Medizin:Sorgenkind Klinik

Millionendefizit, ein teurer Arbeitsgerichtsprozess und Notstand in der Notaufnahme

Von Florian Tempel, Erding

Das Klinikum Erding kommt auch im Jahr 2016 nicht aus den roten Zahlen. Im August vermelden Vorstand und Verwaltungsrat zwar, man müsse nur vergleichsweise geringe 1,3 Millionen Euro mit Steuergeld ausgleichen. Das Kommunalunternehmen hat zuletzt 2009 ein Plus erwirtschaftet. Seitdem haben sich die Verluste auf etwa 12,5 Millionen Euro summiert. Doch im Dezember heißt es dann, dass im nächsten Jahr gleich mal 2,6 Millionen Euro Verlust anfallen werden.

Gar nicht erfreulich und ziemlich teuer ist der Arbeitsgerichtsprozess mit dem schon Ende 2014 fristlos gekündigten Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Ende Januar löst das Arbeitsgericht München den Arbeitsvertrag auf. Doch der Mediziner geht in Berufung und die Richter des Landesarbeitsgerichts sehen die Sache anders als die erste Instanz. Klinikchef Sándor Mohácsi stimmt zähneknirschend einem Vergleich zu, mit dem der rausgeschmissenen Chefarzt nicht nur vollständig rehabilitiert wird, sondern auch 76 000 Euro Gehaltsnachzahlungen und 140 000 Euro steuerfreie Entschädigung vom Klinikum erhält. Obendrein muss Mohácsi ein "wohlwollendes Arbeitszeugnis" unterzeichnen, das sich der von ihm Gefeuerte selbst schreiben darf.

Derweil herrscht in der Notaufnahme Not am Mann. Der neue ärztliche Leiter, der im April mit großem Bohei als enormer Glücksfall im Klinikum vorgestellt worden ist, hat nach nur drei Monaten Dienst das Handtuch geworfen. Nach Informationen der SZ hat er massiv frustriert und schwer enttäuscht aufgegeben: Die Bedingungen, die er vorfand, waren und sind unterentwickelt und werden dem Selbstbild des Krankenhauses - "Spitzenmedizin ganz nah" - kaum gerecht. Die Zusage, er könne die Notaufnahme zeitgemäß neu aufstellen, wurden nicht erfüllt. Das Klinikum sucht noch nach einer Lösung des Problemfalls Notaufnahme.

Die beste Nachricht des Jahres ist die Einführung der Abteilung für Schmerztherapie. Es ist ein Glücksfall: Die Spezialistin Professor Magdolna Hornyak hat in Erding eine eigene Praxis eröffnet und ist zu einer Kooperation mit dem Klinikum bereit. Die im Mai eröffnete Tagesklinik in Erding läuft so gut, dass im Oktober in Dorfen eine kleine Bettenstation dazu kommt.

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