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Schwere Vorwürfe gegen Krankenhaus Anzeige gegen Josef-Hospital Delmenhorst

Eine Patientin soll im Josef-Hospital in Delmenhorst schlecht behandelt worden sein. Ihre Tochter erstattet bereits zum zweiten Mal Anzeige. Die Leitung des Krankenhauses wehrt sich gegen die Vorwürfe.
02.12.2016, 00:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Esther Nöggerath Andreas D. Becker

Eine Patientin soll im Josef-Hospital in Delmenhorst schlecht behandelt worden sein. Ihre Tochter erstattet bereits zum zweiten Mal Anzeige. Die Leitung des Krankenhauses wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Die Patientin soll beim überraschenden Besuch ihrer Tochter nackt und sediert in ihrem Krankenbett auf der Intensivstation gelegen haben, die Fenster bei Minusgraden weit geöffnet. Es heißt sogar, das Krankenhaus habe die Medikamente absetzen wollen, damit die Frau „einschlafen“ könne. In den sozialen Netzwerken kursieren derzeit wilde Anschuldigungen gegen das Josef-Hospital Delmenhorst. Da ist sogar die Rede von einem „weiteren Mordversuch“, der verhindert werden müsse. „Diese Vorwürfe sind haltlos und die Angaben zu den Umständen schlichtweg falsch“, bezog Thomas Breidenbach, Geschäftsführer des Josef-Hospitals Delmenhorst, zu den Vorwürfen Stellung.

Alle jüngst vorgenommenen Maßnahmen, wie etwa die erwähnte angebliche „Unterkühlung“, seien medizinisch notwendig gewesen. In diesem Fall ging es darum, das Fieber der Patientin zu senken. Das war laut Breidenbach erforderlich, um den Zustand der schwerkranken und seit mehreren Monaten intensivpflichtigen Patientin wieder zu stabilisieren. „Die Patientin wird bestmöglich versorgt“, versicherte der Krankenhaus-Geschäftsführer und kritisierte, dass sich die Anschuldigungen im Internet auf Informationen durch Dritte bezögen.

Anwältin: Lungenentzündung wurde in Kauf genommen

Allerdings werden diese Vorwürfe auch von Opfer-Anwältin Gaby Lübben, die die Tochter der Patientin vertritt, vorgetragen. Sie hat deswegen Anzeige erstattet. Der Vorwurf: Das Wohlergehen der 69-jährigen Patientin ist in Gefahr. „Meiner Mandantin wurde von einer Ärztin empfohlen, die Medikation der Mutter zu stoppen, damit diese einschlafen könne“, erzählt die Anwältin. Am 28. November hatte die Tochter ein ungutes Gefühl und sei unerwartet ins Krankenhaus gefahren – da fand sie ihre Mutter unterkühlt vor. „Hat man gehofft, dass die Dame eine Lungenentzündung bekommt?“, fragt die Anwältin provokativ. Eigentlich sollte sie nur eine Magensonde gesetzt bekommen, doch dann nistete sich wohl ein Klinikkeim in der Lunge ein.

Die Anzeige von Gaby Lübben ist allerdings nicht die erste in diesem Fall. Bereits vor einigen Monaten erstattete die Tochter Anzeige. Grund war ein Armbruch. Dieser ist nach Informationen unserer Zeitung bei der Physiotherapie geschehen, weil die Patientin auch an Osteoporose leide. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung laufen noch, wie Torben Tölle, Sprecher der Staatsanwaltschaft Oldenburg, mitteilte. Näheres zu dem Verfahren konnte er allerdings nicht sagen. „Die Akte ist versandt“, erklärte er.

Hospital gibt Unterlagen an externen Gutachter

An der schnellen Aufklärung der aktuellen Vorwürfe ist offenbar auch dem Krankenhaus gelegen. Zur Bestätigung der Richtigkeit der Behandlung dieser Patientin werde man die Behandlungsunterlagen freiwillig an einen externen medizinischen Gutachter zur Prüfung geben, versprach Breidenbach. Man könne verstehen, dass Angehörige „grundsätzlich immer sehr besorgt und nervlich angespannt“ seien, wenn Familienmitgliedern ein längerer Klinikaufenthalt bevorsteht und sie „bestimmte Situationen durch fehlende medizinische Kenntnis“ zunächst falsch beurteilten. „Aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage sind Patienten und Angehörige verständlicherweise verunsichert und reagieren noch viel sensibler auf bestimmte Umstände.“

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