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Das sind die zwei Gesichter des St. Josef-Krankenhauses

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Die Umbauarbeiten auf Station 2 stehen vor dem Abschluss, die neue geriatrische Abteilung im St. Josef-Krankenhaus läuft gut, die Belegabteilung allerdings bereitet starkes Kopfzerbrechen. Dennoch sind die Aussichten für die kleine Königsteiner Klinik alles andere als schlecht. Nicht nur wirtschaftlich.

Es dürfte nur wenige Punkte in der Stadt geben, von denen man so einen so schönen, weil unverbauten Blick auf die Königsteiner Burg genießen kann wie vom großen Balkon des St. Josef-Krankenhauses. Schade nur, dass der Freisitz im zweiten Geschoss des Gebäudes witterungsbedingt nicht durchgängig benutzbar ist.

Dass dachten sich auch die Verantwortlichen der Klinik, und deshalb haben sie sich für dieses Jahr vorgenommen, die Freifläche in einen Wintergarten umzugestalten, der Patienten und Besucher ganzjährig zur Verführung stehen wird.

Es soll das I-Tüpfelchen und zugleich der Abschluss der Um- und Ausbauarbeiten auf Station 2 seien, die seit über einem Jahr laufen. Rund 500 000 Euro aus Landesmitteln sollten am Ende in die Modernisierung der Krankenzimmer und Aufenthaltsbereiche geflossen sein, rechnet Ulrich Lange, Geschäftsführer der Klinik, vor. Im Gegenzug dafür bekomme man eine Station, die hell und zeitgemäß sei, mit größeren, freundlichen Zimmern und den dazugehörigen, behindertengerechten Nasszellen.

Auf die habe man, so Lange, auf Station 2 bei den letzten größeren Umbauarbeiten im Haus vor 16 Jahren ganz bewusst verzichtet. Schließlich habe man da noch nicht absehen können, ob auch wirklich beide Stationen künftig ausgelastet werden könnten.

Heute sehe man da sehr viel klarer, sei man zuversichtlich, dass die Station gebraucht wird. Ein Optimismus, der sich vornehmlich auf die Entwicklung der neuen geriatrischen Abteilung gründet, die die Hochtaunusklinken seit einem Jahr in St. Josef betreiben und die nach Abschluss der Bauarbeiten von Station 1 in Station 2 umziehen soll.

Lange: „Diese Abteilung hat unsere Erwartungen und unsere Planzahlen absolut übertroffen. Wir waren vom ersten Tag an ausgelastet.“ Auf rund 400 summiert der Geschäftsführer die Zahl der älteren Patienten, die zwischen Januar und Dezember 2016 im Haus eine Frührehabilitation durchliefen.

In der Regel, so der Verwaltungschef, seien es ältere Patienten, die im Anschluss an Operationen – zum Beispiel nach Brüchen oder internistischen Problemen – nach Königstein kämen, um dort wieder so fit gemacht zu werden, dass sie in ihre eigenen vier Wände zurückkehren und ein möglichst selbstständiges Leben führen könnten.

Auf zwei bis drei Wochen belaufe sich in diesen Fällen die durchschnittliche Verweildauer. Ein für den Geschäftsführer aus rein ökonomischer Sicht sicherlich dankbarer Umstand, garantiert das doch eine hohe wie langfristige Auslastung der derzeit 20 für die Geriatrie vorgesehenen Betten im Haus. Und das umso mehr, als der Bedarf an solchen Anschlussbehandlungen für ältere Patienten steige. Schon heute sei die Nachfrage groß, kämen Patienten aus dem ganzen westlichen Taunus bis hin nach Wiesbaden.

Voller Zuschuss nötig

Also alles – zur neuen Wandfarbe auf Station 2 passend – im „salbeigrünen“ Bereich in St. Josef?

Nein! Ulrich Lange macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Entwicklung im Bereich der Belegbetten anhaltend wie nachhaltig Sorge bereitet. Deshalb auch wird die Stadt den ganzen Zuschuss in Höhe von 400 000 für das Haus beisteuern müssen, zu dem sie sich für 2016 bei Vertragsabschluss mit den Hochtaunuskliniken verpflichtet hat. Woran es liege, dass damit der Ernstfall eingetreten sei?

Die Auslastung der 25 Belegbetten, so Lange, sei 2016 merklich hinter dem zurückgeblieben, was man zu Jahresbeginn einkalkuliert habe. Dabei habe man einen durchaus zurückhaltenden Ansatz gewählt. Lange: „Wir haben uns bewusst bei unseren Ansätzen auf den Plan von 2015 gestützt und der war schon niedrig angesetzt.“ Dennoch seien auch diese Erwartungen im abgelaufenen Jahr nicht erfüllt worden.

Beleg muss liefern

Befragt nach den Gründen, sieht Lange nicht nur eine Ursache. Sicherlich sei von den 25 Belegbetten auf Station 2 durch den laufenden Umbau im Haus das eine oder andere Bett zeitweise weggefallen, habe man hier mit Einbußen rechnen müssen. Dieses Problem sollte sich jedoch mit dem baldigen Abschluss der Arbeiten in diesem Jahr und dem Umzug der Belegabteilung auf Station 1 erledigt haben.

Etwas schwieriger sei es dagegen, was die grundsätzlichen Herausforderungen angehe, mit denen Belegärzte zu leben und vor allem zu arbeiten hätten. Immer höher würden die Auflagen, denen sie gerecht zu werden hätten.

Ein Beispiel sei da die zunehmende Verschiebung von stationären Operationen hin zu ambulanten Eingriffen in kleinen praxisinternen Operationszentren. Dies sei vom Gesetzgeber und den Krankenkassen durchaus so gewünscht und habe zur Folge, dass der Bedarf an Belegkapazitäten zurückgehe.

Lange: „Ich denke, man kann schon sagen, dass der laufende Umbau des Gesundheitssystems das Belegsystem benachteiltigt. Dafür spricht auch die Statistik. Seit 2003 haben wir bundesweit 50 Prozent der Belegbetten eingebüßt.“

Eine Entwicklung, die UIrich Lange ungern auch in St. Josef fortgesetzt sehen würde. Er schätze es sehr, betont der Geschäftsführer, dass man in Königstein über die Belegärzte noch ein breites medizinisches Spektrum abdecken könne. Letztlich jedoch müsse man auch in der Kurstadt die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten.

Das habe man so auch den Belegärzten im Haus kommuniziert, verbunden mit dem nachdrücklichen Hinweis, dass die Ärzte in diesem Jahr aktiv auf eine verbesserte Auslastung im Belegbereich hinarbeiten müssten.

Kritisch beobachten

Ob dieser Sektor sonst zugunsten eines Ausbaus der geriatrischen Frührehabilitation zurückgefahren wird?

Lange: „Unser großes Anliegen ist es, St. Josef als Belegstandort zu halten. Aber natürlich werden wir die Entwicklung in diesem Jahr kritisch beobachten müssen.“ Sollte sich keine nachhaltige Besserung einstellen, werde man gegensteuern müssen. Dass dann das Primat auf der leistungsstärksten Abteilung liegen müsse, stehe außer Frage.

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