Weißenburger Klinikum soll deutlich wachsen

29.12.2016, 12:05 Uhr
Weißenburger Klinikum soll deutlich wachsen

© Grafik: Klinikum

Noch existiert das Projekt nur als Vorplanung. Noch fehlen die Zustimmung des Ministerrats und Feinabstimmungen mit der Regierung. Doch es sieht insgesamt sehr vielversprechend aus, dass die Planung relativ nahtlos in die Realisierung übergehen kann.

Das Weißenburger Krankenhaus hat im vergangenen Jahr 30. Geburtstag gefeiert. Und es steht auch heute noch schick und modern da. Viel Tageslicht, eine moderne Gestaltung und eine Architektur, die auch die Arbeitsabläufe berücksichtigt – die Planer damals haben wirklich sehr viel richtig gemacht. Doch die Fortschritte in der Medizin und in den Ansprüchen der Menschen konnten auch sie nicht vorher sehen.

Beengt

„Wir haben regelmäßig investiert, vor allem in die Medizintechnik“, macht der Kaufmännische Direktor Stefan Leubert deutlich. Neue Geräte, höhere Fallzahlen, mehr Personal. Da hinkt das Raumprogramm, das in den 70er-Jahren erstellt wurde, zwangsläufig hinterher. Im Funktionstrakt mit Labor, Röntgen, Endoskopie und Notaufnahme geht es arg beengt zu. Auch in Sachen Gebäudetechnik muss über kurz oder lang etwas passieren, weil die Belüftung einfach nicht auf dem heutigen Stand ist. Und bei den Patientenzimmern sind die Ansprüche heute andere als vor 30 Jahren. Mehr als einen Bettnachbarn mag kaum noch jemand tolerieren und die Dusche auf dem Zimmer erwarten die meisten Patienten ebenfalls.

Zwei Bauabschnitte sieht die Planung vor. Im ersten, der mit acht Jahren veranschlagt ist, soll ein Anbau auf dem Grünstreifen an der Krankenhausstraße, nördlich des bestehenden Gebäudes entstehen. Es wird unvermeidbar sein, dass die einzelnen Abteilungen in der Bauphase immer wieder umziehen, damit freie Bereiche entstehen, in denen dann gewerkelt werden kann, sagte Leubert. Eine Sanierung und Erweiterung im Bestand ist nicht nur mit viel Lärm und Dreck verbunden, sondern erfordert auch viel logistischen Sachverstand.

In den Neubau sollen unter anderem OP und Intensivabteilung einziehen, die Zufahrt zur Notaufnahme wird verlegt und so gestaltet, dass die Fahrzeuge einfach durchfahren können. Aber auch das Labor, die Endoskopie und der Röntgenbereich werden nach Abschluss der Maßnahme mehr Platz haben.

Der zweite Bauabschnitt (weitere sechs Jahre) betrifft dann den südwestlichen Bereich des Gebäudes. Ans Ende der beiden Bettentraktarme soll ein Riegel gestellt werden, sodass ein Ringschluss entsteht. Das hat auch den Vorteil, dass, egal wo gearbeitet wird, von einer Seite immer ein Zugang möglich sein wird, schilderte der Kaufmännische Direktor. Deutlich kleiner wird durch die Baumaßnahme die Grünanlage rund ums Krankenhaus, allerdings ist die Zahl der Nutzer dieser Spazierwege ohnehin immer kleiner geworden.

„Zukunftsfähig“

Die Fläche des Weißenburger Krankenhausgebäudes wird am Ende um 16,6 Prozent größer sein, rechnete Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender Gerhard Wägemann vor. Allein diese Zahl zeigt, dass Bedarf nach mehr Fläche da ist. Wägemann betonte ausdrücklich, dass ihm und dem Verwaltungsrat beide Klinikstandorte „gleich wichtig“ sind. Es war schon seit einiger Zeit klar, „dass wir uns wegen Weißenburg Gedanken machen müssen“, um die „langfristige Zukunftsfähigkeit“ zu erhalten. Ab 2015 entstand dann das neue Raumprogramm, auf dem nun die bisherige Vorplanung basiert.

Es scheint fast ein wenig so, als fürchten Landrat Gerhard Wägemann und Klinikvorstand Jürgen Winter, ihnen könnte langweilig werden, wenn der dritte Bauabschnitt in Gunzenhausen fertiggestellt ist. Seit 2007 wird am Reutberg gebaut. Nun wird dort noch die Geriatrie integriert, die im Zuge des landkreisweiten Medizinkonzeptes von Treuchtlingen nach Gunzenhausen wandert (wir berichteten). Rund 70 Millionen Euro später soll dann 2018 Schluss sein mit dem Baulärm am Krankenhaus in Gunzenhausen.

Und im Jahr darauf soll es idealerweise in Weißenburg losgehen, er­läuterte Klinikvorstand Winter. Dazu müsste Weißenburg bereits 2017 ins Krankenhausbauprogramm aufgenommen werden. Das ist möglich, aber keineswegs garantiert. Um sich die Dimension des Projekts vorstellen zu können: Selbst im Idealfall ohne Pause zwischen den beiden Bauabschnitten und ohne unliebsame Überraschungen wäre der Abschluss des Projekts erst im Jahr 2033!

Ohne Schulden wird das Großprojekt nicht abgewickelt werden können, machte Landrat Wägemann deutlich. Einmal mehr zeigte er sich heilfroh, dass die beiden Krankenhäuser nicht nur medizinisch gut arbeiten, sondern auch wirtschaftlich. Sie schreiben schwarze Zahlen. Wägemann: „Da haben wir einen wirklich beneidenswerten Stand.“ Um dieses Lob richtig werten zu können, muss man gar nicht weit gehen: Im Nachbarkreis Ansbach rechnet man im dortigen Klinikverbund allein für 2016 mit einem Defizit von rund 15 Millionen Euro.

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