Dachau:Pflege, Service und Reinigung am Klinikum werden neu geregelt

Helios-Geschäftsführung Dachau und Aufsichtsrat sehen die Reform auf einem guten Weg. Dieser Einschätzung schließt sich der Betriebsrat nur bedingt an.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Anscheinend gelingen der Geschäftsführung der Helios-Klinik in Dachau tatsächlich einige interne Reformen, welche die Situation der Pflege verbessern helfen. Dieser Ansicht ist nicht nur der gesamte Aufsichtsrat der Helios Amperklinikum Dachau AG, sondern auch Betriebsratsvorsitzender Claus-Dieter Möbs. Er berichtet im Gespräch mit der SZ von ersten spürbaren Fortschritten in der Pflege, im Service und in der Reinigung. Den von Geschäftsführer Christoph Engelbrecht Anfang Oktober aufgelegten Sieben-Punkte-Plan bezeichnet Möbs als ersten Schritt. Er gehört dem Aufsichtsrat an.

Die angestrebte Reorganisation des Dachauer Klinikums ist eine der Reaktionen auf die massive öffentliche Kritik an den Zuständen gewesen. Wie Engelbrecht und der ärztliche Direktor Horst-Günter Rau im Herbst darlegten, sei es in den Sommermonaten zu Engpässen gekommen. Einerseits sei die Zahl der Patienten gestiegen, andererseits habe sich der Personalstand wegen Krankheit und Urlaubs stark reduzierte. Die Forderung des Betriebsrats damals, Stationen kurzfristig zu schließen, um das Personal zu entlasten, wurde nicht erfüllt. Allerdings stellte sich in einer Debatte im Dachauer Kreistag Anfang Oktober heraus, dass das Dachauer Klinikum unter einem systemischen Problem leidet. Denn es stellte sich heraus, dass das Zusammenspiel von Reinigung, Service und Pflege nicht mehr funktioniert. Außerdem bezichtigten Kreisräte das Klinikum schwerer Fehler in der Pflege, die ihrer Ansicht nach auf den viel zu geringen Einsatz an Personal zurückzuführen seien.

Ein Sieben-Punkte-Plan von Geschäftsführer Engelbrecht sollte im Kern diese drei Bereiche neu organisieren, die letztlich die gesamte Qualität der Pflege bestimmen. Jede Station sollte das entsprechende Personal zugesprochen bekommen. Gleichzeitig wurde ein Team gebildet, das die Leistungen täglich kontrolliert und auch Rücksprache hält. Aber die Kritik am Klinikum ebbt nicht ab. Sie äußert sich meistens in anonymisierte Form in den sogenannten sozialen Medien.

Entscheidungsspielraum nutzen

Jetzt versucht der Aufsichtsrat entgegenzusteuern. In einer gemeinsamen Presseerklärung versichern Aufsichtsratsvorsitzende Karin Gräppi und ihr Stellvertreter, der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU), gemeinsam, dass der Dachauer Geschäftsführer Engelbrecht von ihnen persönlich intensiv unterstützt werde. Karin Gräppi hat in der Geschäftsführung der Helios Kliniken GmbH in Berlin die Funktion einer Arbeitsdirektorin inne. Sie ist für die Pflegepolitik des Unternehmens für alle 110 Kliniken in Deutschland zuständig. Weiter heißt es in der Pressemitteilung, dass Landrat Löwl die Maßnahmen begrüßt und Engelbrecht "für den schnellen Start in die Umsetzungsphase" gedankt habe. Gräppi und er hätten die Klinikleitung aufgefordert, "den vom Aufsichtsrat gegebenen Entscheidungsspielraum vor Ort auch weiterhin vollumfänglich zu nutzen".

Auf die Frage, wie sich denn dieser "Spielraum" gestaltet, antwortet Landrat Löwl der SZ schriftlich: "Neben den mit dem Sieben-Punkte-Plan bereits eingeleiteten Maßnahmen umfasst dies auch organisatorische (Ablauf-)Veränderungen, insbesondere aber auch Management- und Führungsmaßnahmen." Weiter präzisiert Löwl: "Im Rahmen der gesetzlichen und (tarif-)vertraglichen Verpflichtungen sowie den vom Aufsichtsrat zu treffenden (strategischen) Unternehmensentscheidungen liegt die operative Entscheidungskompetenz beim Klinikgeschäftsführer Dr. Engelbrecht." Wie Löwl weiter mitteilt, habe der Aufsichtsrat ausdrücklich festgestellt, "dass zum Beispiel personelle Anpassungen - explizit auch eine Erhöhung des Stellenplans - entsprechend der Patientenentwicklung durch die Geschäftsführung selbständig zu treffen und natürlich auch zu verantworten" seien.

Allerdings zeigt sich Betriebsratsvorsitzender Claus-Dieter Möbs im Gespräch mit der SZ skeptisch, dass Engelbrecht die maßgeblichen strukturellen Fehler in der Klinikorganisation beheben dürfte: die zahlreichen Fremdfirmen, welche in der Pflege tätig seien und die verhinderten, dass Teamarbeit entstehen könne: "Outsourcing ist das Helios-Grundprinzip für allen Kliniken.

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