Westerstede - Mit Verabschiedungen ist es ja so eine Sache. Da werden in salbungsvollen Reden die Verdienste gepriesen. Nicht so am Freitagabend beim Abschied von Dr. Michael Wuttke (65). Landrat Jörg Bensberg begann mit allerlei Anekdoten. Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren stellten sich drei Bewerber für den Chefarztposten in der Anästhesie vor. „Fachlich können die das sicherlich alle, aber wenn es nach mir ginge, dann würde ich mich am liebsten von diesem Wuttke einschläfern lassen“, meinte damals ein Mitglied des Kreisausschusses. „Eingeschläfert hat er aber keinen seiner Patienten. Und wenn doch, ist es uns zumindest nicht aufgefallen“, meinte Bensberg.

Weiter berichtete er von so manchem Wuttke-Streich. Doch der Oberarzt aus Fulda erwies sich nicht nur mit seinem Humor als Glücksfall für die Ammerland-Klinik. In einer Zeit des Umbruchs baute er das ehemalige Kreiskrankenhaus zu einem modernen und wirtschaftlichen Klinikbetrieb um. Denn bereits ein Jahr nach seinem Antritt wurde er stellvertretender ärztlicher Direktor, im Jahr 2000 dann auch ärztlicher Direktor.

Doch Wuttke wollte nicht „Klassensprecher der Chefärzte“ sein. 2006 wurde er einer von zwei Geschäftsführern, 2011 dann Hauptgeschäftsführer – Krankenhaus-Manager und Chefarzt in Personalunion.

Die Etablierung von Brustzentrum, Darmzentrum, Pros­tatazentrum und die bundesweit einzigartige Kooperation mit der Bundeswehr gehen maßgeblich auf sein Konto. Mittlerweile hat die Ammerland-Klinik rund 100 Beschäftigte, die Zahl der Patienten hat sich verdreifacht. „Und das Wort Kreditaufnahme kommt in seinem Wortschatz nicht vor“, betonte Bensberg.

Für die Bundeswehr betonten Oberstapotheker Dr. Benno-Heinz Schade und Chefärztin Dr. Nicole Schilling die Zusammenarbeit und den Erfolg der Westersteder Krankenhauskooperation. „Das ist einzigartig für die Bundeswehr“, meinte Schade.

Der so gelobte Wuttke zeigte in seiner Rede, dass er auch als Entertainer hätte Karriere machen können. Mal mit Strohhut, dann mit dunkler Sonnenbrille oder OP-Haube ließ er seine zwei Jahrzehnte in Westerstede Revue passieren. Bei allem Spaß stellte er aber heraus, wie wichtig ihm Teamgeist und soziale Kompetenz in der Mitarbeiterschaft sind. Kurz vor Ende seiner Amtszeit hatte die Klinik erst vor wenigen Wochen den Krankenhaus-Oscar KTQ-Award erhalten und war in einem Ranking von Focus auf Platz sieben gelandet.

Wuttke bekam von den rund 300 geladenen Gästen viele Geschenke. Aber er machte auch selbst welche: dem Landrat schenkte er ein selbstgemaltes Gemälde, welches Bensberg als Gallier-Häuptling Majestix auf dem Schild zeigt. Und die anderen Gäste bekamen von ihm ein Ständchen: „Auf Wiederseh’n“ von De Höhner.

Jasper Rittner
Jasper Rittner Chefreporter Oldenburg-Stadt/Ammerland