Geburtsstation in Sankt Augustin„Ich möchte jedem abraten, schwanger zu werden“

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Keine Geburten mehr: Nach sechs Jahren schließt Asklepios die Entbindungsstation und die Neonatologie in Sankt Augustin.

Keine Geburten mehr: Nach sechs Jahren schließt Asklepios die Entbindungsstation und die Neonatologie in Sankt Augustin.

Sankt Augustin – Für den Erhalt der Geburtshilfestation und der Neonatologie in der Asklepios Klinik Sankt Augustin haben sich die Mitglieder des Stadtrats stark gemacht.

Einhellig verabschiedeten sie in ihrer Sitzung am Mittwochabend eine Resolution, mit der sie die Leitung der Klinik auffordern, die Entscheidung zurückzunehmen.

Auch die Bezirksregierung Köln und die Landesregierung sind Adressaten der Resolution: Als zuständige Aufsichtsbehörden, so der Text der Resolution, sollen sie den Antrag daraufhin prüfen, ob er mit gesetzlichen und planerischen Vorgaben vereinbar ist.

„Mit Erschrecken“ hatte Bürgermeister Klaus Schumacher von der bevorstehenden Schließung der beiden Abteilungen gehört, wie er im Stadtrat vortrug.

„Auch die Stadt wusste davon nichts“

„Auch die Stadt wusste davon nichts“, so Schumacher; zuvor sei sogar noch über Erweiterungen gesprochen worden. „Ich möchte jedem abraten, schwanger zu werden“, sagte Schumacher mit Blick auf die Verkehrssituation auf den Rheinbrücken und die damit verbundenen Wegezeiten gerade für Risikopatientinnen, sollten sie zur Entbindung nach Bonn fahren müssen.

„Wir teilen Ihre Auffassung“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Marc Knülle.

Das Land solle prüfen, inwieweit die Genehmigung versagt werden kann; „mit großer Kraftanstrengung“ habe die Stadt vor sechs Jahren den Rahmen für einen Geburtsstandort geschaffen, „nicht akzeptierbar“ sei der Schritt auch für die Beschäftigten.

Vorab hatte die CDU-Fraktion im Stadtrat sich gegen die Schließung ausgesprochen und Sanierungsbedarf der Klinik, „schon länger bekannt“ als möglichen Auslöser für diesen Schritt ins Gespräch gebracht – auch wenn wirtschaftliche Gründe von der Klinikleitung stets verneint würden.

„Einen Riegel vorzuschieben“, forderte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sascha Lienesch von Regierungspräsidentin Gisela Walsken und NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens.

Für den Umbau der Klinik zur Einrichtung einer Geburtsstation seien auch öffentliche Mittel geflossen, so Lienesch; da stelle sich die Frage, ob es nicht eine Zweckbindung für eine gewisse Zeit gebe.

Auch Dennis Waldästl von der SPD hatte angekündigt, das prüfen zu lassen.

„Wir als Kommunen tun alles Erdenkliche, damit Kinder einen guten Start haben“, sagte für den Aufbruch Wolfgang Köhler, „und am anderen Ende wird das dann beschädigt“.

Die Grünen setzten darauf, dass die Bezirksregierung „genau hinschaut“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Martin Metz.

Dort, so wusste Bürgermeister Schumacher, hat man bislang nur Kenntnis von dem angestrebten Kooperationsvertrag zwischen Asklepios und den GFO-Kliniken. Der liege in Köln aber ebenso wenig vor wie der förmliche Antrag auf die Schließung der beiden Abteilungen.

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