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Krankenhäuser im Münsterland

Fünf Gründe, warum ein Lüdinghauser in das St.-Marien-Hospital investiert

Lüdinghausen

In Greven, Steinfurt und Emsdetten kämpfen die Krankenhäuser ums Überleben oder haben den Kampf schon verloren. Und in Lüdinghausen steckt ein Investor gerade acht Millionen Euro in das St.- Marien-Hospital. Wir nennen fünf Gründe, warum das so ist.

Stefan Werding

Das Marien-Hospital in Lüdinghausen wird durch zusätzliche Praxen attraktiver.
Das Marien-Hospital in Lüdinghausen wird durch zusätzliche Praxen attraktiver. Foto: Wilfried Gerharz

Grund 1

2008 hat die Klinik nach einem langen Überlebenskampf die Reißleine gezogen. „Noch ein oder zwei Jahre mehr, und das Haus wäre auch insolvent gewesen“ sagt Burkhard Nolte, Regionalgeschäftsführer der St. Franziskus Stiftung in Münster. An die hat sich Lüdinghausen damals angedockt. Kleinere Krankenhäuser hätten ohnehin nur zwei Möglichkeiten: „Der Trend geht immer mehr in Richtung Zentralisierung. Entweder sie schließen sich einer großen Gruppe an, die am besten regional aufgestellt ist. Denn zu überleben gelingt heute nur noch mit anderen zusammen. Oder sie schaffen es, sich in einer Nische zu spezialisieren und sich aus der Allgemeinversorgung zurückzuziehen.“

Grund 2

Mitten in der Stadt entsteht ein Ärztehaus, in dem niedergelassene Ärzte neue Praxen eröffnen. Inzwischen gehören zum Krankenhaus ein Altenheim inklusive 14 Mal Betreutes Wohnen, drei Facharztpraxen, ein ambulanter Pflegedienst, eine Ergo- und Physiotherapie, eine Logopädie und die Frühförderstelle der Kinderheilstätte Nordkirchen. Schon die vergangenen Jahre hat die Klinik Ärzte angelockt, die sich von ihrer Nähe Vorteile versprechen. Ein Radiologe kommt ein Mal die Woche nach Lüdinghausen, um mit Patienten die Aufnahmen aus dem Computertomografen zu besprechen, die medizinisch-technische Assistenten gemacht haben. Eine selbstständige Logopädin mit ihren Mitarbeiterinnen fördert Patienten, die etwa einen Schlaganfall hatten.

Grund 3

Demnächst schenken die Lüdinghauser ihren Angehörigen zum Geburtstag zwei oder drei Nächte auf der Komfort-Station der Klinik. „Hier, mach‘ dir mal ein paar schöne Tage im Marien-Hospital.“ Einzelzimmer 153 Euro, Doppelzimmer 82 Euro. Gerade jüngere Patienten möchten sich mit den alten Standards im Krankenhaus nicht mehr abfinden und legen lieber ein paar Euro drauf. Dafür dürfen sie zum Beispiel wählen zwischen französischem und westfälischem Frühstück. „Das ist wie ein Hotel,“ sagt Verwaltungsdirektorin Monika Kleingräber-Niermann. In Zeiten, in denen Krankenhäuser immer sparen müssen, helfen solche Stationen, ein paar Euro dazuzuverdienen. Heute sagt Kleingräber-Niermann über die 30 Betten: „Wir hätten noch zehn Betten mehr planen sollen.“

Grund 4

In einer Zeit, in der die Menschen immer älter werden, können Krankenhäuser „Begegnungsorte“ werden, sagt Johannes Beermann, Pflegedirektor. Orte, an denen Menschen nicht nur operiert und gepflegt werden, sondern auch „Lebensentscheidungen“ fallen – etwa, wo die Mutter in Zukunft lebt, nachdem sie einen Herzinfarkt erlitten hat. Allein fünf Sozialarbeiter sind dafür im Krankenhaus angestellt, vermitteln Kontakte zum Altenheim gegenüber, helfen bei Anträgen für die Pflegestufe. „Das macht Druck, weil wir das auf die Platte bringen müssen“, sagt Beermann.

Grund 5

Das St.-Marien-Hospital hat vor Jahren seine Geburtshilfe und die HNO-Abteilung aufgegeben, hat nun den Schwerpunkt Geriatrie. Wer diesen Schritt geht, muss folgende Frage beantworten: „Wer macht wo welche Versorgung?“, erklärte Nolte. „Wir haben viel Prügel bezogen“, sagt Kleingräber-Niermann. Schließlich sei die Klinik auf links gezogen worden. Aber es habe sich gelohnt. Oder, wie Nolte sagt: „Wir sind zwar gemeinnützig, aber nicht blöd.“

Drei Fragen an Investor Franz-Bernhard Tenberge


Franz-Bernhard Tenberge.
Franz-Bernhard Tenberge. Foto: west

Woanders gehen Krankenhäuser pleite, Sie stecken acht Millionen in das Krankenhaus in Lüdinghausen. Warum?

Franz-Bernhard Tenberge : Da ist ein großer Teil Idealismus dabei. Ich war jahrelang ehrenamtlich für das Krankenhaus aktiv und habe das Wohl und Wehe der Provinzkrankenhäuser, das finanzielle Auf und Ab und ständig sich ändernde Vorgaben miterlebt.

Was haben Sie daraus gelernt?

Tenberge: Kleine Krankenhäuser haben nur eine Überlebenschance, wenn sie niedergelassene Ärzte an sich binden. Ziel muss es sein, die Fachschaften, die mal aus Lüdinghausen verschwunden sind, zurückzuholen oder neue zu gewinnen. Das schaffe Synergien für beide Seiten.

Welche Ärzte werden bei Ihnen einziehen?

Tenberge: Das gebe ich am 17. Juni bekannt. Sicher ist, dass dort neun bis zwölf neue Praxen entstehen werden.