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Uniklinik-Chef will Krankenhäuser besser vernetzen

Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Kaisers bietet Zusammenarbeit an – Versorgung im Ländlichen Raum sichern
Veröffentlicht:06.01.2017, 18:01

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Mit besserer Vernetzung, mehr Kooperation und intensiveren Austausch unter den Krankenhäusern will Professor Dr. Udo X. Kaisers, seit 2015 Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm , die medizinische Versorgung im ländlichen Raum nicht nur absichern, sondern stärken. Das Uniklinikum sei bereit, mit den Kliniken in der Region stärker als bisher zusammenzuarbeiten, sagte Kaisers der „Schwäbischen Zeitung“. Beispielsweise gebe es Gespräche, in der Versorgung von Frühgeborenen die Zusammenarbeit deutlich zu verbessern.

Die Uniklinik Ulm biete ein umfassendes Versorgungsangebot: „Wir schaffen so einen erheblichen Mehrwert für die Menschen in der Region.“ Patienten könnten an den neuesten medizinischen Forschungsentwicklungen teilhaben, sagt Kaisers, „sie profitieren auch direkt von Forschungen, die hier in Ulm vorangetrieben werden.“ Die Uniklinik sehe sich aber nicht als Solitär: „Wir stehen für Vernetzung in der Region und bieten vielfältige Kooperationen an. Das ist die Zukunft.“

Kaisers Angebot lässt aufhorchen, hat doch erst in der vergangenen Woche der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) Tacheles geredet: Klinikschließungen seien unerlässlich, sagt er. In den nächsten Jahren werde es einen „Konzentrationsprozess hin zu größeren und leistungsfähigeren Einheiten“ geben. Jedes fünfte Haus sieht Lucha bedroht.

Rund um Ulm werden derzeit intensive Diskussionen um die Zukunft der Krankenhäuser geführt. Mit etwa vier Millionen Euro Defizit rechnet der Alb-Donau-Kreis auch in diesem Jahr für seine drei Häuser in Ehingen, Langenau und Blaubeuren. Der Kreistag hatte erst im Dezember betont, an dieser Struktur festhalten zu wollen.

Anders sieht es im benachbarten Landkreis Neu-Ulm aus. Dort wird wohl eines der drei Krankenhäuser schließen müssen, nachdem ein Defizit in Höhe von 13 Millionen Euro bekannt geworden war.

Sozialminister Lucha will, dass die Mittel aus dem Krankenhausstrukturfonds des Bundes besser eingesetzt werden: Kapazitäten sollen gebündelt und leistungsstärkere Angebote möglich gemacht werden. Unterstützung kommt von der AOK: „Die Gelder müssen zwingend in zukunftsorientierte Projekte wie zum Beispiel in den Abbau unsinniger Doppelstrukturen investiert werden“, sagte Vorstandschef Christopher Hermann.

Spitzenzentrum für Krebsmedizin

In die Diskussion um Krankenhaus-Standorte will der Uniklinik-Chef sich nicht einmischen. Kaisers: „Ich betone: Wir sind nicht Partei, bei der Gestaltung der Krankenhauslandschaft geht es um politische Entscheidungen, auf die wir keinen Einfluss nehmen wollen und können.“ Gleichzeitig nennt er Beispiele für sinnvolle Kooperation: „Kleinere Krankenhäuser haben beispielsweise Probleme, die Versorgung von Frühgeborenen qualitativ sicherzustellen. Hier bietet sich die Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum an, weil wir auf diesem Gebiet das höchste Niveau anbieten können.“

Ein anderes Beispiel sei die Behandlung von Krebspatienten. Ulm ist eines von 13 Spitzenzentren der Krebsmedizin in Deutschland. Kaisers: „Hier wird im CCCU, dem Comprehensive Cancer Center am Universitätsklinikum Ulm, die Expertise aller Kooperationspartner aus unterschiedlichen Fachabteilungen zusammengeführt. Tumorkonferenzen diskutieren interdisziplinär die besten verfügbaren Therapien für unsere Patienten.“ Das CCCU verfüge über ein Netzwerk kooperierender externer Kliniken und niedergelassener Kollegen. Dieses werde ebenso ausgebaut wie das in der Region etablierte und vernetzte Traumazentrum: „Hier werden neben den Versorgungsstrukturen auch wichtige Forschungsaspekte koordiniert.“