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Kliniken suchen wirtschaftliche Erfolgsrezepte

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Wolfart-Klinik Gräfelfing: Spezialisierung auf bestimmte Operationen ist hier eines der Erfolgsrezepte. Foto: rutt
Wolfart-Klinik Gräfelfing: Spezialisierung auf bestimmte Operationen ist hier eines der Erfolgsrezepte. Foto: rutt © -

Würmtal - Fast die Hälfte der bayerischen Krankenhäuser rechnet für das Jahr 2012 mit einem Verlust. Die Kliniken im Würmtal trotzen dem Trend noch.

Allen Würmtaler Kliniken gemeinsam ist, dass sie von der Stadtregion München profitieren. Gerade für die größeren Häuser ist eine hohe Bevölkerungsdichte wichtig für eine gute Auslastung. Trotz der günstigen Lage muss die Asklepios-Klinik in Gauting immer noch Betten abbauen. 2013 reduziert sich in der Klinik, die als ehemaliges Sanatorium vor allem auf Atemwegserkrankungen spezialisiert ist, die Zahl der so genannten Planbetten von 270 auf 250. Die Zahl dieser Betten legt der Krankenhausplan für ganz Bayern fest und berücksichtigt dabei auch die Auslastung in der Vergangenheit.

Modernere Behandlungsmethoden würden die Aufenthaltszeiten verkürzen, teilt ein Sprecher der Asklepios-Klinik mit. Aber auch die in den letzten Jahren in mehreren Stufen vollzogene Umstellung der Abrechnung auf Fallpauschalen dürfte eine Rolle spielen: Die Kliniken haben ein finanzielles Interesse, ein Bett schneller mit einem neuen Patienten zu belegen. Leer stehende Betten sind in Spezialkrankenhäusern aber ohnehin ein geringeres Problem als in großen Häusern, die als alleinige Versorger ganzer Regionen auch weniger oft gebrauchte Abteilungen samt Technik, Fachärzten und Pflegekräften vorhalten müssen.

Das Klinikum Pasing etwa, mit seinen 400 Betten und zahlreichen Fachabteilungen, hätte es in ländlichen Regionen deutlich schwerer. Allerdings gelte auch, dass man sich in einer Wachstumsregion vielen Wettbewerbern stellen muss. „Fakt ist: Ein Krankenhaus ist ein Wirtschaftsunternehmen“, sagt Frank Horn, Geschäftsführer des Klinikums Pasing, das zur Rhön-Klinik AG gehört, neben Asklepios einer der beiden großen deutschen Klinik-Konzerne. Und wo sie können, wählen Patienten heute sehr genau, in welche Hände sie sich begeben. Die Informationsmöglichkeiten sind vielfältig. Die Krankenkassen stellen Behandlungszahlen und Umfragewerte zur Patientenzufriedenheit ins Internet.

Die Unternehmen müssen also abwägen. Mit bis zu 70 Prozent machen Personalkosten den größten Kostenfaktor aus. Gleichzeitig kann sich Personalabbau künftig noch stärker rächen, wenn darunter die Qualität leidet. Der Wettbewerb läuft daher auch über technische Ausstattung und Spezialisierung. Gerade für kleinere Häuser kann eine hochgradige Spezialisierung erfolgversprechend sein. Einige Behandlungen und Operationen bringen höhere Erlöse als andere. Außerdem bringt die Konzentration auf wenige Eingriffe mehr Routine und damit eine Verbesserung der Behandlungsqualität, die im Idealfall sogar internationalen Ruf nach sich zieht.

In die Urologische Klinik Dr. Castringius in Planegg etwa zieht es heute Menschen aus aller Welt. Patienten aus Russland und dem arabischen Raum haben die Klinik mit ihren gerade mal 65 Betten längst für sich entdeckt. „Das beschert uns schon ein Plus“, sagt der Verwaltungsleiter der Urologischen Klinik, Peter Förster.

Die Wolfart-Klinik in Gräfelfing ist neben einer Geburtsklinik vor allem ein beliebter Ort für Hüft- und Knieoperationen. Gerade werden zwei zusätzliche Operationssäle gebaut. „Auch deshalb geht es uns nicht schlecht“, sagt Till Götzner, Vorstandsmitglied und Leiter der Finanzen. Aber auch hier würden die Margen immer kleiner. Das derzeitige Finanzierungssystem über Fallpauschalen könne nicht mehr lange gut gehen. Die Basisfallwerte, die als Berechnungsgrundlage dienen, seien das fünfte Jahr in Folge hinter der Entwicklung der Tariflöhne zurückgeblieben. Ein weiteres Problem, das alle Häuser der Region gemeinsam haben, ist der Fachkräftemangel. Pflege- und OP-Personal sei speziell in und um München kaum noch zu finden.

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