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Schock-Diagnose für die städtischen Kliniken

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München - Von wegen schwarze Zahlen! Die städtischen Kliniken machen gut neun Millionen Euro Miese. Doch Mega-Projekte sind weiterhin geplant.

Es gibt Dinge, die hören sich erst mal richtig gut an. Mit einem Grinsen verkündete am Mittwoch der Chef der städtischen Kliniken einer Handvoll Journalisten: Heuer werde man das erste Mal seit Jahren in die schwarzen Zahlen rutschen. Klingt super – stimmt aber nicht so richtig. Denn Axel Fischer sprach vom operativen Geschäft. Wie die tz erfuhr, werden in der Gesamt-Jahresbilanz unsere Kliniken wieder Miese machen – gut neun Millionen Euro!

Und so sorgt die Bilanz-Diagnose des Klinik-Chefs jetzt bei einigen Stadträten auch für mächtig Ärger: „So etwas zu sagen, ist eine Trickserei“, erklärt beispielsweise Dr. Michael Mattar von der FDP. „Das Gesamtergebnis ist entscheidend – und da sind wir wieder massiv in den Miesen.“ Zur Erklärung: Das operative Geschäft umfasst die Behandlungen und Abrechnungen von Patienten. Richtig, hier rutschten die Kliniken ins Plus, aber dafür überall sonst ins Minus. Das wäre ungefähr so, als ob sich ein Kioskbetreiber riesig freuen würde, weil er im Jahr für hundert Euro mehr Kaugummis und Zeitungen verkauft hat – aber am Jahresende mit 10.000 Euro Schulden dasteht, weil die Kosten für die Hilfskraft, die Miete, die Instandhaltung und die Nebenkosten alles aufgefressen haben.

Auch Eva Caim von der Bayernpartei ist sauer über die Aussage: „Die Kliniken schreiben noch immer rote Zahlen. Punkt! Alles andere ist Augenwischerei“, schimpft sie. „Die Stadt, also wir Steuerzahler, buttern doch jedes Jahr Millionen an Euro hinein. Zudem gab es heuer viele Sondereffekte, mit riesigen Einnahmen für die Kliniken. Man denke an die Verkleinerung in Schwabing. Und trotzdem sind es 2016 wieder neun Millionen Defizit.“ Tatsache ist: Die Kliniken haben allein durch die Ablöse vom Erbbaurecht rund zwölf Millionen Euro eingespart (man denke an das Abstoßen des Blutspendedienstes). Dazu kommen Millionen an Euro, die für die Instandhaltung wegfallen. Caim: „Außerdem wurden den Kliniken heuer noch mal 40 Millionen von der Stadt erlassen.“ So sei es auch zu erklären, dass man dieses Jahr „nur“ neun Millionen Miese mache – im Vergleich zu 2015: Da waren es noch 31 Millionen. Ob wirklich eine Besserung kommt, müsse man noch abwarten.

Eines ist klar: Die Sanierung der Kliniken wird noch viel Geld fressen. Möglicherweise beschließt der Stadtrat in diesem Monat noch einen finanziellen Deckel: Bogenhausen soll maximal 395 Millionen Euro kosten, Harlaching 255 Millionen. Mal sehen, ob sich das alles einhalten lässt. Die tz stellt hier die Mega-Projekte nochmals vor.

Schwabing

In diesem Viertel wurde schon im Herbst der erste Spatenstich gefeiert. Im Mai 2017 wird dann die erste Baugrube ausgehoben. Wie die tz berichtete, wird das ganze Areal extrem verkleinert – aber es wird eine ganz neue Kinderklinik entstehen. Die Patientenhäuser sind zum Teil schon an die Stadt abgegeben worden. Gut 138 Millionen Euro wird alles kosten. Bisher sieht es gut aus, dass diese Summe auch eingehalten werden kann. Anfang 2020 soll übrigens der erste Bauabschnitt fertig sein, zwei Jahre später der zweite. Die Bettenkapazität wird sinken – von derzeit 730 auf 414.

Bogenhausen

Der grün-weiße Bau am Arabellapark soll bald Münchens größter

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Standort sein (1021 Betten). Im Osten wird ein riesiger Anbau entstehen (siehe oben die orange Fläche). Das ganze Projekt soll 395 Millionen Euro kosten. Ein Problem: Um diese Kosten nicht zu überschreiten, muss noch umgeplant werden. Denn durch den Neubau müssen auch der Hubschrauber-Landeplatz und die Energiezentrale (die sich eben dort im Osten befinden) verlegt werden. Ersterer aufs Dach, die Energiezentrale soll in den Norden des Areals umziehen. Im Juni 2022 soll alles fertig sein.

Neuperlach

In Neuperlach wird ein nagelneues Labor für Klinische Chemie und Mikrobiologie hochgezogen – und zwar im Süden des Areals. Baubeginn soll schon im Herbst nächsten Jahres sein. Die Kosten für das Projekt, das dann im Sommer 2018 fertig sein soll: gut 19 Millionen Euro. Zudem wird das Hauptgebäude derzeit generalsaniert – und dieses Projekt will man bereits im kommenden Jahr abgeschlossen haben. Das Haus hat übrigens Platz für 545 Patienten. Hier soll die Kapazität der Klinik aber in Zukunft nicht erweitert werden.

Harlaching

Im Klinikum Harlaching (derzeit 737 Betten) ändert sich in den kommenden Jahren so ziemlich alles: Im Zentrum des Geländes entsteht ein kompletter Neubau (siehe gelber Bereich in der Grafik links). Er wird in zwei Bauabschnitten entstehen, da man auf diese Weise mehr Fördergelder vom Freistaat bekommt. Die alten Gebäude (blau eingefärbt) werden aufgegeben und gehen zurück an die Stadt. Genau 255 Millionen Euro sind für das Projekt eingeplant. Ob das reichen wird, ist eher fraglich. Der erste Teil der neuen Klinik soll jedenfalls im August 2021 fertiggestellt sein, der Rest dann ein Jahr später.

Apropos Kliniken: Unlängst hat eine traurige Geschichte, die sich in einem Münchner Klinikum abgespielt hat, für Aufsehen gesorgt. Eine Seniorin war misshandelt worden.

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