Expertisezentrum: „Lungenkrebs-OPs zentralisieren“

Bei 8.000 belgischen Patienten im Jahr lautet die Diagnose Lungenkrebs. | dpa



Die Sterblichkeitsrate nach einer Lungenkrebsoperation sei höher in Kliniken, in denen jährlich weniger als zehn chirurgische Eingriffe dieser Art vorgenommen werden. Dies ist dem jüngsten Bericht des föderalen Expertisezentrums für die Gesundheitsversorgung (KCE) über die Behandlung von Lungenkrebs zu entnehmen. Die Experten empfehlen deshalb, solche Operationen in Krankenhäusern mit der nötigen Erfahrung und Kompetenz zu zentralisieren.

Krebs ist nach Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Belgien. Lungenkrebs ist bei Männern die häufigste zum Tode führende Krebskrankheit, bei Frauen ist es die zweithäufigste (nach Brustkrebs). Jahr für Jahr werden in unserem Land mehr als 8.000 Fälle von Lungenkrebs diagnostiziert. Nur zehn bis 20 Prozent der Patienten sind nach fünf Jahren noch am Leben. Aus dem Rapport des KCE ist nun zu entnehmen, dass die Überlebenschancen in Verbindung zu sehen sind mit der Klinik, in der der Patient operiert wird. In Belgien dürfen alle Krankenhäuser Lungenkrebs-Operationen vornehmen – die einen tun dies mehr als andere. Für das KCE ist erwiesen, dass Lungenkrebspatienten früher sterben, wenn sie in einem Krankenhaus operiert werden, das weniger Erfahrung mit solchen Eingriffen hat. In Kliniken mit weniger als zehn Lungenkrebsoperationen im Jahr ist die Wahrscheinlichkeit, binnen 60 Tagen nach der OP zu sterben, doppelt so hoch als in Einrichtungen mit mehr Erfahrung. Auch ein Jahr nach dem Eingriff sind die Überlebenschancen am geringsten in Kliniken mit weniger als zehn Operationen pro Jahr. „Und das ist ein Problem“, heißt es beim Expertisezentrum.

30 Prozent der belgischen Krankenhäuser, in denen im Jahr 2014 Lungenkrebsoperationen durchgeführt wurden, erreichen diese Schwelle nicht, wie Statistiken der Krankenkassen zeigen. Laut diesen Angaben wurden in Eupen und Malmedy jeweils fünf Patienten an Lungenkrebs operiert, in St.Vith einer. Die meisten Operationen wurden in der Uniklinik Löwen (303), im AZ Sint-Jan in Brügge-Ostende (141), in der Uniklinik Gent (118) und in der Brüsseler Uni-Klinik Erasmus (117) registriert. In Lüttich kommen das CHU auf 73 Eingriffe, CHC Saint-Joseph auf 56 und La Citadelle auf 44; La Tourelle-Peltzer in Verviers: 28.

Das KCE, das in der Vergangenheit schon für andere Krebserkrankungen auf dieses Problem hingewiesen hat, plädiert weiterhin für eine stärkere Zentralisierung von Krebsbehandlungen. Gesundheitsministerin Maggie De Block (Open VLD) ist sich des Problems bewusst und will noch in diesem Jahr eine konkrete Lösung vorlegen. „Das Ziel der Neugestaltung unseres Gesundheitssystems ist, dass man in allen Krankenhäusern nicht mehr alles wird behandeln können. Das wird in diesem Jahr konkret werden, und wir sind dabei, das sehr gut vorzubereiten.“

Für die flämische Krebshilfe „Kom op tegen Kanker“ steht fest: „Wenn wir Lungenkrebschirurgie in Expertisezentren konzentrieren, können wir Leben retten.“ (vrt/belga/gz)