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Blackout im Krankenhaus: Masterarbeit zur Krisenfestigkeit mydrg.de





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Blackout im Krankenhaus: Masterarbeit zur Krisenfestigkeit

Blackout im Krankenhaus: Gemeinsam erarbeiteter Krisenvorsorgeplan für den Notbetrieb essentiell (FH Burgenland).



Besonders dramatisch wären die Auswirkungen eines längerfristigen Blackouts auf das Setting Krankenhaus. Zu welchen Problemen es dort käme und wie die heimischen Krankenanstalten sich darauf vorbereiten, untersuchte der FH Burgenland Absolvent Florian Frühwirth für seine Masterarbeit. Er befragte dazu
unter anderem den Krisenexperten Herbert Saurugg.
Ein finsterer Krankenhausgang.
Jedes Krankenhaus braucht einen Krisenplan. Für seine Masterarbeit fasste FH
Burgenland Absolvent Florian Frühwirth zusammen, was dieser beinhalten sollte.

Pinkafeld, 27. September 2022 – Im Masterstudiengang Gesundheitsmanagement und
Integrierte Versorgung der FH Burgenland beschäftigte sich Florian Frühwirth in
seiner Masterarbeit mit dem allgegenwärtigen Thema Blackout. Er beforschte den
Einfluss eines Blackouts auf die Abläufe in Krankenhäusern und ermittelte
geeigneten Strategie, mittels denen zumindest eine teilweise Vorbereitung auf
dieses Szenario möglich ist. „Aufgrund mangelnder Erfahrungswerte im
deutschsprachigen Raum, gestaltete sich die Literaturrecherche schwierig. In
den USA gibt es mehr Literatur zum Thema, da es dort bereits mehrfach zu
längerfristigen, großflächigen Stromausfällen kam“, so Frühwirth. Neben dem
Durchforsten der verfügbaren Literatur sprach er für seine Arbeit mit insgesamt
sieben Expertinnen und Experten, darunter Führungskräfte genauso wie
Techniker*innen aus privaten und öffentlich geführten Krankenanstalten. Auch
Blackout-Experte Herbert Saurugg nahm sich für den Studenten Zeit.

Notstromaggregate in Krankenhäusern vorhanden
Stromausfälle stellen für die gesamte Gesellschaft eine massive Bedrohung dar.
Im Setting Krankenhaus verschärft sich die Lage aus vielerlei Gründen. „Im
Falle einer Krise ist an einen Regelbetrieb nicht zu denken“, schickt Frühwirth
voraus. Das sei spätestens seit Corona offensichtlich. Bei einem Blackout
würden Krankenanstalten auf einen abgeschwächten Betrieb umstellen, das sei
unter den optimalsten Umständen für eine bis zwei Wochen möglich. „Der
Gesetzgeber schreibt vor, dass es in jedem Krankenhaus Dieselaggregate mit
einem gewissen Treibstoffvorrat gibt“, so der Absolvent. Im Ernstfall würden
Beleuchtung, Kühlung, Heizung auf das notwendigste Maß reduziert. Auch der
Einsatz von medizinischen Geräten würde auf dringend lebenserhaltende Maßnahmen
reduziert.

Jedes Krankenhaus braucht einen Krisenplan
Laut Frühwirths Interviewpartner*innen ist das Bewusstsein für eine mögliche
Blackout-Gefahr in den Institutionen angekommen.


Es herrscht Konsens darüber, dass jedes Krankenhaus einen Krisenplan braucht.
In der Umsetzung sind die Einrichtungen jedoch unterschiedlich weit.

Florian Frühwirth, Absolvent der FH Burgenland

So gäbe es etwa Spitäler wie das AKH in Wien, das einmal jährlich den Ernstfall
mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchspiele. Das, also die
Einbindung aller Beschäftigten, sei außerordentlich wichtig. Nur, wenn Jede*r
weiß, was wann zu tun ist und diese Abläufe auch trainiert werden, besteht eine
Chance, die Einrichtung am Laufen zu halten.

