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Zeichen stehen auf Sturm: Ude sauer auf Klinikum-Spitze

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finanzloch   Im Streit um die Zukunft der städtischen Kliniken stehen die Zeichen auf Sturm, womöglich wackeln sogar Stühle in der Geschäftsführung.

Der Grund: Mit seiner Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag, in der er dringend mehr Geld für die Kliniken forderte (wir berichteten), hat Geschäftsführer Freddy Bergmann die Stadtspitze düpiert. Keine drei Stunden vorher nämlich soll er Oberbürgermeister Christian Ude, der einen Bericht angefordert hatte, telefonisch mitgeteilt haben, dass es noch keine Zahlen gibt.

Ude vertritt als Oberbürgermeister die Stadt, die Alleingesellschafterin der Klinik-GmbH ist. Er sei „überrascht und befremdet“ ließ er gestern mitteilen – eine Formulierung, die in der Sprache der Diplomatie höchste Missbilligung ausdrückt.

Zwei Absätze weiter gibt es in der Stellungnahme, die Ude vom städtischen Presseamt verbreiten ließ, einen Satz, der aufhorchen lässt: „Die Beurteilung der Vorgehensweise der Geschäftsführung obliegt nach den klaren Zuständigkeitsregeln dem Aufsichtsrat.“ Das Gremium ist zuständig für die Bestellung und Abberufung der Geschäftsführung, und schon seit längerem wird gemunkelt, dass Gedanken über eine Abberufung die Runde machen.

Rein rechtlich könnte Bergmann sich angreifbar gemacht haben: Er ist gesetzlich zum gesellschafterfreundlichen Verhalten verpflichtet. Als solches kann man die Pressekonferenz gewiss nicht werten – im Gegenteil: Dass Bergmann sinngemäß gedroht habe, das Klinikum könne in die Pleite rutschen, wenn die Stadt kein neues Geld zuschieße, wertet ein Aufsichtsratsmitglied als „Erpressung auf offener Bühne“.

Elizabeth Harrison, die Sprecherin der Geschäftsführung, soll von der Pressekonferenz gewusst haben. Auch für sie könnte es deshalb eng werden, denn im Stadtrat wird man angesichts nicht enden wollender Probleme und immer neuer Finanzlöcher ungeduldig. Ude jedenfalls spricht, ohne Eingrenzung auf einzelne Personen, von der „Vorgehensweise der Geschäftsführung“.

Lange wird man über mögliche Konsequenzen der Pressekonferenz wohl nicht rätseln müssen: Das Gesetz lässt dem Aufsichtsrat nur zwei Wochen Zeit, um Verfehlungen der Geschäftsführung zu ahnden.

Nicht nur, dass Bergmann die Stadt als Gesellschafterin übergangen hat, wurmt Ude. Er zweifelt auch die Aussagen des kaufmännischen Klinikchefs an. Beim letzten Gespräch mit Klinikum-Chefin Elizabeth Harrison am 21. Oktober im Rathaus sei jedenfalls „mit keinem Wort vorgetragen worden“ dass die stadteigene Gesellschaft neues Geld brauche, um eine Insolvenz abzuwenden. Auch die Stadtkämmerei, so lässt Ude anklingen, halte die Angaben Bergmanns für unzutreffend. Stadtkämmerer Ernst Wolowicz, einer der für das Klinikum zuständigen Betreuungsreferenten, will sich dazu Anfang kommender Woche äußern.

Umweltreferent Joachim Lorenz, Chef des zweiten Betreuungsreferats, war am Freitag nicht für eine Stellungnahme erreichbar, ebenso wenig Bürgermeister Hep Monatzeder, der dem Aufsichtsrat vorsteht. peter t. schmidt

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