Ingolstadt
Wieder Razzia am Klinikum

Staatsanwaltschaft beschlagnahmt Unterlagen aus der Verwaltung

09.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Ingolstadt (DK) Im Ingolstädter Klinikum hat es gestern erneut eine Razzia gegeben. Wie leitender Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle unserer Zeitung bestätigte, wurden mehrere Räume des Verwaltungstrakts durchsucht. Das Büro der Geschäftsführung sei nicht darunter gewesen.

Nach den Worten Herrles sei die Aktion als Ergänzung zu der Durchsuchungsaktion vor einigen Wochen zu sehen. Damals war, wie berichtet, eine Razzia in mehreren Firmen, die mit dem Klinikum zusammenarbeiten, und im Privathaus des ehemaligen Geschäftsführers Heribert Fastenmeier durchgeführt worden. Aufgrund der ersten Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen seien weitere Unterlagen erforderlich gewesen, die sich die Strafbehörde von der gestrigen Durchsuchungsaktion im Klinikum erhofft.

Wie mehrmals berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt gegen den früheren Klinikum-Geschäftsführer Heribert Fastenmeier ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und dieses mittlerweile auf einen der Söhne Fastenmeiers, der eine IT-Firma betreibt, ausgeweitet. Die Behörde verdächtigt Fastenmeier, im Zuge von Auftragsvergaben bewusst wirtschaftlich nachteilige Entscheidungen zulasten des Klinikums getroffen zu haben. Es geht dabei bekanntlich um die Vergabe eines Auftrags zur Erstellung und Pflege einer Homepage für die Klinikum GmbH und die Durchführung von Kopierarbeiten fürs Klinikum und die Gesundheitsakademie.

Bei den Durchsuchungen sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden, das derzeit von der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft ausgewertet und bewertet werde, sagte der mit dem Fall befasste Staatsanwalt Jürgen Staudt. Weiterhin sei eine Mehrzahl von Zeugen zu vernehmen. Weil im Ermittlungsverfahren die Unschuldsvermutung gelte, sei die Staatsanwaltschaft lediglich berechtigt, Tatsachen, die eindeutig feststehen, der Öffentlichkeit mitzuteilen, so Staudt. Weil die Auswertung der Unterlagen längere Zeit in Anspruch nehmen werde, seien nähere Angaben zum Sachstand des Verfahrens derzeit nicht möglich. "Wir brauchen Zeit", betonte auch der leitende Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle. "Wir müssen hier sehr genau arbeiten." Es sei schließlich "ein heißes Thema".

Das Klinikum bestätigte gestern die neuerliche Durchsuchungsaktion. "Hierbei wurden diverse Computerdateien und Verwaltungsakten beschlagnahmt. Das Klinikum Ingolstadt hat abermals vollständige Kooperation mit der Staatsanwaltschaft zugesagt. Über das laufende Ermittlungsverfahren kann keine Auskunft seitens des Klinikums erteilt werden", teilte das Vorzimmer von Interimsgeschäftsführer Alexander Zugsbradl schriftlich mit.

Zugsbradl war von Aufsichtsrat und Krankenhauszweckverband zum Interimsgeschäftsführer gewählt worden, nachdem Fastenmeier infolge des Untreueverdachts seinen Posten geräumt hatte.