ConHIT: Die elektronische Gesundheitskarte kann mehr

Mit der Forderung nach besserer Vernetzung hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe die ConHIT in Berlin eröffnet, eine Fachmesse für Medizin-IT. "Die elektronische Gesundheitskarte kann mehr und das möglichst bald", erklärte er.

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Hermann Gröhe

Hermann Gröhe spricht

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

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  • Detlef Borchers
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Während Referenten auf der ConHIT darüber diskutierten, welche Barcode-Variante der ausgedruckte Medikamentationsplan tragen sollte, war Bundesgesundheitsheitsminister Gröhe schon weiter. Zur Eröffnung der dreitägigen Medizin-IT-Fachmesse gab er bekannt, dass die Online-Konsultation, die Video-Sprechstunde und das elektronische Rezept auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ab Juni 2017 in Angriff genommen werden sollen. Ab Januar 2017 sollen die Sanktionen nach dem E-Health-Gesetz greifen. Außerdem kündigte Gröhe ein von ihm beauftragtes Gutachten über empfehlenswerte Gesundheits-Apps an.

Für Gröhe ist klar, dass der Patient mit seiner Gesundheitskarte im Mittelpunkt der medizinischen Digitalisierung stehen muss. Er sei als aktiver Partner gefordert, der mit der eGK einen "erheblichen Zugewinn an Selbstständigkeit" erfahre, wenn er etwa das "eigenständige Patientenfach" als Blutzuckertagebuch nutze. Den anwesenden Ärzten gab Gröhe den Ratschlag, nicht mit Dr. Google zu konkurrieren, sondern zu akzeptieren, dass Patienten sich aktiv informieren.

Der Notfalldatensatz sei die erste Anwendung der eGK, von der Patienten profitierten. Darauf folge der zunächst nur ausgedruckte Medikationsplan, der für alle verpflichtend erstellt werden soll, die mehr als drei Medikamente einnehmen. Er werde auf der eGK gespeichert und von Ärzten wie Apothekern gepflegt werden. Perspektivisch werde die Online-Sprechstunde ein wichtiger "Push nach vorne" sein. Das elektronische Rezept und die elektronische Patientenakte bezeichnete Gröhe als "Königsdisziplinen" der Telematik. Hier habe sich der Blick auf den Datenschutz nach den Berichten über die NSA geschärft, erkannte der CDU-Politiker.

Enno Park von Cyborgs, einem "Verein zur Förderung und kritischen Begleitung der Verschmelzung von Mensch und Technik", forderte in seiner Keynote die Medizin-ITler auf, auf Open Source zu setzen und zusätzlich eine Verpflichtung zu starker Verschlüsselung aller Daten einzugehen. Park lebt mit einem Cochlea-Implantat, dessen Einstellungs-Software nur unter Windows XP läuft. Nur wenn viele Fachleute "draufgucken" können, seien Probleme wie die mit der Ransomware im Krankenhaus lösbar, sagte er. Den Medizin-IT-Herstellern gab Park den Tipp, Hacker einzustellen; er erinnerte an den Btx-Hack des CCC von 1984: "Tun sie sich mit uns unbequemen Hackern zusammen, das ist gut für die Gesundheits-IT".

Auf der ConHIT wurde über den Medikationsplan beraten, der zum 30. April verabschiedet werden soll. Bis Ende Juni muss nach den Vorgaben des E-Health-Gesetzes feststehen, wie Ärzte für die Anlage und den Ausdruck eines solchen Plans zur Stärkung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) vergütet werden. Nach Angaben der Ärztezeitung ist unklar, wer für den Barcode-Leser zahlen soll, mit dem Daten beim Arzt in die Praxis-EDV eingelesen werden sollen.

Was heute technisch möglich ist, zeigte die Firma medatixx beim gut besuchten App-Wettbewerb: x.patient ist ein Gesundheits-Tagebuch für Smartphones mit einem integrierten Medikationsplan, der den Patienten erinnert, wann er welches Medikament zu welcher Tageszeit in welcher Dosierung zu nehmen hat. Geht das Medikament zur Neige, informiert ein integrierter Messenger, wann das gute alte Papierrezept beim Arzt abgeholt werden kann. (anw)