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Defizit der Krankenkassen steigt bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro

Defizit der Krankenkassen steigt bis 2040 auf fast 50 Milliarden Euro (Bertelsmann Stiftung).



Aktuelle Berechnungen der Bertelsmann Stiftung zeigen ein Defizit von 50 Milliarden
Euro bis 2040 in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Um die vorausberechnete
Steigerung der Ausgaben abzudecken, müsste der Beitragssatz bis 2040 von
derzeit 14,6 Prozent schrittweise auf 16,9 Prozent angehoben werden. Die
Gesundheitsexperten der Stiftung sehen Anpassungen in der überalterten
Infrastruktur sowie die finanzielle Unterstützung des Bundes bei den
Beitragssätzen als notwendig an.

Gütersloh, 09. Oktober 2019. Bis 2040 erhöht sich das Defizit in der
Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf fast 50 Milliarden Euro. Das ist das
Ergebnis der Studie „Zukünftige Entwicklung der GKV-Finanzierung“ des IGES Institutes im Auftrag der
Bertelsmann Stiftung. Laut der Prognose geht nach Jahren mit Rekordüberschüssen in der Gesetzlichen
Krankenversicherung ab Mitte der Zwanzigerjahre die Schere zwischen
Gesundheitsausgaben und Beitragseinnahmen wieder auseinander. Um die prognostizierten
Ausgabensteigerungen abzudecken, müsste der GKV-Beitragssatz bis 2040 von
derzeit 14,6 Prozent schrittweise auf
16,9 Prozent angehoben werden. „Die Zeiten eines gleichlaufenden Zuwachses von
Einnahmen und Ausgaben sind vorbei. Die Gesundheitspolitik hat jetzt noch Zeit,
die ihr zur Verfügung stehenden Mittel rechtzeitig zu nutzen, bevor die
Finanzschere weiter auseinandergeht,“ stellt Brigitte Mohn, Vorstand der
Bertelsmann Stiftung, fest. „Die Debatte über den gesundheitspolitisch
sinnvollen Instrumentenmix muss heute beginnen, damit die beschlossenen
Maßnahmen wirken, wenn es darauf ankommt.“

Die von der Bertelsmann Stiftung beauftragten Wissenschaftler des IGES
Instituts haben analysiert, welche Faktoren die Finanzsituation der GKV beeinflussen. Sollte
sich etwa die Einkommensentwicklung in Deutschland zukünftig an den relativ hohen
Lohnsteigerungen der jüngsten Zeit orientieren, müsste der Beitragssatz bis 2040 nur auf 15,4
Prozent steigen.

Im Gegensatz dazu würde ein überdurchschnittlicher Anstieg der Preise im
Gesundheitswesen die Schere weiter auseinandertreiben. Der Beitragssatz könnte
dann 2040 sogar bei 18,7 Prozent liegen. „Die für die Finanzierung des Gesundheitswesens
einflussreichsten Faktoren kommen von außen und lassen sich durch Gesundheitspolitik nicht direkt
beeinflussen“, erklärt Stefan Etgeton, Gesundheits-Experte der Bertelsmann
Stiftung, ein wesentliches Ergebnis der Studie. „Trotzdem sind die
gesundheitspolitischen Instrumente, die die
Kosten reduzieren und die Einnahmen verbessern, nicht wirkungslos“, so Etgeton
weiter.

Kostentreiber sind Menge und Preise bei den medizinischen Leistungen
Die Studie zeigt außerdem, dass für die steigenden Ausgaben weniger die
Alterung der Bevölkerung als vielmehr die Entwicklung von Menge und Preis bei
den medizinischen Leistungen verantwortlich ist. „Eine kluge
Kostendämpfungspolitik, die die Versorgungsstrukturen im
stationären Bereich konsequent konsolidiert, kann dem Defizit in der GKV
wirksam entgegensteuern“, so Etgeton. Auf der Einnahmeseite könnte wiederum der
Bundeszuschuss schrittweise erhöht werden und so die Beitragserhöhung bremsen. Damit würden
auch die Arbeitskosten weniger stark belastet. Wollte man den Beitragssatz dauerhaft auf
15 Prozent stabil halten, müsste der Steuerzuschuss von derzeit 14,5 Milliarden Euro pro
Jahr (das entspricht 7 Prozent der Beitragseinahmen) bis 2040 auf 70 Milliarden
Euro, somit etwa ein Fünftel der Beitragseinnahmen, ansteigen.

Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt der Gesundheitspolitik, der sich
abzeichnenden finanziellen Entwicklung in der Gesetzlichen Krankenversicherung
frühzeitig und ohne Scheuklappen zu begegnen. Kostendämpfungspolitik habe sich in der Vergangenheit als wirksam
erwiesen. Heute müssten vor allem ineffiziente Strukturen im stationären Bereich abgebaut
werden.

Zugleich müssten steigende Beitragssätze dadurch abgemildert werden, dass der
Bundeszuschuss schrittweise angehoben würde.
Auf der Grundlage der Solidarprinzipien der GKV sollte die Debatte über eine
nachhaltige Finanzierung möglichst tabulos geführt werden – auch im Verhältnis
zur privaten Krankenversicherung. „Gesellschaftliche Verantwortungsübernahme
beinhaltet auch, dass die besser gestellten und im Durchschnitt gesünderen
Teile der Bevölkerung sich nicht aus dem Solidarausgleich verabschieden
dürfen“, sagt Brigitte Mohn. Die Herausforderungen der GKV zu bewältigen, ist
eine Frage des sozialen Zusammenhalts in einer Demokratie wie der Deutschlands.

Zusatzinformationen
Für die vorliegende Studie wurde ein Simulationsmodell entwickelt, mit dem die
zukünftige Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben der GKV in unterschiedlichen Szenarien
analysiert werden kann. Auf der Einnahmeseite berücksichtigt das Modell die
Beitragseinnahmen, weitere Einnahmen der Krankenkassen und den Bundeszuschuss. Auf der
Ausgabenseite wurde die Entwicklung der Leistungsausgaben (exklusive Krankengeld), der
Krankengeldausgaben sowie der Nettoverwaltungskosten und der sonstigen Ausgaben
der Krankenkassen modelliert. Als äußerer, übergeordneter Faktor der
Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben der GKV wurde darüber hinaus die demographische Entwicklung
abgebildet. Als Basisjahr für die weiteren Berechnungen wurde entsprechend der
Datenverfügbarkeit das Jahr 2017 gewählt. Sofern für die einzelnen Positionen der Einnahme- und
Ausgabenseite bereits Daten des Jahres 2018 vorlagen, wurden diese berücksichtigt. Das
Zieljahr der Fortschreibungen ist das Jahr 2040.

Quelle: Bertelsmann Stiftung, 09.10.2019

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