Freisinger Krankenhaus:Der Zoff geht weiter

Freisinger Krankenhaus: Hinter den Kulissen ist die Stimmung im Freisinger Klinikum offenbar nicht besonders gut.

Hinter den Kulissen ist die Stimmung im Freisinger Klinikum offenbar nicht besonders gut.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Konflikt zwischen dem Geschäftsführer und Ärzten scheint immer noch nicht aufgearbeitet zu sein. Landrat Hauner gibt sich schmallippig und die Klinikleitung präsentiert stattdessen die schwarzen Zahlen für 2015.

Von Christian Gschwendtner, Freising

Der in die Kritik geratene Geschäftsführer des Klinikums Freising muss vorerst keine Konsequenzen befürchten. Leitende Klinikangestellte werfen Andreas Holzner einen despektierlichen Umgang mit seinen Mitarbeitern vor. Manche sprechen gar von Mobbing. In einem Chefarzt-Schreiben ist zudem von undurchsichtigen und langwierigen Entscheidungsprozessen die Rede.

Wie jetzt weiter bekannt wurde, hat der Streit mit dem Klinik-Chef auf Belegschafts-Seite offenbar sehr wohl Folgen: Eine Angestellte in einer Führungsposition soll das Haus bereits freiwillig verlassen haben.

Landrat Hauner möchte das Klinikum nicht in den Schlagzeilen sehen

Seitens der Politik bemüht man sich dagegen weiter, den Fall herunterzuspielen. Landrat Josef Hauner, der dem Klinikumsaufsichtsrat vorsteht, bleibt bei seiner Linie: An ihn seien keine Beschwerden von Mitarbeitern herangetragen worden. Ansonsten wäre er der Sache sofort nachgegangen. Gleichzeitig erklärt Hauner unumwunden: "Dass es mir ein Anliegen ist, das Klinikum aus den Schlagzeilen herauszuhalten, davon können Sie ausgehen." Zu dieser Strategie passt auch, dass das Landratsamt zum Schreiben der Chefärzte keine Stellungnahme abgeben will.

In sachlich-nüchternem Ton listen die Chefärzte in eben jenem Brief, der der SZ vorliegt, an den Geschäftsführer Holzner die Bereiche auf, in denen nach ihrer Ansicht dringender Handlungsbedarf besteht. Es geht unter anderem um Stellenaufbau, um ein mittel- und langfristiges Konzept für das Krankenhaus, das nicht vorhanden sei. Und erneut: "Um eine phasenweise unzureichende Kommunikation und Wertschätzung der Leistungsträger". Unterschrieben haben den Brief acht Chefärzte und ein Oberarzt.

Den Brief der acht Chefärzte will das Landratsamt nicht kennen

Das Landratsamt teilte zunächst mit, das klinikinterne Schreiben sei Hauner überhaupt nicht zugegangen. Am Dienstag hieß es dann plötzlich: Die Chefärzte hätten den Wunsch geäußert, das Schreiben nicht zum Gegenstand der öffentlichen Debatte zu machen. Dies habe sich in Rücksprache mit dem ärztlichen Direktor Ewert Schulte-Frohlinde erneut bestätigt. Hauner will das Chefarzt-Schreiben deshalb nicht kommentieren. Der ärztliche Direktor war bis Mittwochabend nicht zu erreichen. Ob wirklich alle Chefärzte auf seinen Kurs eingeschwenkt sind, gilt nicht als erwiesen.

Ähnlich schmallippig wie Landrat Hauner gibt sich Moosburgs Bürgermeisterin Anita Meinelt, die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Im Zuge der jüngsten Enthüllungen hatte sie noch Gespräche mit Klinikmitarbeitern geführt und danach Probleme gegenüber der SZ angedeutet. Am Dienstagmorgen ist von Meinelt nur noch so viel zu erfahren: "Ich habe bestätigt, dass es Gesprächsbedarf gibt." Wie Landrat Hauner will Moosburgs Rathauschefin, dass die Missstände im Freisinger Krankenhaus klinikintern aufgearbeitet werden. Wie ein solcher Prozess unter einem Geschäftsführer, der gegenüber seinen Mitarbeitern weisungsbefugt ist, aussehen soll - darüber schweigen sich beide Landkreis-Politiker aus.

Die "schwarze Null" als Jahresergebnis für 2015 wird gefeiert

Dass Hauner und Meinelt überhaupt in der aktuellen Affäre gefordert sind, hat mit der besonderen Konstruktion des Freisinger Krankenhauses zu tun. Das laufende Geschäft besorgt seit 2004 das Klinikum rechts der Isar aus München. Es benennt auch den Geschäftsführer, so ist es vertraglich vereinbart. Formal befindet sich das gemeinnützige Klinikum Freising aber weiterhin in der Hand des Landkreises.

Am vergangenen Dienstag kamen die Aufsichtsräte dann zu einer nicht-öffentlichen Routine-Sitzung zusammen. Der offizielle Anlass: Die Klinikleitung stellte das Jahresergebnis 2015 vor. Man habe eine "schwarze Null" erzielen können, heißt es in der dazugehörigen Presseerklärung, das Geschäftsergebnis aus dem Vorjahr sei getoppt worden. Die aktuellen Verwerfungen? Sie werden mit keinem Wort erwähnt. Weder zur Sitzungsdauer noch zu den Teilnehmern wollen Landratsamt und Klinikum Angaben machen. Vom Inhalt der Sitzung ebenso nicht. Unklar bleibt deshalb, inwieweit sich der Aufsichtsrat überhaupt mit der Kritik an der Geschäftsführung befasst hat.

Kommentar: Falsches Signal

Im Klinikum Freising läuft wohl einiges falsch. Offen ansprechen will man das nicht.

Von Christian Gschwendtner

Kaum eine Sache missfällt Landrat Josef Hauner so wie öffentlich ausgetragene Konflikte. Für den eigenen Zuständigkeitsbereich gilt das ganz besonders. Hauner ist ein Konsenspolitiker. Als solcher reagiert er allergisch auf jede Art von Streit. Man darf also annehmen, dass ihn die Negativnachrichten aus dem Freisinger Klinikum wenig gefreut haben. Gerne hätte er die Bedenken wie üblich beiseite gewischt und sich schützend vor seine Mannschaft gestellt. In der aktuellen Auseinandersetzung ist das kaum mehr möglich. Im Freisinger Krankenhaus gibt es offenbar einen Geschäftsführer, der in Autokratenmanier gegen weite Teile seiner Belegschaft arbeitet.

Nun haben sich Landrat Hauner und Anita Meinelt zum Schweigen entschieden. Sie wollen den Fall offenbar lieber aussitzen - in der Hoffnung, dass beide Seiten von alleine wieder zusammenfinden. An all jene Klinikmitarbeiter, die tagtäglich unter den harschen Umgangsformen leiden, senden sie aber so ein fatales Signal. Schon jetzt traut sich fast niemand, offen Missstände zu kritisieren, auch aus Angst um den eigenen Arbeitsplatz.

Mit seiner Haltung zeigt der Landkreis auch, wie sehr er vor einem offenen Konflikt mit dem Klinikum rechts der Isar zurückschreckt. Kurz nach der Jahrtausendwende hat sich das Freisinger Klinikum in dessen Abhängigkeit begeben, um aus den tiefroten Zahlen herauszukommen. Seitdem bestimmen die Münchner, wo es langgeht.

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