ASKLEPIOS-KLINIK:Diagnose: Vertrauensverlust

Nicht nur die Patienten sollten ihrem Arzt vertrauen können, sondern auch die Mitarbeiter

Von David Costanzo

Wenn es ums Locken von Patienten geht, kommen Ärzte und Krankenhäuser schnell auf ein Wort: Vertrauen. Schließlich will der Kranke gesund werden, er kann noch nicht wissen, ob er auf der Station gut behandelt werden wird, ob die Operation erfolgreich verläuft. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als darauf zu setzen. "Vertrauen zwischen Krankenhauspersonal und Patient ist eine wichtige Basis für den Erfolg Ihrer Behandlung", heißt es auf der Internetseite der Tölzer Asklepios-Klinik. Und die sperrt jetzt praktisch über Nacht den Standort in Lenggries zu, setzt die vielen Mitarbeiter auf die Straße, stellt den Bürgermeister vor vollendete Tatsachen, kurz bevor die Maschinen abgestellt werden - obwohl offenbar seit Monaten über den Deal verhandelt wird und die Immobilie längst versilbert wurde. Diagnose: akuter Vertrauensverlust.

Wichtig sei ihm der gute Ruf der Asklepios-Klinik - in der Medizin, aber auch bei der Bevölkerung. Das sagte Geschäftsführer Joachim Ramming vor einem Jahr, als die Stadtklinik ihr Jubiläum im Tölzer Kurviertel beging. Und Bürgermeister Josef Janker nannte die Privatisierung des ehemals städtischen Hauses vor 18 Jahren "eine der besten Entscheidungen des Stadtrats".

Bürger, Patienten und Politiker dürften sich nun vor allem fragen: Was ist das für ein Konzern, der so mit seinen Leuten umspringt? Der eine seiner Immobilien versilbert und das in schönster PR-Prosa unter der Überschrift einer Stärkung des Angebots für ältere Patienten im Landkreis verkauft? Der aber für einen Ersatz der Lenggrieser Klinik keinen Plan in der Schublade hat? Was bedeutet das für die Rettung der Geburtshilfe in Bad Tölz - wie gerade erst beschlossen, womöglich mit Steuergeld? Der Kreis wird die Argumente für diese Finanzspritze an den privaten Träger sehr genau prüfen müssen.

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