Oldenburg - Die Gewerkschaften reagieren zurückhaltend auf die Ankündigung des Evangelischen Krankenhauses, aufgrund hoher Verluste Gehaltsbestandteile auf den Prüfstand zu stellen. „Wir sind zwar bereit zu Gesprächen“, sagte der Geschäftsführer des Marburger Bundes in Niedersachsen, Sven De Noni. Aber das 13.  Monatsgehalt könne schon allein deshalb nicht eingespart werden, „weil das die Ärzte in dieser Form gar nicht mehr bekommen“.

Aufgrund von 8,6 Millionen Verlust im vergangenen und erwarteten 4,7 Millionen Euro in diesem Jahr hatten Geschäftsführung und Aufsichtsrat des „Evangelischen“ am Donnerstag eine Sanierung angekündigt (NWZ  berichtete).

Einem Notlagen-Tarifvertrag will die Ärzte-Gewerkschaft nur zustimmen, wenn es keine andere Möglichkeit gebe, die finanzielle Lage zu verbessern. „Dies muss uns die Klinik darlegen.“

Annette Klausing, bei Verdi Niedersachsen für Diakonie und Caritas zuständig, betonte, falls die Bedingungen für einen Notlagen-Tarifvertrag gegeben sein sollten, müssten alle Beschäftigten, „vom Pfleger bis zur Geschäftsführung“ betroffen sein.

De Noni und Klausing betonten übereinstimmend die schwierige finanzielle Lage aller Kliniken in Niedersachsen. „Dass Häuser Verluste machen, ist leider nichts Besonderes“, sagte Klausing.


Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Evangelischen Krankenhaus Stiftung Oldenburg, Helmut Hartig, betonte am Freitag, die Berufung des Beraters Armin Sülberg sei keine Entmachtung oder ein Misstrauensvotum gegenüber der Geschäftsführung. Es gehe um eine Verstärkung für einen Übergangszeitraum, um die anstehende Sanierung bestmöglich zu gestalten. Sülberg selbst, der am Freitag seinen zweiten Arbeitstag im „Evangelischen“ hatte, steht „für die nächsten Monate“ zur Verfügung, unter anderem um Einsparpotenziale zu suchen. Aufgabe der Wirtschaftsprüfungskanzlei Solidaris (Köln) sei, ein Sanierungskonzept zu erarbeiten.

Nach den Worten von Hartig kann die Stiftung den erwarteten Verlust in diesem Jahr tragen, allerdings müssen wir dafür „Liquidität schaffen“. Das Sanierungskonzept werde von Kreditunternehmen als Darstellung der Ertrags- und Wettbewerbsfähigkeit gefordert.

Derweil wurde Kritik aus den Reihen ehemaliger Beschäftigter laut. Dr. Stephan Bergmann Paslat, bis 2005 kommissarischer Leiter der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie, sieht neben schwierigen Rahmenbedingungen „hausgemachte Probleme“. Dazu gehörten Fehlbesetzungen auf Chefarzt-Ebene und die Schließung der Abteilung Allgemeine Chirurgie.

Christoph Kiefer
Christoph Kiefer Reportage-Redaktion (Chefreporter)