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Ausbaupläne für Marienhospital

Uniklinik-Chef: „Borghorst hat langfristig Bestand“

Steinfurt/Münster...

Auch wenn es im Vergleich zum münsterischen Universitätsklinikum (UKM) noch Defizite in der Qualität der Patientenversorgung gibt – „das Marienhospital ist keine Bruchbude, die aufgeräumt werden muss“, stellte Prof. Dr. Norbert Roeder als Vorstandsvorsitzender des UKM unmissverständlich klar.

Axel Roll

Die UKM-Geschäftsleitung Dr. Thorsten Kraege, Dirk Schmedding und Prof. Dr. Norbert Roeder (v.l.) stellten am Montag die Ausbaupläne für das Marienhospital vor. Im Bild die neuen Betten der Intensivstation.
Die UKM-Geschäftsleitung Dr. Thorsten Kraege, Dirk Schmedding und Prof. Dr. Norbert Roeder (v.l.) stellten am Montag die Ausbaupläne für das Marienhospital vor. Im Bild die neuen Betten der Intensivstation. Foto: Axel Roll

Ziel des neuen Eigentümers ist es, das Haus in Borghorst in Sachen Qualität und Nachhaltigkeit auf UKM-Standard zu entwickeln, wie Roeder bei einer Pressekonferenz am Montag erläuterte. Er geht davon aus, dass „der Standort Borghorst auch langfristig Bestand haben wird. Drumherum ist nämlich nichts mehr.“ Der Bau des neuen Bettenhauses für rund 14 Millionen Euro, der UKM-Geschäftsführer geht davon aus, dass es auch ein bisschen mehr werden kann, ist dabei nur ein Mosaikstein von vielen. Wenn auch der größte.

Bettenhaus soll 2019 öffnen

Die neuen Eigentümer wollen bis zur Jahresmitte die Detailplanung für das Projekt erledigt haben, so dass im letzten Quartal der erste Spatenstich für die 120-Betten-Einheit gemacht werden kann. Dafür muss in einem ersten Schritt der Verwaltungstrakt abgerissen werden. Nach der Eröffnung des Bettenhauses, vermutlich Mitte 2019, kann dann der dahinter liegende Altbau abgebrochen werden.

Parallel läuft die Erweiterung des medizinischen Angebots in Steinfurt. Professor Roeder: „Wir wollen mehr Diagnostik.“ So sollen „alle wesentlichen diagnostischen Möglichkeiten einer kardiologischen Abteilung auch in Steinfurt angeboten werden.“ Dazu zählen zum Beispiel auch Herzkatheteruntersuchungen. Ein neuer Computertomograph wird für diese Zwecke angeschafft.

Ärzte gesucht

Wie Dirk Schmedding als Geschäftsführer vor Ort erläuterte, laufen derzeit gleich drei Zertifizierungsverfahren. So soll Steinfurt Darmzentrum, eine offizielle Anerkennung für die Behandlung von Leistenbrüchen etc. sowie für die Endoprothetik (künstliche Gelenke) erhalten.

Kurz vor der Inbetriebnahme sind sechs zusätzliche Betten auf der Intensivstation. Sie sind Patienten vorbehalten, die sich zwar schon bewegen und essen können, aber immer noch genau überwacht werden müssen. Prof. Dr. Norbert Roeder: „So können zum Beispiel Kranke im UKM in Münster operiert und nachher heimatnah nach Borghorst verlegt werden.“ Intermediate Care ist dafür der Fachbegriff.

Personell gilt es in Borghorst insbesondere bei den Ärzten nachzubessern. „Die Situation bei den Pflegekräften ist gut“, betonte Dirk Schmedding. Was fehle, seien Spezialisten.

Die Auslastung des Marienhospitals bezeichnete die Geschäftsleitung als hoch. Darum wurde im Erdgeschoss jetzt eine Bettenstation reaktiviert. Eine weitere wird mit zusätzlichen Nasszellen an den Zimmern saniert.

Neues Parkdeck

Die hohe Auslastung hat derzeit noch einen negativen Nebeneffekt – Parkplätze sind knapp geworden. Darum soll bis zum Sommer der Parkplatz am Hospital mit einem Parkdeck ausgestattet und damit die Zahl der Stellflächen auf 400 nahezu verdoppelt werden. „Die Gespräche mit Stadt und Kirchengemeinde sind abgeschlossen“, erläuterte Dirk Schmedding.

Der Geschäftsführer hat für die Zeit der Konsolidierung Verstärkung erhalten. Der Finanzchef des UKM, Dr. Thorsten Kraege, wird Schmedding vor Ort unterstützen. Er will dabei nicht nur Türöffner im münsterischen UKM sein, sondern zum Beispiel den sogenannten Tertiärbereich, das sind Abteilungen wie der Einkauf oder das Facilitymanagement, effektiv aufstellen. Kraege wörtlich: „Ich habe persönlich Erfahrungen bei solchen Konsolidierungsprozessen.“

Prof. Dr. Norbert Roeder betonte, dass es zur Übernahme durch das UKM keine Alternative gegeben habe. „Kleine Krankenhäuser können alleine nicht mehr existieren.“

Psychosomatik in Emsdetten

Im Sommer soll die Psychosomatik, die bislang in Laer und Altenberge untergebracht war, im Emsdettener Krankenhaus, das inzwischen ebenfalls vom münsterischen Universitätsklinikum gekauft worden ist, zentralisiert werden. Derzeit werden dort die Patientenzimmer umgebaut. „Sie müssen mehr wie Hotelzimmer angelegt sein“, so der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Norbert Roeder. Schließlich seien viele Kranke für mehrere Wochen in der Klinik. Er ist überzeugt, dass das Haus in Emsdetten nach dem Umbau „die schönste Einrichtung dieser Art weit und breit“ sein wird. Positiv im Vergleich zu Laer sei die zen-trale Lage der Abteilung in der Stadt. Das mache sie für die Patienten attraktiver. Parallel entwickelt das UKM in Emsdetten einen Gesundheitscampus, an dem sich möglichst viele Ärzte niederlassen sollen. Derzeit sei das UKM mit Radiologen im Gespräch. So eine Praxis sei für den Standort unbedingt notwendig. Ursprünglich, so Prof. Roeder, sei der Kauf der Emsdettener Immobilie gar nicht geplant gewesen. Er ist inzwischen überzeugt, dass dieser Schritt der absolut richtige war. So sei das UKM bei weiteren Entwicklungsschritten unabhängig von einem Eigentümer. Außerdem amortisiere sich irgendwann der Kauf vor dem Hintergrund der Miete, die hätte gezahlt werden müssen. Eine 24-Stunden-Bereitschaft wie in einem Krankenhaus werde es aber nicht geben.