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Verdi kritisiert geringen Faktor zur Berechnung der Abfindunge

Sozialplan für die Median-Weserklinik steht

Bad Oeynhausen (WB). Der Sozialplan für die 140 gekündigten Beschäftigten der Median-Weserklinik Bad Oeynhausen ist festgezurrt. Freude und Ärger über das Ergebnis liegen nah beieinander: Während die Geschäftsleitung das Ergebnis über die Abfindung als Erfolg verbucht, mahnt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mehr Verantwortung des Arbeitgebers für die zum Teil langjährig Beschäftigten an.

Rajkumar Mukherjee

Der Sozialplan für die 140 gekündigten Beschäftigten der Median-Weserklinik Bad Oeynhausen ist festgezurrt.
Der Sozialplan für die 140 gekündigten Beschäftigten der Median-Weserklinik Bad Oeynhausen ist festgezurrt. Foto: Frank Dominik Lemke

Am Dienstag trafen sich die Parteien, um sich über den Sozialplan zu verständigen. Da sie während der Verhandlungen bisher keine Einigung erzielen konnten, war eine Einigungsstelle eingerichtet worden. Am Ende stand ihr Spruch: Danach sollen die Beschäftigten durchschnittlich eine Abfindung mit dem Faktor 0,1 des Bruttomonatsgehalts pro Beschäftigungsjahr erhalten.

Damit liegt der Faktor noch unter dem Angebot der Arbeitgeber von zuletzt 0,2. Andreas Finkel, zuständiger Geschäftsbereichsleiter Nord-West der Median-Kliniken, wertete das Ergebnis als Bestätigung der bisherigen Haltung. So sei die Einigungsstelle der Einschätzung Medians gefolgt, wonach die »Beschäftigungssituation der betroffenen Berufsgruppen in der Region im Vergleich zu anderen Branchen überaus positiv« sei. »Aufgrund der Vielzahl der offenen Stellen können unsere ehemaligen Mitarbeiter innerhalb kürzester Zeit eine neue Beschäftigung finden«, teilte Andreas Finkel mit. Folglich gingen die Vertreter Medians davon aus, dass die gekündigten Mitarbeiter »durch die Schließung der Weserklinik relativ wenig Nachteile haben werden«.

Aus Sicht von Walburga Erichsmeier, stellvertretende Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Herford, Minden, Lippe, ist das Ergebnis der Einigungsstelle nicht akzeptabel. »Es wäre im Gegenteil wünschenswert gewesen, wenn negative Aspekte wie Aufwand durch Maßnahmen zur beruflichen Neuorientierung berücksichtig worden wären«, sagte sie.

Wie Mitte Mai berichtet, habe sich der mit dem Fall betraute Richter am Arbeitsgericht Minden während der ersten Anhörung zur Güteverhandlung sogar für einen noch höheren Faktor von 0,5 ausgesprochen, wie Walburga Erichsmeier sagte. Die nun einmaligen Abfindungen bewertete sie als »billiges Rauskaufen« der Median-Kliniken. »Aus meiner Sicht ist das ein solventes Unternehmen, das bundesweit 78 Kliniken betreibt«, sagte die Verdi-Vertreterin.

Unterdessen liefen die 127 Kündigungsschutzklagen früherer Median-Mitarbeiter vorerst weiter, bestätigte Walburga Erichsmeier. Aufgrund der Höhe der Abfindungen rechne sie nicht damit, dass ein Großteil der Kläger seine Klagen zurückziehen werde, erläuterte die Verdi-Vertreterin im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein Treffen der Beteiligten sei für den heutigen Freitag vorgesehen. »Dann werden wir uns über die neue Situation verständigen und weitere Schritte beraten«, sagte Walburga Erichsmeier.

Aus ihrer Sicht liegen bestimmte Gründe für die Kündigungsschutzklagen weiter vor. Mehrfach hatten der Betriebsrat der Median-Weserklinik sowie Verdi daraufhingewiesen, dass Fehler bei der Sozialauswahl gemacht worden seien. So seien darunter beispielsweise Schwerbehinderte gewesen, die einen besonderen Kündigungsschutz haben. Ein Treffen mit der Integrationsstelle der Stadt finde nun statt.

Wie berichtet, hatten die Mitarbeiter der Median-Klinik Ende April ihre Kündigungen zum 30. Juni erhalten. Zwar sind auch 48 Mitarbeiter in der Median-Klinik am Park betroffen, diese Einrichtung wird nach bisherigen Informationen aber nicht geschlossen.

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