ANregiomed: Sorge um krisengeschüttelte Krankenhäuser

17.2.2017, 07:49 Uhr
ANregiomed: Sorge um krisengeschüttelte Krankenhäuser

© Diane Mayer

Unter anderem einigten sich die Verwaltungsräte darauf, die kommunale Trägerschaft von ANregiomed durch Stadt und Landkreis Ansbach festzuschreiben. Christoph Hammer, Verwaltungsrat des Klinikverbundes ANregiomed und Oberbürgermeister von Dinkelsbühl, ist nicht glücklich über die Entscheidung. "Ich bin der Meinung, dass es besser gewesen wäre, nicht nur auf einen Vertragspartner zu setzen", sagt der CSU-Politiker. "Bei mehreren Bewerbern hätten wir eine ganz andere Verhandlungsposition gehabt."

Anfang Februar hatte der Verwaltungsrat beschlossen, dass die Sana Kliniken AG das Kommunalunternehmen aus den tiefroten Zahlen führen soll. Erst mal für vier Jahre. Nur zwei Wochen davor war eigentlich von einer europaweiten Ausschreibung die Rede gewesen. Doch dann zauberte der Verwaltungsrat die Sana Kliniken aus dem Hut. "Ich halte das für keine gute Idee und hätte gerne ein anderes Verfahren gewählt", so Hammer weiter. "Wir sollten uns Zeit nehmen - egal ob es zwei oder drei Monate dauert, um den besten Partner überhaupt für ANregiomed zu finden."

Nicht alle Standorte werden erhalten bleiben

Zu dem Kommunalunternehmen mit insgesamt 2500 Mitarbeitern gehören die Krankenhäuser in Ansbach, Rothenburg, Dinkelsbühl und die Praxisklinik in Feuchtwangen. Ein wichtiger Punkt für den Verwaltungsrat ist, dass alle vier Standorte erhalten bleiben. Doch ist das überhaupt möglich? Paul Kerscher glaubt nicht daran. Er war über 20 Jahre lang Chefarzt der Chirurgie am Rothenburger Krankenhaus. "Die Entwicklung geht dahin, dass kleinere Häuser aufgelöst werden, um die größeren zu stärken", sagt der Arzt im Ruhestand, der einmal in der Woche im Krankenhaus mit am Operationstisch steht. "Damit haben Rothenburg und Dinkelsbühl ein Problem. Das Krankenhaus in Ansbach wird aus geopolitischen Gründen überleben."

Und der Mediziner warnt auch davor, Chefarztstellen nicht wieder zu besetzen. Im Moment seien zweieinhalb Posten in Rothenburg verwaist. "Wenn auf diesen Stellen Oberärzte eingesetzt werden, dann können sie innerhalb des Klinikverbunds schneller versetzt werden", erklärt Kerscher. "Bei Chefärzten ist es nicht so einfach, weil dann die ganze Abteilung verlegt werden muss." Er fürchtet dadurch einen schleichenden Prozess, um irgendwann das Krankenhaus dichtmachen zu können. "Ich glaube den Politikern, wenn sie jetzt von einer Standortgarantie sprechen. Aber was ist in fünf oder zehn Jahren?", fragt der Mediziner.

Schulden und Entlassungen beim Klinikverbund

Das Krankenhaus in Rothenburg hat 180 Betten und schreibt im Gegensatz zu den anderen Kliniken schwarze Zahlen. Rund 40 Prozent der Patienten kommen aus Baden-Württemberg. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Patienten nicht nach Ansbach verlegt werden wollten, weil sie dazu keinen Bezug haben", erklärt der Arzt im Ruhestand.

Der Klinikverbund hat in den vergangenen Wochen immer wieder für Schlagzeilen gesorgt: Der Schuldenstand schraubte sich immer weiter nach oben, dann kam die Entlassung von Finanzchef Jörg Reinhardt, dann verlor Vorstand Claudia B. Conrad ihren Posten und der Finanzchef kam wieder als Interimsvorstand. Der überarbeitete Wirtschaftsplan für dieses Jahr geht von einem Minus von 10,8 Millionen Euro aus.

Im vergangenen Jahr schrieb das Kommunalunternehmen rund 15 Millionen Euro Schulden - etwa dreimal so viel wie erwartet. Dazu kommen noch mal rund 100 Millionen Euro an Verbindlichkeiten obendrauf. Wann es in konkrete Verhandlungen mit der Sana AG gehen soll, ist noch offen. Am 22. März kommt der Verwaltungsrat von ANregiomed erneut zusammen.

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