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Krankenversicherung: 2017 wird bei den Krankenkassen zum Jahr der Fusionen
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colourbox.de Die Gesundheitskosten steigen. Viele Krankenkassen reagieren darauf mit Fusionen
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Das nächste Jahr wird in der Gesetzlichen Krankenversicherung zum Jahr der Fusionen: Vier Zusammenschlüsse sind angekündigt oder werden umgesetzt. Grund sind vor allem die immer weiter steigenden Ausgaben.

In der Gesetzlichen Krankenversicherung wird 2017 zum Jahr der Fusionen. Schon in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Zusammenschlüsse von Krankenkassen. Doch im nächsten Jahr wird sich der Trend beschleunigen.

Viele denken, der demografische Wandel ist der Grund für die Zusammenschlüsse, weil er die Kosten treibt. Es gibt allerdings noch zwei weitere Effekte. Der medizinische Fortschritt führt dazu, dass die Leistungsausgaben immer weiter zunehmen. Und in Großstädten haben wir das Problem, dass zu viel behandelt und operiert wird. Insgesamt gibt es rund 18 Arztbesuchen pro Einwohner und Jahr. Rein rechnerisch sind damit rund acht Prozent der Bevölkerung nach Angaben des Sachverständigenrates für Gesundheit jeden Montag beim Arzt.

Als weiterer Kostentreiber kommt hinzu, dass die Honorare der Leistungserbringer jährlich steigen und die Spezialisierung der Berufe im Gesundheitswesen auch Geld kostet. Und erst an dritter Stelle kommt der demografische Wandel.

Zur Person

David Matusiewicz ist Dekan des Hochschulbereichs Gesundheit & Soziales an der FOM Hochschule und leitet als Direktor das Forschungsinstitut für Gesundheit & Soziales (ifgs). Darüber hinaus ist er Gründungsgesellschafter des Essener Forschungsinstituts für Medizinmanagement (EsFoMed GmbH) und unterstützt als Gründer bzw. Business Angel punktuell Start-ups im Gesundheitswesen.

Zahlreiche Fusionen sind angekündigt

All diese Effekte führen dazu, dass die finanzielle Situation – insbesondere von kleineren Krankenkassen - nicht selten in Zusammenschlüssen mit größeren Krankenkassen mündet. So wird sich BKK Braun-Gillette mit der größeren pronova BKK zum Jahresanfang 2017 zusammenschließen. Damit verschwindet die teuerste Kasse Deutschlands (Zusatzbeitrag 1,9 Prozent) vom Markt. Der Zusatzbeitrag der aktuellen pronova BKK (Zusammenschlüsse der Betriebskrankenkassen Großkonzerne wie Bayer, BASF, Ford, Continental oder Hapag-Lloyd) liegt bei 1,2 Prozent. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Zusatzbeitrag nach der Fusion verändern wird.

Weitere Fusionen wurden bereits angekündigt. Die BKK VBU und die Vereinigte BKK werden eine neue BKK VBU. Die energie-BKK und die E.on BKK werden zu einer neuen energie-BKK.

Es entsteht eine neue Nummer 1 unter den Krankenkassen

Eine weitere Fusion zum Jahresende ist der Zusammenschluss der  zur neuen „BARMER“. Das „GEK“ einer vorigen Fusion verschwindet also aus dem Kassennamen. Die Fusion ist unter zwei Gesichtspunkten interessant. Zunächst einmal liefert sich die Barmer GEK mit der Techniker Krankenkasse ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz als größte Krankenkasse Deutschlands. Beide Kassen gehören dem Verband der Ersatzkassen (vdek).

Die Techniker liegt derzeit bei 7,3 Millionen zahlenden Mitgliedern und die Barmer bei 6,7 Millionen Nach der Fusion mit der Deutsche BKK würde die Barmer die Techniker überholen und mit rund 7,6 Millionen zur größten Kasse Deutschlands werden. Dieser Vorsprung würde zwar nur auf Zeit sein, da die Techniker stärker wächst und im Jahr 2016 rund eine Viertel Million neue Mitglieder aufgenommen hat. Die Barmer hingegen stagniert bezüglich des organischen Wachstums bzw. ist leicht rückgängig.

Die Fusion ist außerhalb auch noch interessant, weil es eine kassenartenübergreifende Fusion ist und eine große Kasse das BKK-System verlässt. Die Folge wird sein, dass das BKK-System dadurch in der politischen Stimme geschwächt wird und bei Insolvenzen im System auch die Last auf weniger übrig gebliebene weitere Betriebskrankenkassen umgelegt wird. Es könnte zu einem Domino-Effekt kommen, so dass in Zukunft die übrigen Betriebskrankenkassen bei einer möglichen Insolvenz einer anderen BKK eine größere Last tragen müssten, was die einzelnen Kassen im Haftungsverbund überfordern könnte und weitere Schließungen nach sich ziehen könnte. Was wohl insgesamt politisch gewollt ist. 

Zusammenfassung

Es tut sich also viel in der Kassenlandschaft. Das nächste Jahr wird weiter spannend und es kommt zu weiteren Konzentrationsprozessen auf dem Markt der gesetzlichen Krankenkassen. Der Zusatzbeitrag für die gesetzliche Krankenversicherung wird im kommenden Jahr unverändert bei durchschnittlich 1,1 Prozent liegen. Zuletzt war mit einem Anstieg gerechnet worden.

Es stellt sich die Frage, ob das dann noch nach der Bundestagswahl so bleibt. Die Ausgaben für die Verwaltung im Gesundheitswesen machen lediglich fünf Prozent der Gesamtausgaben aus. Es geht aber um mehr als nur Verwaltungskosten, sondern auch um Leistungen und Service der derzeit rund 117 Kassen in Deutschland. Wie viele ausreichend sind, darüber streitet sich die Fachwelt seit Jahren.

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