Es war einer der Tage, von denen der Gesundheitsverbund im Landkreis hofft, dass er sich möglichst häufig wiederholt: Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer reiste persönlich nach Konstanz, um den Bescheid für eine besonders hohe Fördersumme über 60 Prozent der Gesamtkosten zu übergeben: Mit 10,12 Millionen Euro beteiligt sich das Land am 17-Millionen-Projekt Neubau der Zentral-Apotheke und Zentral-Lager am Klinikum Konstanz. Die beiden Einrichtungen wollen den gesamten Gesundheitsverbund sowie externe Partner versorgen. In der neuen Zentral-Apotheke kommen dabei modernste Techniken zum Einsatz, unter anderem ein neuartiger Verpackungsautomat, der für jeden Patienten individuelle Medikamentendosen zusammen stellen kann.

Schäfer strich heraus: Das Konzept der Zentralisierung ergänze sinnvoll die schon mit Gründung des Gesundheitsverbunds eingeleiteten Veränderungen in Richtung mehr Wirtschaftlichkeit. Der Gesundheitsverbund mit seinen schwarzen Zahlen nehme unter den Kliniken in öffentlicher Hand eine Sonderrolle ein. Zweidritteln der Häuser steckten in roten Zahlen. "Es sind alles andere als rosige Zeiten für die Kliniklandschaft." Ein Strukturwandel sei absehbar. Es würden Kliniken geschlossen werden, auch im Regierungsbezirk Freiburg. Der Weg gehe immer stärker in Richtung Spezialisierung und Konzentration des Wissens an einem Standort.

Mit seinen Bemühungen, mehr Effizienz zu schaffen, befinde sich der Gesundheitsverbund im Landkreis auf dem richtigen Weg. "Sie schauen über den Tellerrand der Kliniken hinaus." Dies habe sich schon bei Entscheidungen gezeigt, wie die Altersmedizin in Radolfzell zu konzentrieren und die Neurologie am Standort Singen zu stärken. Sie wissen, dass solche Prozesse in der Bevölkerung nicht immer gut ankommen: "Es ist ein Spannungsfeld." Auf der einen Seite suche der Patient den Spezialisten, auf der anderen Seite wünsche er die wohnortnahe Versorgung. Beides gehe in der Regel nicht. Bei den Entscheidungen über die Förderhöhe spiele immer auch eine Rolle, ob erkennbar sei, welchen Weg ein Haus einschlagen wolle, und wie stark es die nachhaltige Gesundheitsversorgung im Auge habe. Sie sei froh um jedes Haus, das sich nicht unter der Käseglocke ducke, mit dem alleinigen Ziel, die Besitzstände zu wahren.

Landrat Fank Hämmerle machte deutlich, welche wirtschaftliche Bedeutung allein das Klinikum Konstanz hat: Dort würden gerade rund 120 Millionen Euro verbaut. Damit gehöre das Klinikum nicht nur den größten Arbeitgebern, sondern auch zu den größten Investoren. Auch er unterstrich den Reformwillen: "Wir sind dabei, das Angebot zu optimieren. Wir werden auch Unruhe auslösen."

Rainer Ott und Peter Fischer, Geschäftsführer des Gesundheitsverbundes, bedankten sich für die hohe Fördersumme. Üblicherweise liege der Landeszuschuss bei 40 bis 50 Prozent, sagte Ott. Fischer sieht die Prozesse, Synergien zu schaffen, noch lange nicht am Ende. Masterpläne zu Themen wie EDV, Instandhaltung und Investitionen seien in Arbeit. Im Gesundheitsverbund gehe es nicht um Maximierung von Gewinnen, die dann an Anteilseigner verteilt werden, sondern darum, die notwendige Vorsorge zu finanzieren. Dass dies gar nicht so leicht ist, machte der ärztliche Direktor Marcus Schuchmann deutlich. Er beklagte, dass es kaum Zuschüsse für die notwendige Modernisierung medizinischer Geräte in bestehenden Abteilungen gebe. Das Haus müsse die Mittel dafür in der Regel selbst aufbringen, was angesichts der enormen Kosten kaum möglich sei.

 

Der Neubau

Das frühere Gebäude für die Küche und Heizzentrale am Klinikum Konstanz wird gerade zur zentralen Apotheke und zum zentralen Lager für den gesamten Gesundheitsverbund sowie externe Partner ausgebaut. In der Zentral-Apotheke sollen die individuellen Medikamenten-Dosen von mehr als 4000 Patienten zusammen gestellt werden. Dabei kommen ein neuartiger Pack-Automat und ein neuartiges Kontrollsystem zum Einsatz. Die Arbeitsplätze der aktuell 45 Mitarbeiter aus Apotheke und Logistik seien auf fünf Jahre garantiert gesichert, sagt Landrat Frank Hämmerle. Ende 2017 soll der Neubau bezugsfertig sein. (rin)