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Klinikum Bremen-Nord Lange Wartezeiten in der Notaufnahme

In der Notaufnahme muss alles schnell gehen. Wartezeiten lassen sich aber nicht vermeiden. Wie lange Patienten sich im Klinikum Bremen-Nord aufhalten und wie das Klinikum schneller werden will.
22.06.2016, 00:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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In der Notaufnahme muss alles schnell gehen. Wartezeiten lassen sich aber nicht vermeiden. Wie lange Patienten sich im Klinikum Bremen-Nord aufhalten und wie das Klinikum schneller werden will.

Es gibt Tage, an denen stimmt für Rolf Schlüter das Verhältnis einfach nicht. Das sind solche, an denen viele Menschen länger als drei Stunden in der Notaufnahme des Klinikums Nord verbringen müssen. Für Schlüter zu viele. Der 7. März, ein Montag, war so ein Tag. Über ein Drittel der Patienten konnten erst nach mehr als drei Stunden die Notaufnahme verlassen. Schlüter, Sprecher des Klinikverbunds Gesundheit Nord, hat sich nach Klagen über lange Wartezeiten die Monatszahlen näher angeschaut – und kommt zu einem Resultat, das er unterm Strich gut findet. Das aber auch besser sein könnte.

Es gibt noch andere Tage in anderen Monaten, die in Schlüters Statistik so sind wie der 7. März. Für den gesamten Monat kommt er auf exakt 800 Menschen, die mehr als drei Stunden in der Notaufnahme verbrachten. Fast ein Viertel der Patienten, die im März kamen. Auch diese Zahl bezeichnet der Kliniksprecher als gut. Und zugleich als verbesserungswürdig. Wie lang die längste Warte-, Diagnose-und Behandlungszeit war und wie kurz die kürzeste, geht aus seinen Balkendiagrammen und Tabellen nicht hervor.

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Genauso wenig wie die Notaufnahme im Vergleich mit den Notaufnahmen der drei anderen Krankenhäuser des Klinikverbunds abschneidet. Das kann Schlüter aber sagen, jedenfalls so ungefähr. Er meint, dass Patienten mehr Zeit mitbringen müssen, die in die Notaufnahme der anderen Häuser kommen. In der vom Klinikum Links der Weser etwa bleibt nicht bloß ein Viertel der Patienten länger als drei Stunden, sondern der überwiegende Teil. Schlüter begründet das mit unterschiedlichen Kapazitäten der Notaufnahmen und mit der Spezialisierung der Häuser.

Ins Krankenhaus Mitte kommen nach seinen Worten die meisten Schwerverletzten, ins Klinikum Links der Weser die meisten Schlaganfallpatienten, nach Ost die meisten psychiatrischen Fälle. Und die, sagt er, haben in den jeweiligen Häusern nun mal Vorrang vor Notfällen, bei denen es etwa um die Versorgung einer Schnittwunde oder einer Platzwunde geht. Um Verletzungen eben, die weder lebensbedrohlich sind noch einen längeren Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen.

Auch wenn Notaufnahme nicht gleich Notaufnahme und Klinik nicht gleich Klinik ist, will der Verbund seine Häuser und Abteilungen künftig besser vergleichen können. Schlüter kündigt eine neue Software an, die im Krankenhaus Links der Weser noch getestet wird, aber bis Jahresende in allen Kliniken des Verbundes laufen soll. „Dann“, meint er, „kann genauer ermittelt werden, warum es in der einen Notaufnahme zügiger ging als in einer anderen.“ Auch die Wartezeiten sollen mit dem Programm verkürzt werden.

Im Klinikum Nord wird noch mehr passieren, damit Patienten schneller die Notaufnahme verlassen können als bisher. Sie soll umgebaut werden, allerdings später als gedacht. Hatte Krankenhauschefin Birgit Hilmer bisher von einem Baubeginn in diesem Sommer gesprochen, nennt Schlüter jetzt einen anderen Termin: „Es wird wahrscheinlich erst im nächsten Jahr losgehen.“ Der Kliniksprecher sagt, dass immer mehr Details dazugekommen sind und noch dazukommen, wie die neue Notaufnahme aussehen soll. Der Etat für den Umbau wird nach seinem Zeitplan in den nächsten Wochen feststehen.

Bis dahin könnte auch der neue Chefarzt, der die Notaufnahme übernehmen soll, da sein. Frank Wösten heißt er, kommt aus dem nordrhein-westfälischen Siegburg und hat seinen ersten Arbeitstag im Klinikum am 15. Juli. Laut Schlüter soll er nicht der einzige Neuzugang sein, der das Personal des Krankenhausen verstärkt: Wösten hat eine volle, sein Vorgänger eine halbe Stelle. Kurz nach dem Mann aus Siegburg sollen noch drei weitere Chefärzte kommen, zwei davon zusätzlich. Schlüter sagt, dass die Klinik dabei ist, sich in mehreren Abteilung neu aufzustellen.

Vor allem in der Notaufnahme. Dort soll es künftig nicht nur mehr Behandlungszimmer geben, sondern auch mehr Mediziner. Keine zusätzlichen, sondern solche, die innerhalb des Hauses ihren Arbeitsplatz wechseln. Zum Beispiel Hausärzte, die bisher in einem anderen Gebäude der Klinik für Notfallpatienten da sind. Das Krankenhaus will den Kassenärztlichen Notdienst in ihre Notaufnahme integrieren. Schlüter: „Künftig wird es sozusagen einen Empfangstresen für alle geben.“

Und damit nach seiner Rechnung für alle schneller. Das Konzept ist ihm zufolge denkbar einfach: Die Kassenärzte kümmern sich in der Notaufnahme um Patienten, um die sie sich sonst in ihren Praxen gekümmert hätten. Und die Mediziner des Krankenhauses eben um Fälle, die meistens schwerwiegender sind. Oder es zumindest sein sollten. Laut Schlüter kommt es nämlich immer öfter vor, dass es Klinikärzte mit Patienten zu tun bekommen, die die Notaufnahme für den Notdienst der Hausärzte halten. Die nur ins Krankenhaus gekommen sind, weil sie ihren Hausarzt nicht erreicht haben. Auch das, meint er, hat die Wartezeiten verlängert.

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