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Mehr Patienten und mehr Operationen: Klinik Lilienthal bekommt neue OP-Säle und Zimmer Millionen-Investition ins Krankenhaus

Lilienthal. Der alte OP ist zu klein geworden. Noch wird in der Klinik Lilienthal in zwei Sälen operiert.
16.06.2016, 00:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Michael Wilke

Lilienthal. Der alte OP ist zu klein geworden. Noch wird in der Klinik Lilienthal in zwei Sälen operiert. Im November ist das vorbei. Dann ist der neue OP-Trakt mit fünf Sälen fertig. Die zentrale Sterilisation, die für die Keimfreiheit der Geräte sorgt, bekommt die doppelte Kapazität. Der neue Aufwachraum wird neun Plätze bieten, drei mehr als bisher. In der Etage über dem neuen OP-Trakt lässt die Klinik zwölf Ein- bis Zweibettzimmer einrichten. Denn die Zahl der Patienten steigt von Jahr zu Jahr, die Zahl der Operationen auch. Renommierte Chefärzte sind aus Bremen gekommen. All das macht die Klinik auch für Bremer interessant.

„Wir merken, dass sich in Schwachhausen und Co mehr Patienten für uns interessieren“, sagt Benjamin Behar, Geschäftsführer der Artemed-Gruppe, die zwischen Tutzing und Hamburg zehn Krankenhäuser betreibt. „Lilienthal hatte in Bremen vor eineinhalb Jahren noch keiner auf dem Schirm.“
Artemed hat die kleine Klinik an der Moorhauser Landstraße zum Jahresbeginn 2015 übernommen. Seitdem steigen die Patientenzahlen. 2014 nahm das Haus 4890 Kranke stationär auf. 2015 seien es 5130 Patienten gewesen, wie der Artemed-Geschäftsführer berichtet. „In diesem Jahr rechnen wir mit knapp unter 6000.“

Für den OP-Trakt und die neue Steri, wie die zentrale Sterilisation im Klinikjargon heißt, für den Aufwachraum und die Patientenzimmer gibt Artemed viel Geld aus. Behar spricht von einem hohen einstelligen Millionenbetrag. Der Geschäftsführer ist überzeugt davon, dass sich das auszahlt. „Wenn Sie hohe medizinische Qualität an die Patienten bringen, dann suchen die Patienten Sie auch auf.“ Mehr Patienten bedeuten auch mehr Einnahmen. Die Krankenhäuser bekommen Fallpauschalen. Das heißt nach Behars Worten aber auch, dass sie nicht mehr Geld bekommen, wenn Patienten nach einer nicht so optimalen Behandlung oder Operation drei- oder viermal zur Nachsorge kommen müssen. „Qualität wird belohnt“, sagt der Geschäftsführer. „Das muss auch so sein.“

Ein 100-Betten-Haus wie Lilienthal könne nicht alles machen, betont Behar im Gespräch mit der Redaktion. „Aber das, was wir machen, wollen wir in höchster Qualität anbieten.“ Darum treibt Artemed die Spezialisierung der Klinik voran. Den ersten Schwerpunkt, die Elektrophysiologie zur Behandlung von Herz-Rhythmusstörungen, gab es schon vorher. Der frühere Geschäftsführer Peter Stremmel hatte sie in Kooperation mit den Bremer Herzspezialisten der Klinik Links der Weser aufgebaut. „Ein tolles Konzept, das wir übernehmen konnten“, lobt Behar. Unter seiner Regie hat das frühere Martinskrankenhaus weitere Schwerpunkte gebildet: das Zentrum für orthopädische Chirurgie und das Zentrum für Erkrankungen des Verdauungsapparats, dazu die Haut- und Venenchirurgie.

