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Pfleger verhöhnt Wachkoma-Patienten

Krankenhaus-Mitarbeiter verbreitet Foto in Whatsapp-Gruppe

Emsdetten/Borghorst

In sozialen Medien sind derbe Späße nicht ungewöhnlich. Alles andere als gewöhnlich ist es allerdings, wenn ­Pflegekräfte mit hilflosen Patien­ten auf der Intensivstation ihre „Späße“ treiben und dies im Netz verbreiten – wie am Borghorster Marien­hospital.

Christian Busch

In einer Whatsapp-Gruppe tauchte das Foto eines hilflosen Patienten des Borghorster Marienhospitals auf, über das sich andere Personen in Kommentaren lustig machten.
In einer Whatsapp-Gruppe tauchte das Foto eines hilflosen Patienten des Borghorster Marienhospitals auf, über das sich andere Personen in Kommentaren lustig machten. Foto: Screenshot

Dort hat ein Mitarbeiter der Intensivstation per Handy ein Foto gemacht, das einen Wachkoma-Patienten und eine Pflegerin zeigt. Der Patient, der nach Informationen unserer Zeitung an einem hypoxischen Hirnschaden leidet, sich nicht äußern kann und vollständig auf fremde Hilfe angewiesen ist, wurde offensichtlich im Bett vor den Fernseher geschoben, daneben sitzt die Pflegekraft.

Dieses Foto hat der Mitarbeiter mit dem Kommentar „Together watch Shopping Queen“ und einem Smiley-Gesicht, das Tränen lacht, in einer Whatsapp-Gruppe von Marienhospital-Kollegen gepostet. Woraufhin sich eine muntere und geschmacklose Diskussion entwickelte, wie der Whats­app-Verlauf dokumentiert: „Man muss halt Prioritäten setzen“, kommentiert ein Gruppenmitglied, ebenfalls mit „Emoticons“ versehen – diesmal lachende Gesichter und nach oben gereckte Daumen. „Man muss die Leute da abholen wo sie stehen (oder sitzen)“, antwortet ein Gruppenmitglied.

Was eine weitere Mitarbeiterin mit drei Tränen lachenden Emoticons beantwortet – um so nachzulegen: „und der arme kann noch nicht mal richtig Kommentare abgeben“ – Tränen lachende Smileys und Affen, die sich die Augen zuhalten. Daraufhin erklärt der Autor des Fotos: „Nee. Aber ab und zu huscht mal ein kleines verschmitztes Lächeln über sein Gesicht.“

Der Redaktion unserer Zeitung hat sich ein Mitarbeiter des Krankenhauses mit dem Material anvertraut, weil er das Treiben seiner Kollegen nicht dulden wolle, weil er keinen anderen Weg sah, als „diese Unmöglichkeit öffentlich zu machen“. Zudem befürchtet er, dass „der Vorfall sonst unter den Teppich gekehrt“ würde.

Marienhospital-Geschäftsführer Dirk Schmedding erklärt, er habe am Montag eine anonyme Mail mit einem Whatsapp-Screenshot erhalten, der die fragliche Szene und eine Kommentierung zeige. „Daraufhin haben wir sofort gehandelt“, erklärt der Klinik-Chef. Der Mitarbeiter sei zu einer Anhörung geladen worden, die habe am Dienstag zusammen mit der Mitarbeiter­vertretung und der Personalleitung stattgefunden. Der Pfleger soll die Vorgänge wie vorgeworfen bestätigt haben. „Nach dieser Anhörung prüfen wir sehr intensiv arbeitsrechtliche Schritte“, erklärt Dirk Schmedding. Mehr könne er mit Blick auf eine etwaige juristische Auseinandersetzung nicht sagen. Daher möchte der Geschäftsführer des christlichen Krankenhauses den Vorfall auch „zum jetzigen Zeitpunkt nicht moralisch oder persönlich bewerten“. Nur so viel: „Es wurde umgehend eine Teamsitzung anberaumt.“