Baselbiet
Zu viele? Operationen an Knie- und Hüftgelenken haben um 20 Prozent zugenommen

Basel-Stadt kontrolliert das Kantonsspital Baselland. Der Zeitpunkt birgt Zündstoff.

Leif Simonsen
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Wie weiter am Kantonsspital Baselland?

Wie weiter am Kantonsspital Baselland?

Juri Junkov

Der Anstieg ist bemerkenswert. Im Vergleich zu 2010 haben sich die Basler 2016 zwanzig Prozent häufiger für Knie- und Hüftoperationen unters Messer gelegt. Für rund zweitausend Eingriffe musste der Kanton Basel-Stadt im vergangenen Jahr aufkommen. Entsprechende Recherchen werden vom Gesundheitsdepartement bestätigt.

Der Verdacht liegt nahe, dass in den hiesigen Spitälern aus finanziellen Gründen unnötige Operationen durchgeführt werden, die sich in der Staatsrechnung mit Millionenbeträgen niederschlagen. Diesen Verdacht hegt auch das Basler Gesundheitsdepartement. Seit geraumer Zeit untersucht es im Rahmen eines Pilotprojekts im Universitätsspital sowie in der Merian-Iselin-Klinik, ob zu viele Eingriffe bei Knie und Hüfte vorgenommen werden. Wie sich nun zeigt, wird die Untersuchung auf die Baselbieter Spitäler ausgeweitet. Patienten werden im standardisierten Verfahren vor der Operation sowie 6 und 24 Monate nach einem Eingriff zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Im Besonderen soll geprüft werden, ob die stark gestiegene Zahl an Knie- und Hüftgelenkprothesen gerechtfertigt ist – eine Prothese kostet rund 20 000 Franken.

Steigende Kosten

Die Basler Regierung steht unter Druck, die steigenden Krankheitskosten in den Griff zu bekommen. Die Umstellung auf die Fallpauschale und die verkürzten Aufenthaltszeiten in den Spitälern hätten «weder Einsparungen noch Mehrkosten» gebracht, schrieb die Regierung diese Woche in einer Antwort zum Vorstoss von SP-Grossrat Thomas Gander.

Bei den Ausgaben für die stationären Fälle haben sich die Staatsausgaben zwischen 2012 und 2015 jährlich um durchschnittlich zwei Prozent erhöht. Mittlerweile ist die Zahl der operativen Eingriffe auf 33 000 gestiegen. Mehr als jeder sechste Basler unterzieht sich einmal im Jahr einem stationären Eingriff. Anne Tschudin, Sprecherin im Basler Gesundheitsdepartement, sagt, man wolle Anstrengungen intensivieren, diese «Mengenausweitung» in den Griff zu bekommen. «Wir können uns vorstellen, dass dieser Pilotversuch auf andere Anwendungsgebiete ausgeweitet wird», sagt sie. Für den Zeitpunkt ihres Kontrollgangs in Baselbieter Spitälern haben sich die Basler einen Zeitpunkt ausgesucht, der Brisanz birgt.

Derzeit sind die Spitzen der kantonseigenen Spitäler an der Detailplanung eines fusionierten Spitals beider Basel. Nicht auszudenken, was die Folge einer Stadtbasler Enthüllung wäre, wonach am Kantonsspital Baselland unnötige Operationen durchgeführt werden.