Die Zahl der Ärzte im Lilienthaler Krankenhaus hat Artemed in knapp eineinhalb Jahren von 27 auf 36 erhöht. Der Gastroenterologe Martin Reuther kam als hoch qualifizierter Spezialist aus der universitären Abteilung des Klinikums Oldenburg (wir berichteten). Vom Bremer Rotkreuzkrankenhaus wechselte der erfahrene Chirurg Can Yildirim, Spezialist für den Magen- und Darmtrakt, nach Lilienthal. Vom Klinikum Bremen-Mitte kam Susi-Stefanie Ischebeck, Spezialistin für Hauterkrankungen und Hautkrebs; von der Hamburger Fachklinik Tabea zog es den Chefarzt und Venenchirurgen Guido Bruning nach Lilienthal. Vom Seehospital in Sahlenburg kam der versierte Wirbelsäulenoperateur Ulrich Meister, von der Bremer Roland-Klinik Bertram Regenbrecht, Experte für Gelenk- und Fußchirurgie.

Im August stößt nach Behars Worten noch der Bremer Professor Joseph Braun zum Ärzteteam. Braun war 20 Jahre Chirurgie-Chefarzt im Rotkreuzkrankenhaus. Der Mediziner hat Erfahrung in der Allgemein- und Unfallchirurgie, doch sein Spezialgebiet sind Darm- und Beckenbodenerkrankungen.

Entwickelt sich das kleine Krankenhaus immer mehr zur Spezialklinik, bis die Grundversorgung auf der Strecke bleibt? Ältere Lilienthaler fürchten das. „Die Grund- und Regelversorgung bleibt“, stellt der Artemed-Geschäftsführer klar. „Wir bauen sie aus.“ In der Allgemeinchirurgie sei die Zahl der Operationen um 20 Prozent gestiegen, in der Inneren Medizin um fünf Prozent. Deutlich gestiegen sei auch die Zahl der Behandlungen von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.

„Um die Grund- und Regelversorgung zu sichern, müssen Sie genug Ärzte haben“, erklärt Benjamin Behar. „Sie müssen die Notfallversorgung auch abends und nachts sicherstellen. Wenn Sie kleine Abteilungen haben, können Sie das nicht leisten.“ Durch die Spezialisierung wird die Klinik nach seinen Worten für Ärzte interessant. „Junge Ärzte kommen nur irgendwo hin, wo sie spezialisierte Heilmedizin sehen. Die wollen eine Schulterarthroskopie sehen.“

Doch kümmerten sich die Gelenk- und Wirbelsäulenspezialisten nicht nur um komplexe Eingriffe auf ihrem Spezialgebiet, betont der Artemed-Manager. „Es sind die gleichen Ärzte, die in der Nacht auch eine Oberschenkelhalsfraktur operieren können.“ Und der hoch spezialisierte Internist im Zentrum für die Verdauungsorgane sei „auch für die Dame mit dem hohen Blutdruck da“, erklärt er weiter.

Attraktiv sei Lilienthals Klinik als kleines Haus mit familiärer Atmosphäre, sagt Behar. Die Kranken bekämen Zuwendung, das sei wichtig. „Die Patienten kommen ja mit Ängsten: Wird alles gut gehen? Werde ich Schmerzen haben? Wer hier reinkommt, muss sich geborgen fühlen.“ Da mache das Pflegepersonal „einen tollen Job“, lobt Behar. „Bei Häusern mit kirchlichem Hintergrund hat man einen Vorteil. Die menschliche Komponente, die die reiferen Pflegekräfte noch aus der Diakoniezeit mitbringen, wird vorgelebt.“

89 Prozent der Patienten würden das Lilienthaler Krankenhaus weiterempfehlen, das hat eine groß angelegte Befragung ergeben. Ein hoher Wert, den Artemed weiter steigern möchte. Im nächsten Schritt soll die Klinik eine neue große Notfallambulanz bekommen, wie Behar der Redaktion erklärt.

„Wir merken, dass sich in Schwachhausen und Co mehr Patienten für uns interessieren.“ Artemed-Geschäftsführer Benjamin Behar
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