Kliniken sollen zusammenrücken

Saarbrücken · Die CDU/SPD-Landesregierung will die 22 Krankenhäuser im Saarland zukunftssicher machen. Dafür soll ein Gutachten sorgen, das ab Frühjahr 2017 auch Gesetz werden soll. Verdi und Krankenhausgesellschaft begrüßen das Vorhaben.

 Gefäß-Operationen werden im Saarland in den kommenden Jahren zunehmen, sagt das Gesundheitsministerium. Dafür müssen die Kliniken gerüstet sein. Foto: Arne Dedert/dpa

Gefäß-Operationen werden im Saarland in den kommenden Jahren zunehmen, sagt das Gesundheitsministerium. Dafür müssen die Kliniken gerüstet sein. Foto: Arne Dedert/dpa

Foto: Arne Dedert/dpa

Das Saar-Gesundheitsministerium steckt eine sechsstellige Euro-Summe in ein Gutachten , das Vorgaben für die Struktur der saarländischen Krankenhauslandschaft geben soll. "Wir stehen vor großen Herausforderungen bei der Krankenhausplanung. Das Gutachten dient auch dazu, unsere künftigen Entscheidungen gerichtsfest zu machen", sagte Gesundheitsstaatssekretär Stephan Kolling (CDU ) jetzt vor Journalisten in Saarbrücken. Bis April solle das Gutachten vorliegen. Es gehe darum, die neuen Qualitätskriterien des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) der Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland und dessen Vorgaben zu den Mindestmengen umzusetzen, sagte Kolling. Dabei sei zu erwarten, dass es zu weiteren Kooperationen von Krankenhausabteilungen im Saarland kommen werde. Kürzlich hatten das Klinikum Saarbrücken und die Caritas-Klinik St. Theresia in Saarbrücken bekannt gegeben, bei der Frauenheilkunde und der Frühgeborenenmedizin zusammenzuarbeiten. "Wir wollen Klarheit darüber haben: Welche Zentren für welche Krankheiten brauchen wir? Welche speziellen Anforderungen für die Behandlung von Senioren sind zu erfüllen? Welche Notdienstversorgung ist zu leisten?," erklärte Kolling. So gebe es mehr Krebs-, mehr herz- und altersbedingte Erkrankungen. "Dagegen geht die Fallzahl in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zurück", so Kolling.

Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU ) betonte, dass sie an ihrem Ziel, 1000 zusätzliche Pflegestellen im Saarland bis 2020 zu schaffen, festhalte. Bei den Pflegekonferenzen habe sie festgestellt, dass die Pflegekräfte verzweifelt seien angesichts der Arbeitsverdichtung und des Personalmangels in den Kliniken. "Die glauben der Politik nichts mehr", sagte Bachmann. Deshalb lässt sie nun Flugblätter in Kliniken verteilen, um die Wünsche der Pflegekräfte zu sammeln.

Verdi-Saar-Chef Thomas Müller bezeichnete Bachmanns Ansinnen als "Schritt in die richtige Richtung". Doch es sei Sache der Bundespolitik, die von Verdi geforderten festen Personalschlüssel für die Besetzung der Stationen gesetzlich zu verankern. Auch die Krankenhausplanung Bachmanns fand bei Müller positiven Widerhall. "Man kann Doppelstrukturen nicht aufrecht erhalten", so der Verdi-Boss.

Thomas Jakobs, Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, sagte, er warte gespannt auf die Planung. Die Qualität von Kliniken sei aber schwierig zu bemessen. Der GBA wolle erst in den kommenden Woche über die Qualitätskriterien befinden.

Meinung:

Planen nicht auf Kosten der Pflege

Von SZ-Redakteur Dietmar Klostermann

Beim Gedanken, dass nun eines dieser neoliberalen Gutachter-Institute, die nur die Kostensenkung im Auge haben, die Krankenhausplanung im Saarland bestimmt, dürfte es Klinik-Angestellten wie Krankenhausträgern gruseln. Deshalb muss die Politik die Gestaltungshoheit in der Hand behalten, statt sich hinter solchen Expertisen zu verstecken. Natürlich geht es darum, die bestmögliche Behandlung der Patienten zu erzielen. Wenn eine Klinik nur eine handvoll Fälle einer bestimmten Krankheit im Jahr hat, ist es besser, an jene Häuser zu überweisen, die mehr davon verstehen. Doch eine bessere Genesung steht und fällt damit, ob auch die Pflege auf höchstem Niveau ist. Diesem Sektor gebührt die höchste Aufmerksamkeit.

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