Claudia Salzmann-Eltermann

Der Protest gegen die drohende Schließung der Geburtshilfeabteilung im Radolfzeller Krankenhaus weitet sich im Landkreis Konstanz aus. Diverse Vereine, Verbände oder Privatpersonen organisieren derzeit Petitionen, Unterschriftenlisten und Demonstrationen. Eine private Brief-Aktion dürfte in den kommenden Tagen außerdem für volle Briefkästen der Kreisräte sorgen. Der Kreistag entscheidet am 19. Dezember darüber, ob er sich finanziell an der Rettung der Radolfzeller Geburtshilfe beteiligt.

„Wir hoffen, dass viele Bürger persönliche Briefe an die Kreisräte schreiben. Es geht darum, diese für die Bedeutung des hiesigen Kreißsaals für eine ausreichende geburtshilfliche Versorgung im ganzen Landkreis zu sensibilisieren“, betont Schirmherrin Ursula von Mackensen, die seit 13 Jahren als ehrenamtliche Radolfzeller Patientenfürsprecherin aktiv ist. Die Sorge, dass zukünftig keine Kinder mehr in der Radolfzeller Klinik auf die Welt kommen könnten, treibt viele um in diesen Tagen, auch Frederike Bohl. Als Hebamme weiß sie, dass der positive Verlauf einer Geburt von vielen Faktoren abhängen kann. „Eine große Rolle spielt definitiv, ob sich die Gebärende in dieser extremen Situation gut aufgehoben fühlt“, beschreibt die Allensbacherin, die derzeit als einzige Hebamme im Landkreis noch Haus- und Beleggeburten anbietet. Viele der von ihr betreuten Schwangeren wissen den guten Ruf der Radolfzeller Geburtshilfe zu schätzen. Seit diese von der Schließung bedroht ist, hat Bohl zahlreiche Anrufe besorgter werdender Eltern erhalten. „Die Standorte Singen und Konstanz sind bereits an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt“, betont sie.

Kurzfristig könnten die Nachbarhäuser die jährlich über 500 Geburten aus Radolfzell nicht auffangen. „Um alle Protestaktionen unterschiedlicher Akteure zu bündeln, habe ich eine Website angelegt. Darauf sind alle Informationen, auch zur Briefaktion, zusammengefasst“, erläutert Bohl.

Die Befürworter der Radolfzeller Kreißsaal-Rettung sehen den Landkreis Konstanz als Träger der Krankenhäuser im Gesundheitsverbund in der Verantwortung, eine bedarfsgerechte Krankenhausversorgung sicher zu stellen. Die um rund 100 000 Euro drastisch gestiegenen Versicherungsprämien waren zunächst der Anlass, warum das Aus droht. Laut einem Gutachten könnte mit einem Honorar-Belegarzt-Modell die Arbeit fortgesetzt werden. Hierbei wird von Kosten in Höhe von etwa 420 000 Euro ausgegangen. Aus welchen Einzelbeträgen sich diese Summe ergibt, ist noch nicht genau geklärt. Die Stadt Radolfzell und nun auch die Messmer-Stiftung sind bereit, sich daran zu beteiligen. Der Stadt wäre dies rechtlich aber nur über die Spitalstiftung und daher maximal für einen Betrag von 160 000 Euro möglich. „Die finanzielle Hilfe des Kreises ist daher hierbei unerlässlich. Wir fordern daher eine transparente Darstellung der Zahlen durch den Gesundheitsverbund, damit im Kreistag eine objektive Entscheidung getroffen werden kann“, betont auch von Mackensen. Sie hofft, dass viele Eltern, Betroffene und Mitstreiter mitmachen und durch persönliche Briefe ein Zeichen setzen. Eines zur Rettung der Geburtenstation und langfristig für den Erhalt des Klinikstandorts Radolfzell.


 

Unterschriftensammlung und Demonstration

  • Um alle Aktivitäten wie die Briefaktion, die Petition oder Demonstrationen zur Rettung der Radolfzeller Geburtshilfe zu bündeln, wurde eigens von der Hebamme Frederike Bohl eine Website eingerichtet. Für die persönliche Briefaktion finden Interessierte online dort einen detaillierten Aufruf mit weiteren Informationen und Adresslisten.
  • Am 10. Dezember wird es von 9.30 bis 13 Uhr einen Infostand des Krankenhausfördervereins Radolfzell und des Familienverbands Radolfzell-Konstanz mit Unterschriftenaktion auf dem Radolfzeller Moustelon-Platz geben. Wichtig sei laut Bohl, sich zusätzlich zu den Unterschriftenlisten auch bei der Online-Petition einzutragen.
  • Die Frauenunion Radolfzell veranstaltet am 15. Dezember einen Diskussionsabend (20 Uhr, Teggingerstr. 16, Radolfzell). Am 19. Dezember sind Interessierte eingeladen, ab 13.30 Uhr vor dem Konstanzer Landratsamt zu demonstrieren – im Vorfeld der entscheidenden Kreistagssitzung. Infos im Internet: www.radolfzeller-babys.de