SLK-Kliniken wollen 285 Millionen investieren
Zur Neuordnung der regionalen Kliniklandschaft wurden und werden enorme Summen bewegt - Fünf Millionen für Übergangslösung
Von Brigitte Fritz-Kador
Jetzt wird es ernst: Schon im kommenden Jahr beginnt der Abwicklung der Krankenhäuser von Brackenheim und Möckmühl, dann wird als erstes die Chirurgie in Brackenheim geschlossen. Beendet sein soll die Umstrukturierung, die insgesamt 35 Millionen Euro kosten wird, im Jahr 2020 respektive 2021 mit der Fertigstellung des Gesundheitszentrums Möckmühl.
Bisher sind in die Klinikneubauten Plattenwald und Gesundbrunnen 360 Millionen Euro geflossen, der Finanzierungsplan für die nächsten zehn Jahre sieht weitere Aufwendungen von 285 Millionen Euro vor. Auf Nachfrage nach dem Gesamtvolumen aller (Bau-)Maßnahmen sagten nun die SLK-Kliniken, dass für den Zeitraum von 2010 bis 2025 insgesamt Investitionen von etwa 650 Millionen anfallen (alle Werte gerundet) - eine Zahl, die in dieser Dimension bisher nicht kommuniziert wurde.
Sie kam auch nicht zur Sprache, als der Gemeinderat, wie berichtet, in seiner Sondersitzung vom Montagabend (zeitgleich zur Kreistagssitzung in der Sulmtalhalle in Erlenbach) das Konzept der SLK-Kliniken verabschiedete. Nach einer längeren und auch viel emotionaleren Sitzung stand dort das Ergebnis der Abstimmung mit 40 Ja- und 21 Neinstimmen erst am späten Abend fest. Zuvor hatte es der Heilbronner Gemeinderat mit nur zwei Gegenstimmen verabschiedet, allerdings auch "mit Bauchschmerzen" zu dem einen oder anderen Punkt. So war nicht gleich vermittelbar, warum man fünf Millionen Euro in einer Übergangslösung zur Unterbringung der Verwaltung investieren müsse oder in Brandschutzmaßnahmen für ein Provisorium.
Was an diesem denkwürdigen Montag beschlossen wurde, ist ein tiefer Einschnitt in die Kliniklandschaft. In Brackenheim mit derzeit 130 Betten reicht die Krankenhausgeschichte bis ins Mittelalter zurück, nach Möckmühl (80 Betten) gingen noch vor Jahren selbst Heilbronner mit speziellen Gesundheitsproblemen. Nun müssen die Patienten der Häuser und Einwohner des Zabergäu wie des Jagsttales ihre "wohnortnahe Versorgung" neu definieren. Die soll, so das Versprechen der SLK-Kliniken, in den Grundzügen erhalten bleiben: mit Notfallambulanz, Allgemeinarztpraxis und zwölf Akutbetten in Brackenheim, wo man immerhin an der geriatrischen Reha festhalten beziehungsweise sie ausbauen und einen Neubau für 18 bis 20 Millionen Euro erstellen wird, wie auch in Möckmühl, wo eine Notfallversorgung und eine Kurzzeitpflege eingerichtet werden, dazu ein Gesundheitszentrum mit ansässigen Fachärzten. Die SLK-Kliniken sollen die Besetzung der Arztstellen garantieren.
Auch interessant
Unter anderem rückläufige Patientenzahlen hatten dazu geführt, dass beide kleinen Krankenhäuser defizitär waren - in diesem Jahr wird sich das für beide Standorte auf fünf Millionen summieren. Zwar kamen in Brackenheim noch rund 10.000 Menschen in die Notfallambulanz, aber es ließen sich hier zuletzt nur noch ein Viertel der Patienten stationär versorgen, während sich 50 Prozent an den Gesundbrunnen wandten - bei Krankheitsbildern, die durchaus auch vor Ort zu behandeln gewesen wären.
Nach den Beschlüssen vom Montag drängt nun die Zeit: Laut der Ende letzten Jahres in Kraft getretenen Krankenhausstrukturfondsverordnung (KHSFV), die die Schließungen von Krankenhäusern oder Abteilungen, Standortkonzentration und Strukturveränderungen mit Fördermitteln "belohnt", müssen die Anträge bis zum Stichtag 15. November eingereicht sein. Dass man damit mit einer Zuwendung rechnen kann, wurde von Sozialministerium schon signalisiert mit einem "besonderen Interesse" an den Vorhaben der SLK-Kliniken.