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Immer mehr PatientenGedränge in Bonns Notaufnahmen

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Notaufnahmen in Kliniken werden immer häufiger von Patienten aufgesucht, die mit ihrem Husten und Schnupfen eigentlich zum Hausarzt gehen müssten. Deshalb sind die Notaufnahmen teilweise überlastet.

Notaufnahmen in Kliniken werden immer häufiger von Patienten aufgesucht, die mit ihrem Husten und Schnupfen eigentlich zum Hausarzt gehen müssten. Deshalb sind die Notaufnahmen teilweise überlastet.

Bonn – Es ist Montagmorgen 9 Uhr. Während andere längst am Schreibtisch im Büro sitzen, herrscht in der Notaufnahme der Uniklinik Hochbetrieb. Menschen jeglichen Alters haben Beschwerden, die sie in die Klinik getrieben haben. Doch die sichtbaren Verletzungen halten sich in Grenzen, überwiegend sind Husten und Niesen zu hören. Klar, im Winter hat die Erkältungszeit Hochkonjunktur, da läuft bei vielen die Nase. Doch während so mancher Patient den Weg zum Hausarzt wählt, versuchen es immer mehr in der Notaufnahme.

Das ist praktisch, das ist bequem – aber nur für die Hilfesuchenden. Die Mannschaft in der Notfallaufnahme hat nicht nur gut zu tun, sie ist voll ausgelastet: „Wir können niemanden wegschicken, da wir der letzte Ansprechpartner sind“, erläutert Magdalena Nitz, Pressesprecherin der Uniklinik. Die Lage sei vergleichbar mit anderen Universitätskrankenhäusern: „Viele Patienten gehören eigentlich in die Wartezimmer der niedergelassenen Ärzte.“ Doch auch dort tummeln sich die Kranken. Wer keinen Termin hat, darf reichlich Wartezeit einplanen. Darum entscheiden sich immer mehr Menschen für den Besuch im Hospital.

Auf dem Areal des Malteser-Krankenhauses Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg findet sich eine Notfallpraxis. Sie ist der eigentlichen Ambulanz vorgeschaltet. Dort praktizieren niedergelassene Ärzte, die im direkten Kontakt zum Haupthaus stehen, für das sie einige Fälle abfangen. Und dennoch ist die Notaufnahme extrem gut besucht: „Durchschnittlich zählen wir täglich 50 Patienten. Ihre Besuche korrelieren allerdings mit den Öffnungszeiten niedergelassener Ärzte. Viele könnten auf die Versorgung im Krankenhaus verzichten“, gibt Eva Keller, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Krankenhauses, zu bedenken.

Das Malteser-Krankenhaus wehrt sich aber nicht gegen diesen Patientenstrom, sondern reagiert in die entgegengesetzte Richtung. In diesem Jahr beginnt der Ausbau der Ambulanz, die zudem einen eigenen Chefarzt erhalten wird, der interdisziplinär geschult ist. Die notärztliche Versorgung sei ein wichtiges Feld für das Malteser-Krankenhaus und werde darum organisatorisch neu aufgestellt: „Dieser Bereich soll anschließend besser laufen“, sagt Keller.

Die Patienten werden in der Notaufnahme in drei Gruppen eingeteilt (Triage-System). Manche müssen sofort behandelt werden, andere können noch ein wenig warten. Schlechte Karten haben diejenigen, denen viel Wartezeit zugetraut wird – sie müssen sich wie bei ihrem Hausarzt in Geduld fassen. Trotz der Erweiterung wird die Notfallpraxis bleiben: „Sie ist ein wichtiger Kooperationspartner für uns“, sagt Keller.

In solch einem Modell sieht auch die Uniklinik Vorteile. Es sei begrüßenswert, den Notaufnahmen eine Ambulanz vorzuschalten, die entscheide, wie mit den Patienten zu verfahren sei, meint Nitz. Dafür erteilt sie einer anderen Idee, die seit Monaten durch die Republik geistert, eine klare Absage: einer Praxisgebühr, wie sie von 2004 bis Ende 2012 erhoben wurde. Pro Quartal mussten die gesetzlich Versicherten zehn Euro entrichten, wenn sie ihren Doktor sehen wollten: „Das hat nichts gebracht“, erinnert sich Nitz. Obwohl die Patienten Kleinigkeiten wie blaue Flecken oder Husten und Schnupfen zu beklagen hatten, wählten sie den Weg zum Arzt. Es gab keine Entlastung für die Niedergelassenen – weder vom Aufkommen noch vom Finanziellen her.

Laut Christoph Bremekamp, Oberer des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn (St. Elisabeth, St. Petrus, St. Johannes) stehen für einen ambulant behandelten Patienten zwischen 40 und 60 Euro zur Verfügung. Doch im Schnitt schlagen die Kosten mit 135 Euro zu Buche. Anstatt etwas zu verdienen, zahlen die Kliniken noch drauf. So sieht es auch Nitz: „Kostendeckend zu arbeiten, wäre wünschenswert.“

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