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Krankenhaus-Geschäftsführerin verabschiedet sich

Seit fünf Jahren ist Tanja Warda in Lübbecke-Rahden Geschäftsführerin. Sie hat entschieden, sich eine Pause zu gönnen und verlässt die Kliniken. Ein seltener Schritt in ihrer Position

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Perspektive wechseln: Geschäftsführerin Tanja Warda auf dem wenig bekannten Außengang im dritten Stock des Lübbecker Krankenhauses. Ab Januar wird sie mehr Zeit haben, den Blick schweifen zu lassen. | © Tyler Larkin

Perspektive wechseln: Geschäftsführerin Tanja Warda auf dem wenig bekannten Außengang im dritten Stock des Lübbecker Krankenhauses. Ab Januar wird sie mehr Zeit haben, den Blick schweifen zu lassen. | © Tyler Larkin

03.12.2016 | 03.12.2016, 18:04

Lübbecke. 48-jährige Geschäftsführer verlassen im Regelfall aus drei Gründen ihre Position. Sie machen weiter Karriere, sind ausgebrannt oder werden gefeuert. Nichts davon trifft auf Tanja Warda zu. Neben der Arbeit gibt es auch noch ein Privatleben, deutet sie an. "Ich kann selbst bestimmen, wie ich das nächste Jahr verbringen werde. Das ist etwas ganz Besonderes", sagt Warda. Und schiebt hinterher: "Vielleicht wird es auch mehr als ein Jahr - oder weniger." Die Betonung liegt dabei stets auf der Selbstbestimmtheit.

Seit 2011 ist sie Geschäftsführerin der Krankenhausstandorte Lübbecke und Rahden. Hört man sich bei den Mühlenkreiskliniken (MKK) um, wird schnell deutlich, dass sie zu den Besten zählt - wohl auch über die Grenzen des Klinikverbundes hinweg. Trotzdem nimmt sie sich selbst aus dieser Position heraus. Es gebe Dinge, die könne man nicht bis zum Ruhestand aufschieben, gibt Warda zu verstehen. "Jetzt ist eine andere Zeit", sagt sie. Mehr Privates ist ihr nicht zu entlocken.

Kurz nach Amtsantritt: Damals noch Interim-Geschäftsführerin Tanja Warda 2011 im Schockraum der Lübbecker Notaufnahme. - © Tyler Larkin
Kurz nach Amtsantritt: Damals noch Interim-Geschäftsführerin Tanja Warda 2011 im Schockraum der Lübbecker Notaufnahme. | © Tyler Larkin

Der Schritt passt in ihre außergewöhnliche Vita. Mit 18 Jahren begann sie eine Ausbildung zur Krankenschwester, anschließend erhielt sie sofort eine Stelle im Operationssaal und wurde später mit der OP-Leitung betraut. "Die Arbeit dort ist körperlich sehr anstrengend, ich wollte das nicht ewig machen", sagt Warda und fing neben der Arbeit ein Studium an. Mit dem Wechsel zu einer führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ergaben sich neue Sichtweisen auf den Krankenhausbetrieb. Über eine Assistenz bei der Geschäftsführung im Mindener Johannes Wesling Klinikum empfahl sie sich für höhere Aufgaben.

Der damalige MKK-Vorstandsvorsitzende Matthias Bracht fragte sie beim ersten Treffen nach ihren Zielen. "Ich möchte Geschäftsführerin werden", sagte Warda. Bracht nickte im Wesentlichen nur. Es dauerte nicht lange, bis er ihr die Position in Lübbecke anbot. "Einfach konkret sagen, was man möchte - dass sollte man viel öfter im Leben tun", sagt Warda.

Um zu verstehen, wie sie tickt, lohnt sich die Geschichte der Stühle, die um ihren Besprechungstisch stehen. Bis 2011 waren sie unansehnlich in einem Kellerraum eingelagert. Warda zog sie hervor und ließ sie für kleines Geld neu beziehen. Lässt man sich heute darauf nieder, entweicht deutlich vernehmbar Luft aus dem Polster. "Das ist schon gleich der erste Lacher, wenn die Mitarbeiter zu mir kommen. Das entspannt", sagt Warda.

Die Nachricht dahinter ist eine ernsthafte. "Mit Ressourcen muss man sparsam umgehen. Ich kann keine neuen Stühle bestellen, wenn welche im Keller stehen", sagt Warda. Doch woher wusste sie überhaupt von den abgelegten Stühlen im Keller? "Ein Geschäftsführer sollte jeden Raum in seinem Haus kennen", sagt Warda und lächelt.

Einmal pro Woche geht sie tatsächlich durch die Klinik und besucht ohne konkreten Anlass eine Station. "Wenn man die Mitarbeiter mit ins Boot holen möchte, muss man ihnen zeigen, dass die Geschäftsführung ein Teil des Ganzen ist", sagt Warda. Präsenz zeigen heiße auch Wertschätzung zu transportieren. Sie waren eine Geschäftsführerin zum Anfassen, hat ihr kürzlich jemand gesagt. "Das ist ein wirklich schönes Kompliment", sagt Warda.

Spricht sie über die vergangenen fünf Jahre, fallen immer wieder Namen von Mitarbeitern, die sich "toll" weiter entwickelt haben. "Dieses Haus hat viel Potenzial zu bieten. Das muss man erkennen und fördern", sagt Warda.

Gab es eine Sache, die ihr in den fünf Jahren besonders am Herzen lag? "Die Fusion der beiden Häuser zum gemeinsamen Standort Lübbecke-Rahden war meine wichtigste Aufgabe. Mit dem guten Geist im Hause haben wir das auch gemeinsam geschafft. Heute arbeitet das Personal standortübergreifend. Und da bin ich tatsächlich Stolz drauf", sagt Warda.

Zum Jahresende verlässt sie das Krankenhaus mit einem "lachenden Auge". Da darf man ohne Weiteres mal kurz neidisch werden.