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S2k-Leitlinie für Diagnostik und Therapie der Multiplen Sklerose

S2k-Leitlinie für Diagnostik und Therapie der Multiplen Sklerose (DGN, PDF, 4,6 MB).



Heute wurde die aktualisierte und erweiterte S2k-Leitlinie der DGN zur Diagnostik und Therapie der Multiplen Sklerose (MS) publiziert. Neu sind unter anderem konkrete Angaben, ob, wann und welche der verlaufsmodifizierenden Immuntherapien indiziert sind. So werden
zunehmend neue Substanzen der letzten Jahre Eingang in die tägliche Praxis finden, wodurch die individuell angepasste Behandlung der MS-Patienten weiter verbessert werden kann. Adressaten sind alle
mitbetreuenden Versorgungsbereiche. Erstmals haben an der konsensbasierten
Leitlinie auch zwei betroffene Patientenvertreterinnen mitgearbeitet.
Herausgeber ist die Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für
Neurologie.

Jährlich erhalten mehr als 10.000 Menschen in Deutschland die Erstdiagnose
Multiple Sklerose (MS). Insgesamt gibt es derzeit in Deutschland über 250.000
Betroffene. Die MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen
Nervensystems (ZNS), die meistens zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr beginnt,
zu Beginn in Schüben verläuft und im Verlauf von Jahren zu bleibenden
neurologischen Einschränkungen führen kann.

Pressemitteilung zum Download

Durch die intensive MS-Forschung in den letzten Jahren gibt es neue
Erkenntnisse zur Diagnostik und zahlreiche neue Therapieoptionen, so dass eine
Aktualisierung der Leitlinie von 2012 erforderlich wurde. Herausgeber dieser
vollständig überarbeiteten, erweiterten Leitlinie ist die Deutsche Gesellschaft
für Neurologie (DGN) e. V. Beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen
sind die Schweizerische Neurologische Gesellschaft (SNG-SSN), Österreichische
Gesellschaft für Neurologie (ÖGN), Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) e.
V., Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) e. V., Deutsche Fachgesellschaft
für Aktivierend-therapeutische Pflege (DGATP) e. V., Deutsche Gesellschaft für
Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e. V., Deutsche Multiple Sklerose
Gesellschaft (DMSG) Bundesverband e. V., Deutscher Verband für Physiotherapie
(ZVK) e. V., Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) e. V. , NeurologyFirst, eine
unabhängige Initiative von Neurologen, und die Neuromyelitis optica
Studiengruppe (NEMOS). Erstmals haben an der konsensbasierten S2k-Leitlinie
auch Betroffene bzw. Patientenvertreter mitgearbeitet, um deren Perspektiven
besser zu berücksichtigen. Leitlinienkoordinator und federführender Autor war
Prof. Dr. Bernhard Hemmer von der Universitätsklinik der TU München.

Was ist neu?
Die MS-Diagnostik wurde durch die Revision der McDonald-Diagnosekriterien 2017
vereinfacht (Liquoruntersuchung sowie MRT-Untersuchung mit definierten
Sequenzen; erweiterte Labordiagnostik nur bei entsprechendem klinischem
Verdacht). Neu wurden der MS verwandte Erkrankungen wie die
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) und die MOG-IgG-assoziierten
Erkrankungen als eigenständige Krankheitsentitäten aufgenommen.
Die verlaufsmodifizierenden MS-Medikamente (DMT/„disease modifying therapies“)
wurden in drei Wirksamkeitskategorien eingeteilt – anstelle des bisherigen
Behandlungs-Stufenschemas. Die Eingruppierung erfolgte anhand der
Schubratenreduktion aus den Zulassungsstudien. Zur Wirksamkeitskategorie 1
gehören Betainterferone, Dimethylfumarat, Glatirameroide und Teriflunomid, zur
Kategorie 2 Cladribin, Fingolimod sowie Ozanimod und zur Kategorie 3
Alemtuzumab, CD20-Antikörper (Ocrelizumab, off label Rituximab) und
Natalizumab. Mit zunehmender Wirksamkeit nehmen allerdings auch die seltenen
unerwünschten schweren Arzneimittelwirkungen zu.
Die immuntherapeutische Behandlung wird der Erkrankungsaktivität zugeordnet.
Auch werden definierte Einstiegs-, Wechsel- und auch Ausstiegsszenarien
vorgestellt, und es wird auf spezielle Situationen eingegangen (z. B.
Schwangerschaft und Stillzeit sowie MS bei Älteren und Kindern/Jugendlichen).
Die Medikamenten-Neuzulassungen werden explizit benannt. Dazu gehören drei
sogenannte Sphingosin-1-Phosphat-(S1P-)Rezeptormodulatoren: Fingolimod (auf dem
Markt seit 12/2018) ist jetzt auch für Jugendliche und Kinder ab zehn Jahren
mit hochaktiver, schubförmige MS zugelassen. Bei aktiver, sekundär
progredienter MS (SPMS; Nachweis durch Schübe und MRT) steht nun Siponimod
(seit 1/2020) zur Verfügung und schließlich Ozanimod (seit 5/2020) zur
Behandlung bei aktiver schubförmig-remittierender MS (RRMS).
Ocrelizumab, ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen CD20 (ein Antigen
der B-Lymphozyten) ist als erste Therapie der frühen PPMS (primär progrediente
MS) zugelassen (2/2018). Für schubförmige Erkrankungen des
Neuromyelitis-optica-Spektrums (NMOSD) mit positiven AQP4-Antikörpern wird der
humanisierte monoklonale Antikörper Eculizumab empfohlen (verfügbar seit
8/2019).
„Durch die innovativen Medikamente können die Schubfrequenz und die messbare
Krankheitsaktivität erfolgreich gesenkt werden“, erläutert Prof. Dr. Bernhard
Hemmer, München, federführender Autor und Leitlinienkoordinator. „Die heute
verfügbaren Optionen erlauben eine individuelle, nach Verlauf,
Krankheitsaktivität und persönlichem Risikoprofil adaptierte Therapie. Die
neuen Leitlinien haben dabei beratenden Charakter – natürlich ohne der
ärztlichen Therapiefreiheit zu enge Grenzen zu setzen.“

„Diese neuen, handlungsorientierten Empfehlungen waren dringend notwendig, um
die optimale Versorgung der MS-Patienten nach aktuellem Wissensstand zu
gewährleisten“, kommentieren Prof. Steinmetz, Frankfurt, und Prof. Kastrup,
Essen, die Vorsitzenden der Kommission Leitlinien der DGN. „Durch die schnelle
Entwicklung der neurologischen Forschung und Implementierung der
Studienergebnisse in die tägliche Routine kann ein Verlust an Lebensqualität
der Betroffenen zunehmend besser aufgehalten oder sogar verhindert werden.“

Literatur
[1] Hemmer B et al. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose,
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten
Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2021, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie
(Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online:
www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 10.05.2021)


https://dgn.org/leitlinien/ll-030-050-diagnose-und-therapie-der-multiplen-sklerose-neuromyelitis-optica-spektrum-erkrankungen-und-mog-igg-assoziierten-erkrankungen/

Quelle: DGN, 10.05.2021

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