Geschäftsführer der Ilmtalklinik GmbH, hat gekündigt, in knapp vier Monaten soll Schluss sein. Über die Nachfolge will der Aufsichtsrat am 26. April entscheiden.

Der Geschäftsführer hat um die Auflösung seines Vertrages zum 31. Juli gebeten, ein Datum, das der Aufsichtsrat noch formell absegnen muss. Die Entscheidung Johns wird die Unsicherheit innerhalb der Belegschaft weiter vergrößern. Schließlich hatte die Geschäftsführung der Ilmtalklinik GmbH mit ihren beiden Häusern in Pfaffenhofen (220 Betten) und Mainburg (100 Betten) bereits Ende Februar ein Defizit von 5,1 Millionen Euro im operativen Bereich verkündet - eine Million mehr als vorgesehen. Kurz darauf stand eine mögliche Kooperation mit einem "größeren Krankenhaus" zur Diskussion, externe Gutachter, die den Zustand des "Patienten" Ilmtalklinik beurteilen sollen, wurden eingeschaltet.

Auf Spekulationen, wie stark die Diskussionen der vergengenen Wochen und Monate seinen Entschluss beeinflusst haben, will sich John gar nicht erst einlassen. Er habe die "wohl einzigartige Gelegenheit" als Geschäftsführer eines Krankenhausverbundes im Umkreis von Erfurt in seine thüringische Heimatstadt zurückzukehren - "hier lebt meine ganze Familie und mein Freundeskreis". Dies sei der Hauptgrund dafür gewesen, dass er dieses Angebot angenommen habe. Es sei nicht einfach, in einer so "schwierigen Phase" zu gehen, bei der Abwägung des Für und Wider sei allerdings der Gedanke an die Familie immer wichtiger geworden.

Seinen bevorstehenden Abschied sieht John deshalb auch nicht als Scheitern oder gar als Flucht. Das Einschalten eines externen Gutachters erachtet der Klinikgeschäftsführer nicht als eine Art Misstrauensvotum gegenüber seiner Person. Angesichts des gestiegenen Defizits sei es völlig legitim, wenn Politik und Aufsichtsrat hier Erklärungsbedarf sehen würden. Das Gutachten sei deshalb durchaus eine Chance für die beiden Krankenhäuser - "ich bin gespannt, welche Ideen die externen Experten haben."

Denn letztlich ist John nach wie vor davon überzeugt, dass die Ilmtalklinik GmbH ihre Eigenständigkeit erhalten kann, "sofern alle Beteiligten an einem Strang ziehen". Man habe so viele Patienten und wichtige Leistungspunkte gegenüber den Krankenkassen wie noch nie, "ich sehe eine positive Entwicklung, es geht gut vorwärts."

Ob die maßgeblichen Entscheidungsträger in den Kreistagen von Pfaffenhofen und Kelheim sowie die Aufsichtsräte dies genau so sehen, werden die nächsten Monate zeigen. Voreilige Entscheidungen wollen alle Beteiligten jedenfalls vermeiden. So haben die Fraktionssprecher aus Pfaffenhofen am Freitag übereinstimmend angekündigt, erst einmal das externe Gutachten abwarten zu wollen. Ins gleiche Horn stößt Landrat Martin Wolf (CSU), der die Entscheidung von Marcel John bedauert und dem Geschäftsführer für sein Engagement dankt. In den zwei Jahren, die John als Geschäftsführer tätig gewesen sei, habe er die Neuausrichtung der Klinik angestoßen und wichtige Weichen gestellt.

Der Aufsichtsrat der Ilmtalklinik GmbH, der am 26. April zusammentreten wird, habe nun mehrere Optionen: Der Posten des Geschäftsführers werde umgehend neu ausgeschrieben oder man bemühe sich um eine Interimslösung. Diese könnte beispielsweise aus Experten der mit der Erstellung des Gutachtens betrauten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young bestehen. Wobei Wolf mit Nachdruck darauf hinwies, "dass wir bis mindestens 31. Juli mit Marcel John einen engagierten Geschäftsführer haben", der die externe Untersuchung mit "vollem Einsatz" begleiten und weiterentwickeln werde. Bis dahin sei man sicher soweit, eine nachhaltige Entscheidung über die Zukunft der Ilmtalklinik treffen zu können. An seiner persönlichen Zielsetzung habe sich ohnehin nichts geändert: Das Kreiskrankenhaus solle weiterhin in kommunaler Hand bleiben.