Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) hat heute sein aktuelles Gutachten zur bedarfsgerechten Steuerung der Gesundheitsversorgung im Rahmen einer Regionalkonferenz für die norddeutschen Bundesländer in Hamburg vorgestellt. Das Gutachten gibt unter anderem Empfehlungen zum Ausbau der sektorübergreifenden Versorgung, der Weiterentwicklung der Krankenhausfinanzierung und zur bedarfsgerechten Ausgestaltung der Notfallversorgung. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks hat die Empfehlungen des Gremiums gemeinsam mit ihren Amtskolleginnen und Amtskollegen aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie Mitgliedern des Sachverständigenrates diskutiert.
„Die Empfehlungen des Sachverständigenrates sind eine wichtige Grundlage für
die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems. Insbesondere die Vorschläge
zum zur stärkeren Vernetzung der ambulanten und stationären Versorgung und zur
bedarfsgerechten Ausgestaltung der Notfallversorgung liefern uns wichtige
Impulse für die weitere Debatte“, so Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia
Prüfer-Storcks. Sie plädierte dafür, bei der Bedarfsplanung die ambulante
fachärztliche und die stationäre Versorgung gemeinsam in den Blick zu nehmen,
um flexibler entscheiden zu können, ob Behandlungen ambulant erbracht werden
können oder einen Krankenhausaufenthalt erfordern. Die Länder seien bereit, bei
der Planung mehr Verantwortung zu übernehmen.
Der SVR-Vorsitzende Prof. Ferdinand Gerlach betont: „Ich freue mich über das
große Interesse, das unser aktuelles Gutachten in Gesundheitspolitik,
Selbstverwaltung und Wissenschaft findet. Dem Rat war wichtig, das Thema
bedarfsgerechte Steuerung in seiner ganzen Breite anzugehen – von der
Selbststeuerung besser informierter Patienten bis hin zu einer koordinierten
Vernetzung der Versorgungsstrukturen.“
Neben Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks nahmen auch die niedersächsische
Ministerin Dr. Carola Reimann, der schleswig-holsteinische Minister Dr. Heiner
Garg und Minister Harry Glawe aus Mecklenburg-Vorpommern teil. Eine gemeinsame
Podiumsdiskussion der vier Ländervertreter mit den Ratsmitgliedern Prof.
Ferdinand Gerlach, Prof. Jonas Schreyögg und Prof. Eberhard Wille stand im
Zentrum der Veranstaltung.
Zuvor hatten Mitglieder des SVR wesentliche Empfehlungen des aktuellen
Gutachtens vorgestellt. So präsentierte Prof. Jonas Schreyögg vom Hamburg
Center for Health Economics (HCHE) Ansätze zur Verbesserung der
Betriebskostenfinanzierung von Krankenhäusern. Dabei sprach er sich dafür aus,
eine Differenzierung der Vergütung nach Versorgungsstufen einzuführen und
pauschale Vergütungselemente zu stärken, indem der Vorhaltebedarf von Kliniken
gezielt berücksichtigt wird. Um zudem die Attraktivität ambulanter Leistungen
am Krankenhaus zu fördern, könnte für bestimmte Operationen eine Mischvergütung
zwischen den bisherigen Vergütungssätzen von Kliniken und von Niedergelassenen
angewendet werden.
Prof. Eberhard Wille sprach darüber, wie die Gesundheitsversorgung an der
Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung verbessert werden
kann. Er empfahl einen stärker sektorenübergreifenden Ansatz sowohl bei der
Planung als auch bei der Erbringung von Gesundheitsleistungen. Hierfür
präsentierte er unterschiedlich weitreichende Lösungen und konkrete
Vorschläge, wie die Regelungen zur integrierten Versorgung entbürokratisiert
werden könnten.
ZUM HINTERGRUND
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen
(SVR) ist ein unabhängiges Gremium der Politikberatung, dessen Mitglieder vom
Bundesministerium für Gesundheit für die Dauer von vier Jahren berufen werden.
Er hat unter anderem die Aufgabe, regelmäßig Gutachten zur Entwicklung in der
gesundheitlichen Versorgung vorzulegen und Möglichkeiten und Wege zur
Weiterentwicklung des Gesundheitswesens aufzuzeigen. Das aktuelle Gutachten und
weitere Informationen sind online unter: http://www.svr-gesundheit.de abrufbar.
Sachverständigenrat stellt Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens vor - Bedarfsgerechte Steuerung der Gesundheitsversorgung (Hamburg, Download, PDF, 11 MB).