Klinikum Lippe kämpft um dringend benötigte Landesmittel

Marianne Schwarzer

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Eine Kliniksericekraft schiebt ein Bett aus einem Patientenzimmer auf der Station 3a. Im Hintergrund ist die Waschnische zu sehen, die sich die Zimmergemeinschaft teilen muss. Die Toilette ist auf dem Flur. - © Bernhard Preuß
Eine Kliniksericekraft schiebt ein Bett aus einem Patientenzimmer auf der Station 3a. Im Hintergrund ist die Waschnische zu sehen, die sich die Zimmergemeinschaft teilen muss. Die Toilette ist auf dem Flur. (© Bernhard Preuß)

Kreis Lippe. Das „Bündnis für gesunde Krankenhäuser", zu dem auch das Klinikum Lippe gehört, beklagt eine massive Unterfinanzierung der Hospitäler. Das Land Nordrhein-Westfalen stecke eine Milliarde Euro zu wenig in seine Kliniken, kritisiert das Bündnis. Allein in Lippe fehlten jährlich 6,7 Millionen Euro.

Dr. Johannes Hütte, seit einem Monat neuer Geschäftsführer des Klinikums Lippe, kämpft gemeinsam mit seinen Kollegen aus Paderborn in dem Bündnis darum, dass sich in Düsseldorf etwas bewegt.

„Unsere Finanzierung ist zweigeteilt", erläutert Hütte. „Von den Krankenkassen bekommen wir das Geld für die medizinische Versorgung. Aber das Land ist für die Daseinsvorsorge und die Infrastruktur zuständig." Will sagen: Die Investitionen in die Gebäude und die Technik sind nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz Sache des Landes.

Dafür stellt NRW im nächsten Jahr rund 530 Millionen Euro als Pauschale zur Verfügung. Finanziert werden damit Neu- und Umbauten sowie Ersatzbeschaffungen. Eine Einzelförderung gibt es nicht mehr. Die Krankenhäuser hätten dadurch Planungssicherheit, betont das zuständige Ministerium auf seiner Internetseite.

Aber die Mittel reichten nicht, argumentiert Hütte. „Wir müssen einen großen Teil von dem, was wir erwirtschaften, in dringend notwendige Sanierungen stecken. Dann fehlt uns das Geld natürlich an anderer Stelle, wo es genauso wichtig wäre", erläutert der Geschäftsführer.
Das Klinikum habe einen jährlichen Investitionsbedarf von rund 12 Millionen Euro. Davon übernehme das Land nicht mal die Hälfte: „Wir haben hier eine Förderlücke von 6,7 Millionen Euro", sagt Dr. Hütte. Der Investitionsstau am Klinikum belaufe sich insgesamt auf 107 Millionen Euro.

„Es muss dringend was passieren: Was hilft es uns, dass wir im Haus 1 beispielsweise die Fassade saniert haben, aber unseren Patienten drinnen immer noch Drei-Bett-Zimmer mit Toilette auf dem Flur anbieten müssen?" Das sei nicht mehr zeitgemäß, und der Bau eines neuen Bettenhauses mehr als überfällig. „Was wir im Moment erleben, ist ein kontinuierlicher Substanzverzehr", klagt der Geschäftsführer. Allein in Detmold investiert die Krankenhausgesellschaft 40 Millionen Euro, in Lemgo 20 Millionen.

Ursprünglich sollte noch in diesem Jahr mit dem Bau des neuen Bettenhauses, dem so genannten „Nordflügel III", begonnen werden. Doch noch steht ein konkreter Baubeginn nicht fest. Lediglich der neue Hubschrauberlandeplatz ist im Bau und soll Anfang kommenden Jahres fertiggestellt sein.

„Das Land muss endlich seinem gesetzlichen Auftrag gerecht werden", lautet die Botschaft des Bündnisses.

Kommentar: Das Land muss mehr zahlen
von Marianne Schwarzer

Es hat was von einem Hamsterrad: Schon jetzt entwickelt sich die moderne Medizin so schnell, dass die Krankenhäuser mit ihrer vielfach veralteten Struktur technisch kaum hinterher kommen können. Dass das Land sich vor seiner Verantwortung drückt und nicht genug investiert, damit Gebäude und Technik auf einen Stand kommen, verschlimmert die Situation. Das darf nicht sein.

Landesweit müsste das Land eigentlich jährlich 1,5 Milliarden Euro in die Krankenhäuser stecken. Aber 2014 floss gerade mal ein Drittel des Geldes. Die Krankenhäuser müssen sehen, wie sie damit zurecht kommen, und dadurch entsteht eine massive, unnötige Belastung sowohl für das Personal als auch für die Patienten.

Eigentlich müsste die Klinikleitung das erwirtschaftete Geld direkt in Personal, Patientenbetreuung, Modernisierung der Abläufe und ähnliches stecken. Doch die schlechte Zahlungsmoral des Landes blockiert all das, und so baden es unterm Strich die Mitarbeiter und die Patienten aus.

Allerdings wäre es für Dr. Hütte und sein Team vom Klinikum Lippe keine Option, zu warten, bis das Land endlich mal mehr Geld rückt. Denn Kliniken stehen in Zeiten einer mobileren Bevölkerung im Wettbewerb untereinander. Auch wenn die Lipper sich im Vergleich mit anderen Krankenhäusern nicht verstecken müssen: Der Sanierungsstau ist nach wie vor riesig. 107 Millionen Euro lassen sich nicht mal eben so aus dem Ärmel schütteln.

Die Aufgabe wird für den neuen Mann an der Klinikspitze nicht leichter, weil in den vergangenen Jahren manches nicht auf den Weg gebracht wurde. Für den bereits vor einem Jahr – also elf Monate vor Dr. Hüttes Amtsantritt – angekündigten Neubau des Bettenhauses ist noch nicht mal der erste Spatenstich erfolgt. Ein bisschen mehr Geld vom Land würde da schon helfen.

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