VERWALTUNGSRAT: Duo soll Spital-Wirren beenden

Die Wahl des St. Galler Spitalpräsidiums liess die Wogen hochgehen. Nun haben sich Regierung und Fraktionschefs auf zwei Personen geeinigt, die Ruhe und Kontinuität ins Unternehmen bringen sollen.

Regula Weik
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Guido Sutter (links) soll bis Mitte 2018 den Spital-Verwaltungsrat präsidieren; dann soll ihn Felix Sennhauser ablösen. (Bilder: Coralie Wenger)

Guido Sutter (links) soll bis Mitte 2018 den Spital-Verwaltungsrat präsidieren; dann soll ihn Felix Sennhauser ablösen. (Bilder: Coralie Wenger)

Regula Weik

regula.weik

@tagblatt.ch

Die St. Galler Spitäler sind mit über 8000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Franken das grösste Unternehmen im Kanton. Und seit Sommer «führungslos». Das Präsidium des Spital-Verwaltungsrats ist verwaist. Interimistisch leitet Vizepräsident Guido Sutter das Gremium. Dies, nachdem Gesundheitschefin Heidi Hanselmann das Amt abgegeben und die von der Regierung ­vor­geschlagene Nachfolgerin sich zurückgezogen hatte. Die desi­gnierte Verwaltungsrats­präsidentin hatte damit einen Schlussstrich unter die Kritik und das Misstrauen gezogen, die ihr von bürgerlichen Politikern entgegengeschlagen waren. Nachdem der Schaden angerichtet war, fanden Fraktionschefs und Regierung zurück zur Räson. Und nun auch zu einer Lösung. Felix Sennhauser, Direktor der Medizinischen Klinik sowie Ärztlicher Direktor am Universitätskinderspital Zürich, soll Mitte 2018 das Verwaltungsratspräsidium der Spitalverbunde übernehmen. Guido Sutter, Wirtschaftsanwalt und Ökonom, wird bis dahin nun als offizieller Präsident die Geschäfte leiten. Die beiden gehö­ren dem Gremium seit zehn Jahren an. Auf eine Ausschreibung wird verzichtet.

Die Regierung beschreitet damit einen Sonderweg. Sie «überhüpft» den Wahlausschuss, dem auch ein Mitglied des Spital-Verwaltungsrats angehört. Und auch der Zweiervorschlag ist unüblich. Darauf angesprochen erklärt Gesundheitschefin Heidi Hanselmann: Diese Lösung sei in Absprache mit dem Verwaltungsrat erfolgt; er stehe dahinter. Das Vorgehen gewährleistete zudem Kontinuität in der aktuellen «Umbruchphase». Die Gesundheitschefin erwähnt die Immobilienübertragung und damit den neuen Geschäftsbereich Bau, aber auch die Abkoppelung vom Gesundheitsdepartement.

Die Bedingungen der Freisinnigen

Wie tönt es bei den vier Fraktionen, die sich im Sommer noch harsch und gehässig geäussert hatten? Ihre Chefs reden allesamt von der Ruhe, die nun einkehren müsse, und der Kontinuität, die notwendig und mit der Lösung gewährleistet sei. «Es wäre lächerlich, wenn dieselben Wirren und Peinlichkeiten erneut beginnen würden», sagt Peter Hartmann, Fraktionspräsident von SP und Grünen. Die vier sind auch von der Qualifikation der beiden Personen überzeugt. Gab die «Paketlösung» nicht zu reden? Es sei sinnvoll, die Personalplanung für ein derartiges Gremium auf vier, fünf Jahre auszurichten, sagt Andreas Widmer, Fraktionschef von CVP und Grünliberalen. Hartmann fügt an: In der Privatwirtschaft sei es üblich, den Nachfolger für eine derartige Aufgabe eineinhalb Jahre im Voraus zu bestimmen. «Wir können nicht erwarten, dass jemand alles fallen und liegen lässt und übermorgen parat steht.» SVP-Fraktionschef Michael Götte macht kein Geheimnis daraus, dass er sich mit dem Zweiervorschlag habe anfreunden müssen. Doch jetzt sei er überzeugt: «Es ist der richtige und vernünftige Weg.» Eine öffentliche Ausschreibung biete keine Gewähr, dass sich ein Topshot melde; es sei auch falsch zu glauben, auf der grünen ­Wiese tummelten sich unzählige «Überflieger». Sennhauser habe ihn im Hearing überzeugt. «Er versteht sein Metier.»

Auch die FDP steht hinter dem Vorgehen und den Per­sonen; sie hat daran aber zwei ­Bedingungen geknüpft. «Wir verlangen, dass die Nachfolge von Felix Sennhauser dannzumal öffentlich ausgeschrieben wird», sagt Fraktionspräsident Beat Tinner. Das Spitalpräsidium kennt eine Altersguillotine von 70. Und die zweite Bedingung der Freisinnigen? «Die Hausärzte müssen künftig im Verwaltungsrat wieder vertreten sein», so Tinner.

Die vier Präsidenten sind optimistisch, dass sie ihre Fraktionen für den Vorschlag gewinnen. Ob sie damit richtig liegen, zeigt sich in der Februarsession. Dann muss das Parlament Sutter und Sennhauser genehmigen. Doch als Nächstes ist die Gesamtregierung am Zug; sie muss als Wahlgremium über den Zweiervorschlag entscheiden.