Wilhelmshaven - Irrtum, eigenwillige Interpretation oder dreiste Täuschung der Öffentlichkeit? Mit ungläubigem Staunen nahmen Kenner der Krankenhausszene in dieser Woche eine Veröffentlichung zur Situation des Klinikums Wilhelmshavens zur Kenntnis.

In dem Bericht wurden Krankenhaus-Geschäftsführer Reinhold Keil und Oberbürgermeister Andreas Wagner (CDU) als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums mit Zahlen zitiert, die im Widerspruch zu offiziellen Statistiken stehen.

So wurde beispielsweise von steigenden Patientenzahlen des Wilhelmshavener Krankenhauses berichtet. Im Jahr 2015 seien insgesamt 20.420 Patienten behandelt worden, ein Plus von 3200 Patienten (20 Prozent) gegenüber dem Vorjahr.

Bei dieser Darstellung handele es sich um eine Verfälschung der tatsächlichen Patientenentwicklung, denn es seien nicht die Patientenzahlen des vom städtischen Krankenhaus übernommenen St.-Willehad-Hospitals berücksichtigt worden.

Die offizielle Fallzahlenstatistik für Wilhelmshaven weist einen zusammengelegten Gesamtwert der beiden Kliniken aus. Danach wurden in den Jahren 2012 und 2013 jeweils etwas mehr als 25.000 Patienten behandelt. Im Jahr der Krankenhaus-Übernahme 2014 sank die Zahl auf 22.871 und 2015 weiter auf 20.416. Das bedeutet einen Verlust von etwa 5000 Patienten im Vergleich zu den Jahren 2012 und 2013.


Durch die Zusammenlegung der Krankenhäuser habe Wilhelmshaven nicht nur Patienten verloren, sondern erziele auch weniger Umsatz, halten die Kritiker der offiziellen Darstellung vor. Es handelt sich dabei um Menschen aus dem Umfeld des Krankenhauses, die aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes namentlich nicht genannt werden möchten.

Rätselhaft sei auch die positive Darstellung der Geschäftsergebnisse des Klinikums. Die Wirklichkeit sehe anders aus. Aus dem Geschäftsbericht des Krankenhauses ergebe sich für 2015 ein Betriebsergebnis von Minus 5,3 Millionen Euro, 2014 seien es noch Minus 4,3 Millionen Euro gewesen. Für 2016 rechne man ebenfalls mit einem Minus von 5,3 Millionen Euro.

Die für 2015 ausgewiesene schwarze Null werde nur erreicht, weil die Stadt 3,9 Millionen Euro an die Krankenhauskasse überweise.

Die veröffentlichten Zahlen, so die Kritiker, stünden auch nicht im Einklang mit dem mit den Krankenkassen vereinbarten Krankenhaus-Budget. Dieses sei für das Jahr 2016 von den Kassen nämlich nicht erhöht, sondern auf dem Niveau des Vorjahres fortgeschrieben worden, weil den Kassen das angebliche Wachstum nicht belegt worden sei.

Jürgen Westerhoff