Das Krankenhaus Feldkirch etwa setzt sich zum Ziel, neun Tage Notfallversorgung
garantieren zu können. Die Verantwortlichen dort arbeiten seit 2016 an diversen
Maßnahmen. Große Investitionen wurden getätigt. Experte Saurugg plädiert dafür,
sich als Krankenhaus auf 14 Tage Notversorgung einzustellen, da im Falle eines
Blackouts auch zunehmend die Aufgaben von Pflegeheimen oder niedergelassenen
Ärzten übernommen werden müssen.

Unplanbarkeit erschwert die Lage
Insgesamt sei es, laut Florian Frühwirth, äußerst schwierig, sich auf etwas
derart Unplanbares wie ein Blackout vorzubereiten. Denn, auch wenn im
Krankenhaus im Ernstfall alles optimal läuft, gibt es unzählige Risikofaktoren,
die von außen einwirken. „Je länger das Blackout dauert und je größer die Not
in der Bevölkerung wird, desto größer ist auch die Gefahr, dass Menschen Orte
wie Krankenhäuser stürmen, weil es dort Wärme oder Nahrung gibt.“ Manche
Krankenhäuser haben aus Gründen des Gebäude- und Personenschutzes
Vereinbarungen mit dem österreichischen Bundesheer oder anderen
Blaulichtorganisationen abgeschlossen. Eine Alternative erprobt Krisenexperte
Saurugg aktuell mit der Stadt Linz. 26 safe points in der Stadt sollen im
Ernstfall die Allgemeinbevölkerung mit dem Nötigsten versorgen.

Doch die Reihe an möglichen Problemfällen ist nicht enden wollend. Wenn der
Verkehr zusammenbricht, ist keine Versorgung des Krankenhauses mit
Lebensmitteln, Medikamenten oder Diesel für die Notstromaggregate möglich.
Genauso werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr an ihren
Arbeitsplatz pendeln können oder auch zu stark in die Versorgung ihrer eigenen
Familien eingebunden sein, um zur Arbeit erscheinen zu können. Wenigstens in
Sachen Kommunikation sind Krankenhäuser wie alle anderen
Blaulichtorganisationen für den Stromausfall gerüstet. Die Kommunikation kann
über ein Funk-Netz, das sogenannte Tetra-Netz erfolgen.

Notfallmaßnahmen für Krankenhäuser
Folgende Punkte konnte Florian Frühwirth durch seine Beschäftigung mit dem
Thema als essentielle Maßnahmen definieren.

Für die Gesamtkoordination der Krisenvorsorge muss ein*e Verantwortliche*r
inkl. Stellvertretung bestimmt werden.
Möglichkeiten der Kommunikation mit örtlichen Krisenstäben, mit
Blaulichtorganisationen, benachbarten Krankenhäusern und dem Katastrophenschutz
müssen erörtert werden.
Personaleinsatzpläne müssen erstellt werden. Sämtliche Mitarbeiter*innen müssen
bei einem solchen Notfall selbständig agieren können, wie im gemeinsam
erarbeiteten Krisenvorsorgeplan festgelegt.
Weiters muss abgeschätzt werden, wie lange der Notbetrieb mit den zur Verfügung
stehenden Ressourcen laufen kann.
Die Laufzeit der Notstromaggregate und die Möglichkeit sie wieder aufzutanken
sind ebenfalls festzustellen. Katastrophenmedizinische Versorgung für
mindestens zwei Wochen ist vorzubereiten.
Die Notversorgung für Personal und Patient*innen ist vorzubereiten (Bekleidung,
Verpflegung, Hygiene, Ruhemöglichkeiten, etc.)
Vorbereitungen für eine gemeinde- bzw. bezirksweite gesundheitliche
Notversorgung müssen getroffen werden.

Quelle: FH Burgenland, 27.09.2022

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