Münchner Kliniken:Großer Eingriff

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Wie sich das Klinikum Großhadern weiterentwickeln soll - ein Überblick. (Foto: N/A)

Münchens Krankenhaus-Landschaft wird sich völlig verändern. Die LMU setzt auf medizinische Zentren in Universitätsklinikum in München, das Rechts der Isar leidet unter Platzmangel - und das Stadt-Klinikum unter der Entscheidungsschwäche der Politik..

Von Stephan Handel und Dominik Hutter

Die Münchner Klinik-Landschaft wird in den kommenden Jahren völlig umgebaut. Der bevorstehende Neubau des Bettenhauses in Großhadern ist nur der letzte Schritt, um das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) ganz neu zu strukturieren. Während das zur Technischen Universität (TU) gehörende Rechts der Isar noch auf der Suche nach einem Generalplan ist, gibt es an den fünf Häusern des städtischen Klinikums ebenfalls hohen Sanierungsbedarf - politische Gründe verhindern jedoch Entscheidungen oder auch nur die Entwicklung einer Perspektive für die nächsten Jahrzehnte.

Eine Machbarkeitsstudie über das Hauptgebäude in Großhadern kommt zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung im laufenden Betrieb nicht sinnvoll ist, und empfiehlt stattdessen einen Komplettabriss oder wenigstens einen Teil-Neubau und eine Sanierung des Restes. Dieses Projekt steht ganz am Anfang; noch sind Planung und Kalkulation, geschweige denn ein Baubeginn, Jahre entfernt. Es wäre aber sowieso der Schlusspunkt einer Entwicklung, die das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität seit einigen Jahren vehement vorantreibt.

Das hängt damit zusammen, dass moderne Medizin nicht mehr in Kliniken organisiert ist, die mehr oder weniger zusammenhanglos nebeneinander stehen. Zeitgemäß sind medizinische Zentren, in denen die verschiedenen Disziplinen so vereint sind, wie die Patienten sie benötigen. Mit das beste Beispiel dafür ist das "Neue Hauner", ein Neubau auf dem Campus Großhadern, der bis zum Ende des Jahrzehnts das altehrwürdige Kinderspital am Goetheplatz ersetzen soll. Dort sollen nicht nur Kinder und Jugendliche behandelt werden, auch Geburtshilfe wird angeboten, weil ja bekanntermaßen an Geburten Kinder beteiligt sind, die gelegentlich medizinische Hilfe vom Spezialisten benötigen, also vom Kinderarzt. Eine Geburt in erster Linie als gynäkologisches Problem zu begreifen, ist nicht mehr auf dem Stand der Zeit, weshalb die LMU-Frauenklinik an der Maistraße einen Teil ihrer Entbindungen an das Neue Hauner abgeben wird.

Neu gebaut wird derzeit in Großhadern auch das Operationszentrum, das im kommenden Herbst in Betrieb gehen soll und die meisten Operationen in einem Haus und 32 OP-Sälen zusammenfasst. Direkt gegenüber entsteht das Centrum für Schlaganfall- und Demenzforschung, bereits in Betrieb ist die Radiopharmazie westlich des Hauptgebäudes. Dort soll in nicht zu ferner Zukunft zudem ein Kinder-Palliativzentrum gebaut werden.

Nicht wenige Münchner fürchten, dass durch die Verlagerung von immer mehr Teilen des Uniklinikums nach Großhadern die Versorgung in der Innenstadt leiden könnte. Dem soll die neue Portalklinik entgegenwirken, die von 2014 an der Ziemssenstraße gebaut wird. Hier sollen Patienten aufgenommen werden, die dann - bei kleineren Fällen - gleich dort behandelt werden oder eben an die Spezialkliniken in Großhadern überwiesen werden.

Das Klinikum rechts der Isar ist von einer derartigen Weiterentwicklung noch ein Stück entfernt - was sicher auch daran liegt, dass am Standort in Haidhausen so gut wie kein Platz zur Ausdehnung vorhanden ist und dass der Denkmalschutz manchen medizinisch und organisatorisch sinnvollen Umbau verhindert. Immerhin wird am OP-Zentrum Nord bereits gebaut, Apotheke und Zentralsterilisation sollen demnächst neu entstehen, mittelfristig ein neues Bettenhaus, ein OP-Zentrum Süd und vor allem eine neue, zentrale Notfall-Ambulanz. An der Ecke Einstein-/Trogerstraße wird vom kommenden Jahr an das Translatum gebaut, eine Einrichtung der TU, wo an neuen Arten der Krebsbekämpfung geforscht werden soll.

Wie es bei den Bauten der städtischen Kliniken weitergeht, entscheidet der Stadtrat wohl erst nach der Kommunalwahl. Für Mai wird das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie über die Zukunft der Krankenhäuser Schwabing und Bogenhausen erwartet. Der Stadtrat favorisiert einen Neubau auf dem Schwabinger Areal, der allerdings kleiner ausfiele als der bestehende. Die unwirtschaftlichen Altbauten könnten dann geräumt werden. Im Gegenzug müsste Bogenhausen erweitert und bei laufendem Betrieb saniert werden. Ob das dem kränkelnden Konzern hilft, ist umstritten.

Experten halten nach wie vor ein neues Klinikum für die beste Lösung, in dem alle Abteilungen aus Schwabing und Bogenhausen fusioniert werden. Dass dafür bislang kein Grundstück gefunden wurde, liegt nach Einschätzung vieler Beteiligter vor allem an mangelndem Willen. Wer will sich schon im Wahlkampf für die Schließung von Traditionskliniken rechtfertigen müssen?

© SZ vom 19.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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