Auswüchse des Fallpauschalen-Systems in den letzten 15 Jahren /> Wirtschaftsweiser: Krankenhäuser schließen, um Überkapazitäten abzubauen />

Studie Gesundheit 4.0 Digitalisierung Spectaris mydrg.de





monetization_on

Studie Gesundheit 4.0 Digitalisierung Spectaris

Studie Gesundheit 4.0 Warum Deutschland Leitmarkt der digitalen Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik werden muss und was jetzt zu tun ist (Spectaris, PDF, 1,3 MB).



Die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft birgt enorme Chancen: Laut einer heute veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Roland Berger wird die Medizintechnikbranche in den kommenden Jahren ein großes Potenzial bei Umsätzen und Arbeitsplätzen entfalten. Doch die Chancen wären noch größer, würde die Politik jetzt geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Die Studie, die auf der MEDICA vorgestellt und vom Industrieverband SPECTARIS und der Messe Düsseldorf in Auftrag gegeben wurde, basiert auf einer Befragung von mehr als 200
Medizintechnikunternehmen sowie auf zahlreichen weiteren Experteninterviews mit Versorgern, Start-ups, Kassenvertretern und der Politik.

Laut Prognose werden die Medizintechnikunternehmen im Jahr 2028 alleine mit
digitalen Produkten und Dienstleistungen einen Umsatz von 15 Milliarden Euro
erzielen, aktuell sind es noch 3,3 Milliarden Euro. „Das entspricht einem
jährlichen Umsatzplus von 16 Prozent in diesem Segment“, betont
SPECTARIS-Geschäftsführer Jörg Mayer. „Sollte es zu diesem Anstieg kommen, wird
2028 fast ein Drittel der Umsätze durch digitale Produkte erwirtschaftet. Kein
Zweifel: Hier liegt die Zukunft, denn Medizinprodukte und Services ohne
digitale Komponenten dürften künftig eher die Ausnahme als die Regel sein.“

Digitalisierung verbessert Gesundheitsversorgung

Nicht nur bei den Produkten, auch in den Unternehmen selbst bietet die
Digitalisierung große Chancen. „Das größte Potenzial sehen wir hier im Bereich
Forschung und Entwicklung", erklärt Thilo Kaltenbach, Senior Partner von Roland
Berger. „Denn dank innovativer Technologien lassen sich die Entwicklungszeiten
neuer Produkte erheblich verkürzen. Dadurch steigt auch die Produktivität der
Unternehmen.“ Trotz dieser Effizienzsteigerung erwarten die befragten
Unternehmen einen Netto-Zuwachs bei den Arbeitsplätzen, bis zu acht Prozent in
den nächsten fünf bis zehn Jahren. „In den kommenden Jahren könnten somit über
10.000 zusätzliche Jobs entstehen“, bilanziert Jörg Mayer, betont aber auch:
„Es wird nicht leicht, diese Stellen auch zu besetzen, denn der Mangel an
qualifiziertem Personal gilt schon heute als eines der größten
Wachstumshemmnisse.“

Die Digitalisierung wird vor allem den Patienten zugutekommen, etwa durch neue
Diagnose- oder Therapiemöglichkeiten. Eine Verbesserung der Versorgungsqualität
in den kommenden fünf Jahren erwartet knapp jeder Dritte, im Zeithorizont der
nächsten zehn Jahre sogar fast zwei Drittel der Befragten. „Profitieren können
die Patienten nicht nur durch den effizienteren Einsatz von Ärzten und
medizinischem Personal, sondern auch durch einen einfacheren Zugang zu
spezialisiertem Know-how, etwa indem bei komplizierten Operationen Experten von
benachbarten Unikliniken oder sogar aus dem Ausland virtuell hinzugezogen
werden können“, betont Horst Giesen, Global Portfolio Director Health & Medical
Technologies der Messe Düsseldorf GmbH.

Digital Health kommt in Deutschland nur schleppend voran

Trotz positiver Auswirkungen verläuft die Digitalisierung im deutschen
Gesundheitswesen nur schleppend; führend sind andere EU-Länder:
„Dementsprechend wünschen sich satte 98 Prozent der befragten Unternehmen mehr
Unterstützung durch die Politik. Sie brauchen klare politische
Rahmenbedingungen“, sagt Studienautor Kaltenbach. So attestieren die Befragten
der Gesundheitswirtschaft insgesamt einen eher geringen
Digitalisierungs-Reifegrad. Ihre eigenen Unternehmen sehen sie dagegen
zumindest moderat digitalisiert. Besonders die sektorale Trennung wird als
Problem empfunden. Die Schnittstellen zwischen stationärer, ambulanter und
anderer indikationsspezifischer Versorgung sind bislang kaum oder unzureichend
vernetzt.

„Die Investitionen in digitale Healthcare-Projekte werden meistens nach dem
Gießkannenprinzip verteilt“, bemängelt Kaltenbach weiter. „Wir benötigen also
einen klaren Fokus bei der Verteilung der Investitionen, damit sie an den
relevanten Stellen ankommen und eine deutliche Verbesserung der
Gesundheitsversorgung für die Bürger mit sich bringen."

Somit schließt die Studie mit zehn Handlungsempfehlungen für eine
wettbewerbsfähige digitale Gesundheitswirtschaft. Dazu gehören u.a. eine
nationale eHealth-Strategie, eine Priorisierung der Digitalisierung in den
Medizintechnikunternehmen sowie die Entwicklung eines umfangreichen
Infrastrukturprogramms, das Breitbandinfrastruktur, IT-Sicherheit von
medizinischen Einrichtungen und die IT-Infrastruktur in Krankenhäusern und im
ambulanten Bereich unterstützt.

„Wenn Deutschland jetzt nicht handelt, droht langfristig ein Verlust von
Wettbewerbsfähigkeit, Marktanteilen und Arbeitsplätzen", sagt
SPECTARIS-Geschäftsführer Mayer. „Die mangelnde Digitalisierung dürfte
spätestens langfristig auch in der Patientenversorgung zu spürbaren negativen
Konsequenzen führen; das Ganze wird noch verstärkt durch den sich weiter
verschärfenden Fachkräftemangel und erhöhte regulatorische Anforderungen wie
die neue Medizinprodukteverordnung. Auch besteht die Gefahr, dass innovative
Medizinprodukte zuerst und vorwiegend im Ausland eingeführt werden. Deutschland
fiele damit in der Qualität der Versorgung zurück.“

Quelle: Spectaris, 08.11.2018

« Auswüchse des Fallpauschalen-Systems in den letzten 15 Jahren | Studie Gesundheit 4.0 Digitalisierung Spectaris | Wirtschaftsweiser: Krankenhäuser schließen, um Überkapazitäten abzubauen »

Anzeige: ID GmbH
Anzeige